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Erfahrungsbericht der BU am 14.03.2012

 
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ekibyo4LH
Bruchpilot
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Anmeldungsdatum: 13.02.2012
Beiträge: 6

BeitragVerfasst am: Di März 27, 2012 4:51 pm    Titel: Erfahrungsbericht der BU am 14.03.2012 Antworten mit Zitat

Erfahrungsbericht meiner Berufsgrunduntersuchung (BU) am 14. März 2012 beim DLR für die Deutsche Lufthansa

Trotz der Tatsache, dass ich nicht in den Recall gekommen bin, möchte ich dennoch einen Erfahrungsbericht schreiben, weil auch ich persönlich sehr von diesem Forum profitiert habe und Euch an meinen Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

Vorbereitung
An erster Stelle stand natürlich das Pilotenboard, welches ich mir schon von Beginn an als Startseite meines Browsers eingerichtet habe. Sehr hilfreich sind natürlich die Erfahrungsberichte, die der BU ein Bild geben und man eine ungefähre Vorstellung des Ablaufs hat, was ungemein hilft und vor allem äußerst beruhigt.
Als Lektüre habe ich mir „Physik für Schule und Beruf“ (u.a. Eckhard Ignatowitz), „Der Pilotentest“ (Hesse/Schrader) und „Beruf-Pilot“ (Klaus-Jürgen Schwahn) zugelegt. Zusätzlich habe ich selbstverständlich für Physik noch das Skript gelernt.
Für Mathe habe ich alte Aufzeichnungen aus Schulzeiten raus gekramt, das Matheskript von Hesse/Schrader (aus „Der Pilotentest“) und zusätzlich die Quadratzahlen bis 40 und Kubikzahlen bis 10 auswendig gelernt, wie es in fast jedem Erfahrungsbericht zu lesen ist. Was sich ebenfalls hervorragend zur Vorbereitung auf Mathe eignet ist die „Mimir – Kopfrechnen“ Applikation für das iPhone, dessen „lite“ Version in meinen Augen vollkommen ausreicht. Das Programm lehrt recht nützliche Tipps, von denen man unter Umständen richtig profitieren kann.
Um mich auf den Englischtest vorzubereiten, habe ich in den vergangenen drei Monaten viele Filme und Serien (wie z.B. „The Big Bang Theory“, „Two and a Half Men“ oder „How I Met Your Mother“) in englischer Sprache angesehen und englische Zeitschriften bzw. Bücher gelesen. Zudem habe ich die grundlegende Grammatik wiederholt und diverse Synonym- u. Redewendungen-Listen, die im Board kursieren, durchgelesen. Vereinzelt habe ich mich auch auf „freerice.com“ durchgeklickt, was sicher nicht schaden kann.
Bezüglich des MIC habe ich lediglich das PDF des DLR gelesen und ein wenig mit dem Flight Simulator X von Microsoft „trainiert“. Ich verfüge über den Joystick von Logitech „Extreme 3D Pro“, welcher auch in der BU zum Einsatz kommt.
Den größten Teil meiner Vorbereitung habe ich dennoch mit den CBTs verbracht, die ich zu Beginn allerdings eher selten geklickt habe. Erst in der heißen Phase (ca. 3-4 Wochen zuvor) bin ich aktiv geworden und habe erfreulicherweise auch schnell Fortschritte vermerken können. Skytest habe ich nicht verwendet.

Vortag
Einen Tag vor meiner BU bin ich aus München mit dem Zug angereist und anschließend im MotelOne (sehr zu empfehlen!) eingecheckt. Schließlich habe ich mich gegen 18 Uhr mit einem weiteren Bewerber getroffen, der leider der einzige war, der sich zu diesem Termin im Forum gemeldet hatte (letztlich stellte sich aber heraus, dass viele mitgelesen haben, ohne registriert gewesen zu sein…).
Damit wir uns am kommenden Tag nicht verlaufen, sind wir den Weg zum DLR probehalber abgelaufen und haben auf dem Rückweg eine Kleinigkeit bei Burger King gegessen. Schon während wir unseren Burger verschlungen haben, hatten wir das Gefühl, dass es hier nur so von FQ´lern und BU´lern wimmelt. Überall glaubten wir Bewerber für die Lufthansa zu sehen!
Als wir beim Verlassen des Restaurants ein paar Jungs im Anzug über „SIM“ und „Interview“ haben sprechen hören, haben wir sie spontan angesprochen. Unschwer zu erraten, hatten alle bereits ihren ersten FQ-Tag soeben erfolgreich hinter sich gebracht. Wir beschlossen uns später in der Lobby des MotelOne auf ein Getränk zu treffen. Zuvor wollte ich mich noch mit ein paar Snacks und Getränken (beim Lidl um die Ecke) für die BU eindecken.
Bei einem Beruhigungsbierchen hat man sich dann über die Erfahrungen der Vorbereitung bzw. der BU ausgetauscht. Sehr schnell bekommt man das Gefühl, dass bei der Lufthansa die Bewerber nicht gegeneinander, sondern vielmehr miteinander kämpfen, um den gemeinsamen Traum zu verwirklichen!
Die Unterhaltung mit Gleichgesinnten hilft enorm, um die Nervosität zumindest ein wenig zu senken. Auf diese Weise lassen sich die Nerven wirklich am besten in den Griff bekommen.

Obwohl ich am Abend sehr müde war, konnte ich nur schlecht einschlafen. Kurzzeitig bin ich nochmal kurz aufgestanden, um meine 100 gestellten Wecker zu checken und konnte anschließend Gott sei Dank für wenige Stündchen schlafen. Am nächsten Morgen habe ich trotz des üppigen Frühstückbüffets lediglich eine halbe Nutella-Semmel/Brötchen runter bekommen. Während dessen lernten wir weitere Mitstreiter für die anstehende BU kennen, denen es ähnlich erging.
Dann ging es auch schon los, etwa 15 bis 20 Minuten zu Fuß zum DLR-Gebäude. Die frische Luft tut nochmal gut. Wir sprachen uns einander Mut zu und redeten über Alternativen, falls es am heutigen Tag eben nicht reichen sollte. Vor dem Gebäude standen schon einige Bewerber, nach und nach kamen mehrere dazu. Gegen 07:45 Uhr sind wir schließlich im Pulk in den 5. Stock mit dem Aufzug gefahren und haben uns in den Warteraum begeben. Friedhofsstimmung hin oder her, solltet ihr zuvor bereits einen oder mehrere Mitstreiter kennen gelernt haben, dann ist das Ganze halb so schlimm.

Kurz nach 08:00 Uhr kam ein Psychologe in den Warteraum, begrüßte uns mit ein paar einleitenden Worten und bat uns im Prüfungsraum Platz zu nehmen. Jacken und Taschen legt man hinten im Raum an einer provisorisch eingerichteten Garderobe ab und nimmt lediglich die wichtigen Papiere (Personalausweis, biografische Unterlagen, Datenschutzerklärung, Erklärung über frühere & schwebende Verfahren und das Trainingsprotokoll) mit zu sich an den Platz, wo bereits eine Klarsichtfolie bereit liegt. Auf jedem Monitor stehen dem Alphabet geordnet der jeweilige Name und das Geburtsdatum.
Nach den einleitenden Worten der Testleiterin, wurden die Papiere (in der Folie) eingesammelt und das „Motivations“-Video des Cargo-Piloten gestartet. Er liest definitiv seinen Text ab, auffälliger geht es kaum. Das sorgte bei mir für Erheiterung, sodass die Nervosität kurz vor Beginn der Tests nochmal ein wenig sank.
Anschließend begann die Instruktion zum ersten Test. Fragen können meist vor und nach jeder Instruktion gestellt werden. Erst dann, wenn sich keiner mehr meldet oder gar keine Fragen erst aufkommen, wird der Test gestartet.


1. VMC – Visuelle Merkfähigkeit
Die Reihenfolge war: 1 x 2-Back, 2 x 3-Back, 2 x 4-Back, 1 x 5-Back. Teilweise sind es andere Symbole als im CBT, teilweise aber exakt dieselben. Dieser Test war im CBT schon nicht mein Favorit, dementsprechend habe ich mir nicht wirklich viel davon erhofft. Jedoch lief es gar nicht so schlecht, wie es diverse Male zuhause der Fall war. Die ersten beiden Stufen (2- und 3-Back) sind absolut machbar, solange man konzentriert bei der Sache ist. Bei den letzten zwei Stufen (4- und 5-Back) ist es wohl das Beste, sich lediglich die Farben zu merken und zu hoffen, dass man vereinzelt die Symbole aus dem visuellen Gedächtnis noch abrufen kann.
Generell sagt man ja, dass dieser Test der Demotivation der Bewerber dienen soll. Aber bereits nach dem ersten Test aufzugeben, ist wohl das dümmste, was man überhaupt machen kann. Also bloß nicht den Kopf hängen lassen!

2. TVT – Technisches Verständnis (40 Aufgaben)
Viele Aufgaben konnte ich recht fix beantworten, einige habe ich aber auch zunächst übersprungen und erst am Schluss via Übersichtsfunktion bearbeitet. Generell durchaus machbar, da sich das Niveau am CBT orientiert. Ein gewisses Glück, was den Aufgabenpool betrifft, braucht man jedoch schon. Denn der Schwierigkeitsgrad variiert recht stark, wie sich in der anschließenden Pause im Gespräch mit den Mitstreitern herausstellte…

10 Minuten Pause

3. RMS – Akustische Mehrfähigkeit (25 Aufgaben)
Durchschnittlich sollte ich 4-5 Zahlen geschafft haben, einige Male auch mehr, nur sehr selten weniger. Zu Beginn war ich etwas erstaunt, wie leise doch die Anweisungen sind. Die Lautstärke lässt sich nicht ändern! Ich persönlich bin mit der Stimme aus der BU jedoch besser zurechtgekommen, als mit der aus dem CBT. Ansonsten alles wie daheim.
Bei der Eingabe gilt zu beachten, dass mit der DEL-Taste die letzten zwei (!) Ziffern eurer bereits eingetippten Zahlenreihe gelöscht werden. Falls man das vergessen sollte, kann es unter Umständen extrem ärgerlich sein.

4. SKT – Konzentration
Abgesehen davon, dass die Punkte in der BU unwesentlich kleiner als im CBT sind, sind die Farben bis auf blau (= eher helles Türkis) soweit identisch. Alles sieht genauso aus, wie daheim. Also arbeitet konzentriert und zügig!
Ich persönlich habe die „C-Methode“ angewandt, bei der man den Zeigefinger der linken Hand für das obere Merkmal benutzt, den Daumen der linken Hand für das untere Merkmal und den Zeigefinger der rechten Hand, falls kein Merkmal zutraf. Auf diese Weise konnte ich recht schnell klicken, habe aber dennoch den Endbildschirm nicht erreicht. Soweit ich das beurteilen kann, hat das auch kaum jemand im Raum geschafft.
Von anderen Mitstreitern ebenfalls so empfunden, werdet Ihr ungewöhnlich oft die „kein Merkmal“-Taste drücken müssen. Wichtig ist, sich dadurch nicht verunsichern zu lassen und in jeden Fall konzentriert zu bleiben. Der Test strengt nach einer Weile wirklich an und bringt den Kopf zum Qualmen, vor allem weil man nicht weiß, wann er endet.
Meine persönliche Einschätzung ist eigentlich relativ gut, auch wenn ich vermutlich nicht ganz an die Leistung des zuhause geübten CBTs anknüpfen konnte.

10 Minuten Pause

5. PPT – Würfelklappen (40 Würfel, 20 Minuten)
Ich bin bis Würfel 34 gekommen. In der vorgegebenen Zeit sind natürlich generell auch alle 40 Würfel möglich. Ich persönlich habe aber meistens ein zweites Mal die fünf Auswahlmöglichkeiten durchgeguckt, um auch wirklich sicher zu gehen, den Richtigen erwischt zu haben.
Falsche Antworten werden negativ bewertet, also ist Korrektheit oberstes Gebot! Die ersten 20 Würfel sind recht einfach und zügig zu beantworten, danach steigt der Schwierigkeitsgrad allmählich an. Vermutlich hätte ich auch noch mehr Würfel schaffen können, wenn ich mir nicht allzu viel Zeit gelassen hätte, um 100% sicher zu gehen. Oft bin ich vier Würfel durchgegangen, von denen letztlich keiner der Richtige war. Somit hätte ich theoretisch sofort den fünften einloggen können, jedoch hab ich auch diesen untersucht und erst dann eingeloggt, wenn ich mir sicher war, dass der fünfte tatsächlich der Richtige ist. Das kostet Zeit, aber wie gesagt: Korrektheit ist oberstes Gebot!
Während meiner Vorbereitung habe ich mir diverse Würfelmuster aus dem CBT nachgebastelt und sich einander berührende Kanten farblich markiert. Oft habe ich damit dann einfach nur ein wenig gespielt, bis daraus schließlich enorm bessere Werte im CBT resultierten und er zu einem meiner Lieblingstest mutierte.

6. KRN – Kopfrechnen (25 Aufgaben)
Sowohl das Niveau der Aufgaben, als auch die entsprechenden Zeitvorgaben empfand ich als sehr fair. Dennoch habe ich mir mit dem Umstieg auf die ausschließlich akustische Aufgabenstellung recht schwer getan. Abhängig vom Schwierigkeitsgrad der jeweiligen Aufgabe, hat man mal mehr und mal weniger Zeit. Fünf Sekunden bevor die Zeit abgelaufen ist, ertönt ein Piepston (ähnlich dem aus CBT LVL3) und es werden die verbleibenden Sekunden angezeigt.
Solltet ihr Quadratzahlen bis 40 und Kubikzahlen bis 10 auswendig gelernt haben (u. entsprechende Wurzeln!), sind einige Aufgaben netterweise geschenkt. Ansonsten reicht die Palette querbeet von Summen und Differenzen, über recht einfache Produkte und Divisionen, bis hin zu simplen Prozentaufgaben. Negative Ergebnisse sind möglich!
Ihr solltet darauf achten, dass das „O“ von OK der „0“ des Zahlenpads unverschämt ähnlich sieht und ihr somit schneller ein noch nicht vollständig eingetipptes Ergebnis eingeloggt habt, als ihr KRN sagen könnt. Zudem sollte euch bewusst sein, dass die DEL-Taste eure gesamte Eingabe löscht und NICHT nur jeweils eine Zahl. Das kann ebenfalls durchaus problematisch werden, falls man nur eine Ziffer korrigieren möchte und der Piepston schon ertönt. Leider ist mir das gleich mehrere Male passiert, was mich sehr geärgert hat und ich wusste, dass hier wesentlich mehr drin gewesen wäre!
Bekanntermaßen lässt sich der Kopfrechentest mit dem schriftlichen Rechnen (RAG) ausgleichen, welcher mir deutlich besser gelungen ist, aber dazu später mehr.

10 Minuten Pause

7. MIC – Monitoring and Instrument Coordination (Probe: ~ 45 Minuten, gewertet: 15 min)
Um auf diesen Test gut vorbereitet zu sein, sollte man sich, wie oben erwähnt, das PDF des DLR in jedem Fall zu Gemüte führen und gegebenenfalls zuhause ein wenig am Flugsimulator üben, um sich mit den Instrumenten vertraut zu machen. Auf diese Weise lernt man, wie sie sich bei bestimmten Flugmanövern bewegen.
In der BU bekommt man jedoch Fahrtmesser, Kompass und Höhenmesser nochmal separat voneinander erklärt und darf anschließend ein wenig damit üben. Wie bereits bekannt, gibt es eine Schubanzeige, die man mithilfe eines + und eines – regulieren kann. Zudem wird gegen Ende des Tests zusätzlich noch eine Akustikaufgabe gestellt, bei der es gilt innerhalb einer vorgelesenen Zahlenreihe den roten Button zu drücken, falls die dritte ungerade Zahl folgt, den grünen Button, falls die dritte gerade Zahl aufeinander folgt.
Vonseiten des DLR wird nochmal explizit betont, dass der MIC keine realistische Simulation darstellen soll! Dennoch empfand ich die teils sehr heftigen „Turbulenzen“ (wenn man sie denn als solche bezeichnen darf) etwas irritierend, die mich dazu gezwungen haben, stellenweise recht krasse Korrekturbewegungen durchzuführen. Zusätzlich die Akustikaufgabe zu lösen, ist definitiv nicht leicht, aber machbar. Stellt sich nur die Frage, wie groß der Kulanzbereich ausfällt…
Bevor ihr eine Aufgabe angeht, solltet ihr euch zuvor im Kopf gedanklich vorsagen, was zu tun ist, also z.B. in welche Richtung der Joystick gelenkt werden muss.

1 Stunde Mittagspause. Ich bin mit einigen zum Bäcker beim Lidl gegangen, Alternativen werden euch von der Testleiterin mitgeteilt.

8. RAG – Mathematikkenntnisse (21 Aufgaben, 40 Minuten)
Nach der Pause liegen auf jedem Platz ein weißer DIN A4-Zettel und ein Bleistift mit verstellbarer Mine. Glücklicherweise habe ich (gefühlt) einen einfacheren Aufgabenpool erwischt als andere, wie ich in der nächsten Pause im Gespräch mit ihnen erfuhr. Das Niveau hat sich stark am CBT orientiert. Bis auf eine bzw. zwei Aufgaben, habe ich mit Sicherheit alle richtig beantwortet. In der Hoffnung damit den nicht allzu guten KRN wieder ausgeglichen zu haben, hatte ich wieder ordentlich Mut und Zuversicht getankt, um motiviert weiterzumachen.

9. OWT – Optischer Wahrnehmung (20 Aufgaben)
In diesem Test tat ich mir erwartungsgemäß etwas schwer, vielleicht sogar schwerer als im CBT. Vermutlich lag es an der Nervosität und an der Tatsache, dass die Instrumente ein bisschen anders aussehen. Jedenfalls solltet ihr mit eurem Stuhl ein wenig zurückrucken, damit das Auge beim Ablesen der Werte nicht allzu weit über den Bildschirm wandern muss. Erstaunlich wenige haben das gemacht. Ich persönlich habe die „Gegenüber“-Methode angewandt ( 1=5, 2=6, 3=7, 4=8 ), die in meinen Augen relativ gut funktioniert hat.
Es gibt einen „Nicht Gesehen“-Button, den ich sicherlich viele Male schlichtweg zu oft benutzen musste. Alle vier Instrumente hatte ich nur selten, oft hatte ich drei, meistens aber nur zwei, kaum nur einen Wert abgelesen. Auch wenn OWT nicht 100%ig zufriedenstellend lief, wollte ich zumindest bei den verbliebenen Tests nochmal alles geben. Rückschläge lassen sich in meinen Augen recht schnell wegstecken, weil man in den Pausen erfährt, dass es den anderen absolut genauso erging und nahezu jeder über dumme Fehler klagt.

10 Minuten Pause

10. ROT – Würfelkippen (25 Aufgaben)
Während meiner Vorbereitung war dies mein absoluter Hasstest, nicht zuletzt wegen dieser nervtötenden Stimme, die zeitweise richtige Aggressionen in mir entstehen ließ. Wenige Wochen vor der BU hat es aber Klick gemacht und es begann sogar richtig Spaß zu machen. In der BU lief es dann dementsprechend gut.
Allerdings gehöre ich wohl zu den wenigen, die keinerlei Tricks (2D-Methode, imaginäre Flasche/Dose/Stift) anwenden. Gleich zu Beginn der Vorbereitung habe ich mir einen solchen Würfel gebastelt und auf einer Seite mit einem „X“ versehen. Anschließend habe ich auf LVL1 des CBT mit dem Würfel in der Hand geübt und ihn bei jeder Anweisung gedreht. Während dessen habe ich mir den Würfel genauestens angesehen. Als dies nach einer Weile selbstverständlich nicht mehr wirklich anspruchsvoll genug war, habe ich den Würfel beiseitegelegt und ihn ausschließlich im Gedächtnis gedreht, während ich mir die Bilder, die ich mir zuvor eingeprägt habe, vorgestellt habe. Zudem habe ich manche Anweisungen der guten Dame einfach ausgeblendet bzw. ignoriert, d.h. falls z.B. das Kreuz vorne ist und die Anweisung „links“ lautet, muss man sich lediglich weiterhin die jetzige Position (vorne) merken. Oder falls das Kreuz rechts ist und die Anweisung „hinten“ lautet, ist die Position nach wie vor rechts. Das funktionierte glücklicherweise auch sehr gut in der BU.
Die Geschwindigkeit der Ansagen variiert im Verlauf des Tests: anfangs extrem langsam, danach etwas schneller und schließlich doch recht zügig. Je schneller die Anweisungen, desto leichter wird der Test im Grunde genommen. Denn somit besteht die Gefahr nicht, die aktuelle Position zu vergessen, was bei den langsamen Ansagen durchaus passieren kann.
Ungefähr bei der Hälfte dieses Tests klingelte zum Ärgernis aller Teilnehmer das Handy einer der Bewerber, trotz des im gesamten 5. Stock des DLR-Gebäudes geltenden strikten Handyverbots. Besonders störend war das für Leute (wie mich) in den hinteren Reihen, nahe der Garderobe.
Im Anschluss an den Test nahm die Testleiterin (sichtlich genervt) kurz Bezug darauf und meinte, dass dies der Lufthansa zur Auswertung mitgeteilt werde… Tut mir leid, aber das bezweifle ich stark!

11. 16PF – Psychologischer Test (183 Fragen, 28 Minuten)
Schwer zu sagen, was die Lufthansa von einem Bewerber bei den jeweiligen Fragen für Antworten hören möchte. Aber in der knappen halben Stunde, die für diesen Test vorgesehen sind, bleibt selbstverständlich keine Zeit, sich Gedanken darüber zu machen.
Fest steht, dass bei diesem Test die Persönlichkeit der einzelnen Bewerber auf 16 Merkmale reduziert wird. Natürlich werden die gegebenen Antworten nicht einzeln ausgewertet. Viel mehr geht man davon aus, dass die Lufthansa anhand der Werte eine Art Skala erstellt, an der die Persönlichkeit „abgelesen“ werden kann. Werden grobe Abweichungen von einer gewissen „Norm“ festgestellt, fällt dies vermutlich negativer auf, als ein ausgeglichener Bewerber, der eine „gesunde“ Skala aufzeigt. Hier lautet die Devise einfach zügig und ehrlich antworten. Es gibt immer nur zwei Extreme zur Auswahl, quasi schwarz/weiß bzw. ja/nein. Selbstverständlich fällt es einem schwer sich bei einigen Fragen festzulegen, aber eine Antwort à la „teils-teils“ gibt es leider nicht! Manche Fragen ähneln sich im Inhalt, also wäre es in meinen Augen nicht verkehrt, ähnliche Fragen gleich zu beantworten.
Beantwortet man alle Fragen ohne viel nachzudenken recht spontan, dann reicht die Zeit dicke und man darf früher in die Pause.

10 Minuten Pause

12. ENG – Englischkenntnisse (60 Aufgaben)
Bei diesem Test hatte ich nicht wirklich gravierende Probleme, auch wenn mir ein paar Redewendungen und vereinzelt Synonyme sehr spanisch vorkamen. Vermutlich hatte ich auch hier einen etwas einfacheren Aufgabenpool als meine Mitstreiter…
Sofern die grundlegende englische Grammatik sitzt, sollte diese in der BU auch kein Hindernis darstellen. Viele Fragen kann man allein durch Sprachgefühl und Ausschlussverfahren lösen.

13. PHY – Physikalisches Verständnis
Das war wohl mein mit Abstand schlechtester Test überhaupt an diesem Tag. Zwar wusste ich bereits vor der BU, dass Physik definitiv nicht zu meinen Stärken zählen wird, aber dass ich dermaßen versagen werde, hätte ich nie gedacht. Mir scheint, als hätte sich mein Glück der vorangegangenen Aufgabenpools mit ein wenig Pech (ausgerechnet) im Physiktest ausgleichen müssen!
Natürlich ziemlich enttäuscht, war ich dennoch im ersten Moment sehr froh nun endlich die Berufsgrunduntersuchung hinter mich gebracht zu haben. Zu meinem Nachbar meinte ich schon total happy: „Juhuu, das war der letzte Test, wir haben die BU geschafft!“
DENKSTE…

Die Testleiterin schickte uns ein letztes Mal für 10 Minuten in die Pause.

Zurück im Prüfungsraum gab sie anschließend folgende Worte von sich:
„So, kommen wir nun zum nächsten und letzten Test der heutigen BU. Wir möchten jetzt nochmal ihr TECHNISCHES VERSTÄNDIS prüfen.“ Ein Raunen der Bewerber ließ sich nicht unterdrücken, meine Wenigkeit mit eingeschlossen. Was zur Hölle?
Kam doch jetzt tatsächlich noch eine Art TVT 3, genannt TEC…

14. TEC – Technisches Verständnis (30 Aufgaben, 20 Minuten)
Wir schreiben bereits fast 18 Uhr. Die Konzentration nimmt allmählich ab, während die Müdigkeit stetig zunimmt. Den gesamten Test über habe ich mich unendlich geärgert, nochmal einen gewerteten Test zum technischen Verständnis bearbeiten zu müssen. Keiner im Raum hatte offenbar damit gerechnet (höchstens mit einem nicht gewerteten „Probetest“, wie es üblicherweise der Fall ist). Mein Nachbar hatte noch gescherzt, dass die Testleiterin uns nach der Pause wahrscheinlich lediglich ganz trocken verabschieden möchte, mit den Worten: „Sie haben Ihre BU hiermit geschafft, auf Wiedersehen!“ Dem war leider nicht so…
Wie auch immer, mit diesem Test habe ich mit Sicherheit nichts mehr reißen können, eher im Gegenteil. Erst recht hab ich damit Physik nicht mal im Ansatz ausgleichen können… Ehrlich gesagt habe ich von diesem TVT 3 schon einmal in einem Erfahrungsbericht gelesen, aber in den darauffolgenden fehlte dieser Test wieder, sodass ich dachte, dass das eine veraltete Information sei. Ob dieser Test vielleicht nur vereinzelt stattfindet, vielleicht alle 13 Wochen? (Wie ich soeben festgestellt habe, fand dieser Test einen Tag zuvor ebenfalls statt…)

Danach war aber wirklich Schluss und wir durften gehen. Einerseits sichtlich geknickt, andererseits auch wirklich froh darüber, die BU hinter uns gebracht zu haben, ging es mit drei Mitstreitern, die ich schon zu Beginn der BU kennen gelernt habe, zurück ins MotelOne in die Lobby. Dort angekommen gönnten wir uns ein Bierchen. Die meisten reisten leider am selben Abend noch ab. Ich blieb noch 3 Übernachtungen, um mir die Stadt anzusehen.

Wie eingangs erwähnt habe ich leider keinen der ersehnten DIN A5-Umschläge im Briefkasten vorfinden können, dennoch bin ich in jedem Fall froh, mich beworben zu haben. Denn die Erfahrung, die man an diesem Tag macht, ist Gold wert und kann einem nicht genommen werden. Außerdem muss man sich in Zukunft nicht vorwerfen, es nicht zumindest versucht zu haben. Allerdings ist die Enttäuschung natürlich extrem groß, denn trotz langer und guter Vorbereitung (vermutlich) letztlich an Physik zu scheitern tut weh. Diese Chance war einmalig. Selbst wenn ich den Recall Zettel erhalten hätte und nach der FQ Schluss gewesen wäre, hätte ich immerhin eine Erfahrung mehr gewonnen. Und wer weiß, vielleicht hätte es sogar gereicht… Der Traum hat jetzt aber endgültig ein Ende!
Alternativen wie SWISS, Air Berlin oder gar Bundeswehr wäge ich eher ab und verfolge nun meinen Plan B.

Vielen Dank nochmal an all die Leute, die ich kennen lernen durfte! Es hat sehr viel Spaß mit euch gemacht und hat die Nervosität sehr in Grenzen gehalten. Auch wenn wir uns vermutlich niemals in Phoenix treffen werden, sieht man sich bekanntermaßen immer zweimal im Leben!

In diesem Sinne wünsche ich allen, die ihre BU oder FQ noch vor sich haben, viel Erfolg und alles Gute!

Mit freundlichen Grüßen
_________________
BU: 14.03.2012


Zuletzt bearbeitet von ekibyo4LH am Mi März 28, 2012 9:28 am, insgesamt einmal bearbeitet
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LHFreighter
Captain
Captain


Anmeldungsdatum: 14.02.2010
Beiträge: 146

BeitragVerfasst am: Di März 27, 2012 5:02 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für den tollen Bericht und weiterhin viel Erfolg bei deinem Plan B Wink
PS: Was sehr hilfreich finde, ist das du die Zeit mit angegeben hast, die man in den Tests hat. Wink
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Cranberry
Bruchpilot
Bruchpilot


Anmeldungsdatum: 26.03.2012
Beiträge: 13
Wohnort: Frickingen

BeitragVerfasst am: Di März 27, 2012 11:58 pm    Titel: Antworten mit Zitat

toller bericht ..sehr ausführlich Wink
schade das es nich geklappt hat : Confused
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mungo
Navigator
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Anmeldungsdatum: 21.03.2012
Beiträge: 37

BeitragVerfasst am: Fr Apr 06, 2012 9:14 pm    Titel: bu Antworten mit Zitat

top erfahrungsbericht, wohl der beste den ich gelesen habe!
auch von mir viel erfolg bei deinem plan B und danke für die ausführlichen tipps und infos!
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