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slamtofakie Goldmember
Anmeldungsdatum: 03.03.2003 Beiträge: 407 Wohnort: karlsruhe |
Verfasst am: Di Mai 20, 2003 12:15 am Titel: an alle die unbedingt fliegen wollen |
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Liebe Leute.
Da ich das seltene Privileg geniessen durfte, einen Thread gewidmet bekommen zu haben - und ich diese einmalige Gelegenheit nun reichlich dazu genutzt habe, dummes Zeug zu schreiben - möchte ich noch etwas Ernstes hinzufügen.
Bevor ich das aber tue, möchte ich mich bei Euch allen bedanken, die Ihr mir so nett begegnet seid.
Und Dir, Miriam, widme ich einen ganz besonderen Dank: Für diesen Thread und für Deine E-mails.
Seit drei Jahren bin ich dabei und ich habe etwas über 250 mal meinen Senf dazu gegeben, mal ernst, meistens lustig, aber immer völlig daneben...:
Es ist nicht wahr, daß ich IN diesem Board lebe. )
Aber ich bin immer gerne hier gewesen, auch wenn ich manchmal traurig darüber war, zu sehen, wieviel Energie Ihr darauf verwendet habt, Euch gegenseitig zu zerfleischen, anstatt eine Reihe zu bilden und Euch gegenseitig zu helfen.
Ihr habt mich mit stoischer Ruhe ertragen, und dafür möchte ich Euch danken.
Und Euch von meinem Traum erzählen.
Meinen Traum widme ich
Antoine de saint Excupery.
Und seinem "Kleinen Prinzen".
Dem schönsten Buch, das ich jemals lesen durfte.
Mein Traum:
Ich träume davon, daß wir alle, alle die fliegen, eine Gemeinschaft bilden. Egal ob Cockpit oder Kabine, denn da oben sind wir auf uns alleine gestellt. Nur da oben...? - Nein. Auch hier, auf der Erde: Wir sind immer allein.
Nicht nur mit dem Portemonaie, sondern auch im Geiste, mit dem Herzen sollten wir eine Gemeinschaft bilden.
Einander helfen anstatt einander zu zerfleischen.
Ich träume davon, daß die Alten die Jungen bei der Hand nehmen und ihnen die Begeisterung erhalten, die sie einst selbst gespürt- und zu bewahren versucht haben. Und daß wir zu dem zurückkehren, was die Fliegerei einst war.
Nur die Sicherheit von heute sollten wir mitnehmen.
Ich wünsche mir, daß wir die Kraft besitzen, dieses mörderische Hamsterlaufrad, zu dem sich die Fliegerei entwickelt hat, anzuhalten: Wir verkaufen Zeit.
Und je mehr Zeit wir verkaufen, desto schneller vergeht die Zeit und wir müssen noch mehr Zeit bereitstellen, weil immer mehr Zeit gefordert wird.
Das kann nicht gut enden. Und das wird es auch nicht, wenn wir dem nicht Einhalt gebieten werden.
Ich wünsche mir, daß zukünftig nicht mehr der Beruf des Piloten die höchsten Scheidungsraten aufweist, sondern daß wir in eine humane Arbeitswelt zurückkehren, wo Cockpit und Kabine nicht mehr wie Schachfiguren hin- und hergeschoben werden. Oder wie Schlachtvieh zum Metzger getrieben wird.
Daß der Pilot, der bereits seit zwanzig Jahren fliegt, seinen Frust und seine Sehnsucht nach einem geregelten Leben nicht mehr an der Bar eines Hotels ertränken muß.
Ich wünsche mir, daß wir unsere Freunde nicht mehr nur am Telefon hören, sondern daß wir sie regelmäßig wiedersehen können. Daß wir eine sozial verträgliche Komponente zurückbekommen.
Ich wünsche mir, daß wir niemals mehr von einem Absturz erfahren müssen. Ich selbst habe zuvielen Fliegern die letzte Ehre erwiesen: Niemals mehr mit ihnen reden zu können, schmerzt noch immer.
Anstatt zu spekulieren, woran es gelegen haben mag, ob der Pilot schuld war oder nicht, sollten wir uns die letzten Minuten und Sekunden vergegenwärtigen, als der Cockpit-Besatzung klar wurde, daß sie zum letzten Male durch die Wolken in den blauen Himmel gestoßen waren. Und daß sie niemals wieder die Sonne sehen werden.
Von "Normal-Flight-Conditions" in einen "Emergency" zu rutschen, geht schneller, als sich irgendjemand von uns vorstellen kann.
Anstatt mit unserem Fachwissen zu glänzen, sollten wir in diesem Augenblick an die Frauen und Kinder denken, die zurückbleiben. Familienangehörige, die niemals wieder über die Türschwelle treten werden.
Treten wir nicht neunmalklug und alleswissend dort auf, wo leise wir sein sollten:
Der nächste könnten wir sein.
Und wenn dann doch einer gehen muß, so sollten wir daraus lernen und für diese Erkenntnis dankbar sein, für die der Kollege sterben mußte und die uns vielleicht eines Tages das Leben retten wird.
Ich wünsche mir, daß wir zusammen die Zivilcourage aufbringen, "Nein!" zu sagen. Daß wir zu einer starken Einheit zusammenfinden und keiner unsere Gemeinschaft unterläuft.
Ich wünsche mir, daß die Öffentlichkeit erfährt, was hier bei uns abgeht.
Wie wir geknechtet werden, wie wir uns prostituieren müssen, um unseren Job zu behalten.
Oder einen zu kriegen.
Ich wünsche mir, daß die Fluggesellschaften öffentlich an den Pranger gestellt werden und ihr Tun ruchbar wird:
Niemals wieder sollte ein Mensch, der seinen Traum verwirklicht, straffrei gemolken werden können wie eine Hochleistungskuh.
In keinem Beruf, aber ganz besonders nicht in unserem.
Ich träume davon, daß sich Ausbildung und Bedarf bei uns wieder die Waage halten und nicht hunderte - vielleicht sogar tausende - arbeitslos und von einem Schuldenberg erdrückt, keinen Horizont mehr sehen können.
Ich wünsche mir, daß die jungen Menschen erkennen, daß unser Beruf kein Traumberuf mehr ist.
Aber daß wir alle daran arbeiten, ihn wieder zu einem zu machen.
Das verlangt Rückgrat von jedem Einzelnen, aber es ist nicht unmöglich.
Ich wünsche mir, daß sich eines Tages ein paar "Alte Adler" zusammenfinden und eine Stiftung gründen, deren einziger Zweck es ist, jungen, mittellosen Menschen den Einstieg ins Fliegerleben zu ermöglichen:
Fliegen zu dürfen, darf nicht zu einer Frage der Herkunft verkümmern.
Ich wünsche mir ein Fliegerleben, das nicht geprägt ist von Neid und Mißgunst, Hetze und Streß, Verschiebung und Prostitution.
Eines, wo es sich wieder lohnt, von einem Traumberuf zu reden.
Und daß diese jungen Piloten einst selbst zu alten Adlern werden und ihrerseits diese Tradition weiterführen. Aus Überzeugung.
Ich wünsche mir, daß wir endlich medizinische Schutzbestimmungen bekommen, die verhindern, daß die durchschnittliche Lebenserwartung eines Piloten bei 67 Jahren liegt.
Daß wir täglich durchleuchtet werden und manchmal beim Aufwachen nicht mehr wissen, in welchem Land wir sind und welcher Tag heute ist, sollte die Ausnahme sein.
Und nicht die Regel.
Ich wünsche mir, daß man als Pilot in Anstand und Ehre alt werden kann, ohne Angst haben zu müssen, daß man eines Tages den Ansprüchen nicht mehr genügt und wie ein altes Auto auf dem Schrott landet.
Daß man, wenn man nicht mehr fliegen kann, ausgemustert wird, wie ein Ersatzteil.
Ich wünsche mir, daß jeder Pilot, der heute und in Zukunft fliegen wird, niemals durch seine wirtschaftliche Situation korrumpiert werden möge: Daß jeder Pilot frei von wirtschaftlichen Zwängen entscheiden kann und -darf.
Ich wünsche mir, daß jeder von Euch, der diese Zeilen jetzt liest, seine Pension erleben möge. In Ruhe, Anstand und vor allem im Frieden mit sich und seiner Berufung.
Und daß jeder von uns eines Tages friedlich in seinem Bett einschlafen möge.
murdock
the one and only _________________ carpe diem |
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Jessie Goldmember
Anmeldungsdatum: 04.02.2003 Beiträge: 300 Wohnort: irgendwo bei München |
Verfasst am: Di Mai 20, 2003 6:59 am Titel: |
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Also was den kleinen Prinzen angeht, so kann ich dir zustimmen: ich hab ihn auch gelesen, allerdings auf französisch. Aber hab ich was falsch verstanden oder bist DU Murdock?!? |
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slamtofakie Goldmember
Anmeldungsdatum: 03.03.2003 Beiträge: 407 Wohnort: karlsruhe |
Verfasst am: Di Mai 20, 2003 8:45 am Titel: ich bin niemals murdock |
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nein, murdock ist der "gute geist" von pilots.de
ich hab das nur mal hier reinkopiert weil ich es lesenswert fand
M _________________ carpe diem |
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Jessie Goldmember
Anmeldungsdatum: 04.02.2003 Beiträge: 300 Wohnort: irgendwo bei München |
Verfasst am: Di Mai 20, 2003 11:45 am Titel: |
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Ach so, jetzt komm ich mit ich kenn diesen Murdock nämlich auch aus diversen (kontroversen) Postings bei pilots.de... |
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AgentH18 Captain
Anmeldungsdatum: 14.04.2003 Beiträge: 269 Wohnort: 49,08022°Nord ; 9,97188°Ost |
Verfasst am: Di Mai 20, 2003 3:34 pm Titel: |
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super zeilen. es drückt aus, wie der beruf des piloten ist, mein daddy ist selbst pilot und er fühlt sich genau so.....aber nicht nur er, sondern auch unsere familie. klar ist es schön, so einen besonderen beruf zu machen, doch zu welchem preis. der beruf des piloten kann und muss wieder zu einem traumberuf werden, bei dem es spaß macht, tag für tag wieder ins cockpit zu steigen und den flug über die wolken zu genießen. aber wann wird dies wieder so sein, oder überhaupt ncoh einmal....????
tschüssi _________________ There's no better way to fly.....
Lufthansa |
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AvroPilot Captain
Anmeldungsdatum: 03.05.2003 Beiträge: 120 Wohnort: D'Dorf am Rhein |
Verfasst am: Do Jun 05, 2003 8:18 pm Titel: |
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.........all das wünsche ich mir auch.
Beste Grüße
derAvroPilot _________________ Cheers!
www.ecomm-media.de |
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vman Captain
Anmeldungsdatum: 17.02.2003 Beiträge: 67 Wohnort: Großraum Stuttgart |
Verfasst am: Do Jun 05, 2003 9:04 pm Titel: Treffender kann man es nicht ausdrücken. |
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Dem ist nichts hinzuzufügen.
Außer vielleicht: Nothing Else Matters. _________________ "Ein Optimist ist ein Mensch, der glaubt, daß die Zukunft ungewiß ist." Edward Teller |
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funky Captain
Anmeldungsdatum: 20.05.2003 Beiträge: 173 Wohnort: zwischen Frankfurt und Mannheim |
Verfasst am: Do Jun 05, 2003 10:18 pm Titel: |
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wow _________________ I don´t suffer from insanity, i enjoy every minute of it |
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