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Erfahrungsbericht BU, FQ und Bw Phase I-III

 
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Bruchpilot
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Anmeldungsdatum: 15.01.2011
Beiträge: 1

BeitragVerfasst am: Sa Jan 15, 2011 10:45 am    Titel: Erfahrungsbericht BU, FQ und Bw Phase I-III Antworten mit Zitat

Nachdem ich nun die Eignungstests bei Lufthansa und Bundeswehr (Trapo/Jet) hinter mir habe, möchte ich hier einmal einen Überblick geben, was ich alles durchgemacht habe.
Mir haben Onlineforen doch sehr geholfen mich auf die BU, FU und Phase I-III vorzubereiten.
Leider muss man hier auch sagen, dass viele Threats absoluter Müll sind, wo man sich eher duelliert, wer die meiste Ahnung hat, als einen anständigen Überblick zu verschaffen.

Die Reihenfolge der Aufnahmetests ist so, wie ich sie auch durchlaufen habe. Also ist in dieser Beschreibung Lufthansa und Bundeswehr gemischt( Phase I (1), BU, Phase I (2), Phase II, FQ, Phase III).

Bei mir war es so, dass ich so im Februar 2009 mir Gedanken machen musste, was ich denn jetzt konkret nach dem Abitur machen sollte. Ich bin ganz meinen Interessen gefolgt und habe mich gleichzeitig bei der Lufthansa und der Bundeswehr auf die Pilotenlaufbahn beworben.

Phase I (1)
Die Bundeswehr hat mich deutlich früher ins OPZ (Phase I) eingeladen und Mitte Mai fuhr ich so in die Mudra Kaserne in Köln-Porz. Die Anreise war bei mir montags bis 15 Uhr. Es lohnt sich aber schon deutlich früher anzureisen, um sich ein wenig an das Umfeld zu gewöhnen und die Stube zu beziehen. Danach geht es in den großen Unterrichtssaal, der sich in dem Block gegenüber von dem Unterkunftsblock befindet. Dort bekommt man zuerst einmal eine Präsentation über das, was uns die nächsten Tage am OPZ erwartet.
Danach werden Persönlichkeitsfragebögen herumgereicht, die man „mal so nebenbei“ (Zitat) ausfüllen soll. ACHTUNG: Auf den Bogen beziehen sich später alle Psychologen und versuchen einem daraus einen Schuh zu machen.
Dieser Bogen enthält Fragen wie: Interessen, Hobbies, Lieblings-/ Hassschulfächer, Stärken, Schwächen, soziales Engagement.
Macht euch schon vorher klar, was ihr da hinschreibt, dann ist das Ganze relativ wasserdicht. Aber man muss aufpassen irgendetwas zu erfinden, was gar nicht auf einen zutrifft. Die Psychologen merken das!
Danach gibt es noch einen Bogen zum Thema Studienwahl mit, den man abends ausfüllen soll. Man soll drei Studienfächer in der Reihenfolge aussuchen, wie man diese am liebsten studieren will (ich hatte ME, LRT und Maschinenbau angegeben) und dann seine Auswahl begründen. Danach geht es in Bett und nach einer sehr kurzen Nacht und einem Brötchen zum Frühstück wieder in den Unterrichtssaal, wo man dann seinen Studienfragebogen abgibt und einen Aufsatz zu zwei ähnlichen Wörtern schreiben muss. Es kommen Wortpaare wie Söldner/Soldat oder Dumm/Ignorant vor. In 30 Minuten soll man so zirka eine A4 Seite schreiben und Gemeinsamkeiten und Unterschiede hervorheben.
Sowohl von dem Studienwahlbogen, als auch von dem Aufsatz habe ich nie wieder etwas gehört.
Ist das geschafft bekommt man den Laufzettel, wo alle Stationen für diesem Tag für einen drauf stehen. Der Ablauf kann sich also unterscheiden.
Für mich ging es zuerst zum Arzt. Geprüft werden Augen, Gehör und Statur (Wirbelsäule gerade?, Größe, Gewicht, etc). Das kann man kaum beeinflussen. Nach der Untersuchung bekommt man mitgeteilt, was man mit den medizinischen Ergebnissen machen kann und was nicht. Entweder es passt oder eben nicht.
Danach ging es für mich in den computergestützten Mathetest. Der hat es in sich, denn fast NUR dieser Test entscheidet über die Studieneignung (kann man Geschi oder doch Maschinenbau studieren?). Abgefragt wird alles, was im Abitur vorkommt. Selbst als Mathe-Lkler kam ich doch manchmal ins Stutzen. Es gibt 60 Aufgaben in 90 Minuten. Wenn man ungefähr die Hälfte davon richtig hat gehört man schon zu den Guten.
Man bleibt gleich an seinem PC sitzen und macht dann noch den Persönlichkeitstest mit 127 Fragen. Dabei geht es um die Themen Alkohol, Rauchen, Drogen, Ausländertoleranz, usw. Wenn man sich hier nicht in Widersprüche oder Extreme verfängt hört man von diesem Test auch nie wieder etwas.
Nach einer kurzen Pause ging es dann noch einmal in den Computerraum, um den Fliegertest zu machen. Es hört sich wilder an, als es ist. Man hat ein Quadrat mit ich glaube 4x4 Kästchen. Man bekommt eine Linie gezeigt, die sich durch ein paar Quadrate schlängelt. Die Linie verschwindet und man muss diese nun nachzeichnen. So wie ich das mitbekommen habe, haben diesen Test bei mir alle bestanden.
Danach ging es zu den Gruppensituationen. Am Anfang gab es 2 Diskusionen. Auch hier gibt es unterschiedlichste Themen. Unsere Gruppe (4 Bewerber und 2 Psychologen zur Beaufsichtigung) musste ein Thema wie „die Parkplätze für ein Fußballspiel sind nicht mehr benutzbar“ bearbeiten und dafür eine Lösung finden. Dabei kommt besonders auf eine gute Zusammenarbeit in der Gruppe an. Die Psychologen wollen sehen, dass man seine Ideen einbringt, aber auch auf andere eingeht und zu einem gemeinsamen Ergebnis beiträgt.
Im Anschluss haben wir dann eine halbe Stunde Zeit gehabt uns mit einer ähnlichen Problemstellung auf einen Vortrag vorzubereiten. Der sollte nicht zu lang und auch nicht zu kurz sein. 5 Minuten ist ein guter Ansatz. Man soll von dem Problem beide Seiten abwägen, für sich entscheiden, was die besseren Argumente sind und zu einem Ergebnis kommen. Außerdem soll man dann die nächsten Schritte für die Problemlösung ansprechen und sehen, wie man die benachteiligte Seite auch noch einigermaßen zufriedengestellt werden kann.
Ein Thema war: „Jugendfreiheit; Strandurlaub oder Städtereise?“
Hier ist es besonders wichtig, dass es Sinn macht, was ihr sagt und noch wichtiger, dass ihr ruhig bleibt. Man möchte sehen, dass ihr auch unter Stress noch belastbar seit. Immerhin gucken euch alle aus der Gruppe an und nach jedem Satz scheinen sich die Psychologen Notizen zu machen.
Danach ist die Gruppenphase vorbei und die Psychologengespräche fangen an. Dabei geht es einzeln wieder zu den beiden Psychologen rein. Das ganze kann man als Bewerbungsgespräch ansehen. Es geht um Motivation, warum man Pilot werden will, Wissen über die Bundeswehr, wie die Ausbildung abläuft und ob man sich genau genug über seine Zukünftigen Aufgaben informiert hat. Das ganze wurde bei mir so gut gelegt, dass ich noch nicht einmal mehr Mittagessen gehen konnte.
Bei dem Gespräch war es für mich vorbei (keine Angst; ich war auch bei Pase II und III; einfach weiterlesen^^). Ich war deutlich zu nervös und habe mich von den Psychologen in die Ecke drängen lassen, bis ich mich in Widersprüchen verfangen habe.
Da ging es also niedergeschlagen für mich nach Hause.

BU
Schon kurz nach dem OPZ wurde ich schon nach Hamburg für die Berufsuntersuchung für die Lufthansa eingeladen. Innerhalb von 2 Tagen arbeitet man sich durch 10 Computertests. Viel hierzu lohnt es sich eigentlich gar nicht zu sagen, da die Übungsprogramme, die das DLR im Voraus bereitstellt, eine sehr gute Vorbereitung geben. Bei uns vielleicht 50 Bewerbern gab es eigentlich kaum einen Unterschied, ob man sich nun mit den DLR Übungsprogrammen oder Skytest, etc vorbereitet hat. Nach jedem Test gibt es eine kleine Pause. Nach 2-3 Tests gab es dann eine etwas längere Pause, um sich etwas zu entspannen. Nutz das auch aus! Sonst wird es richtig schwer über den Tag zu kommen. Zum Schluss haben wir noch einen nicht angekündigten Test bekommen. Sonderlich schwer war dieser nicht und es ist auch nicht klar, ob der überhaupt mitbewertet wurde.
Ist man mit allem Fertig, geht es wieder nach Hause und wartet 2-3 Wochen auf sein Ergebnis. Ich habe eine Einladung für die FQ bekommen, die bis April 2010 auf sich warten ließ.

In der Zwischenzeit habe ich mein Abitur gemacht und sofort danach mit dem Wehrdienst angefangen. So habe ich die Truppe kennengelernt und gesehen, dass mir die Bundeswehr, auch wenn ich beim Heer war und nicht bei der Luftwaffe, doch sehr zusagt. Also habe ich mich erneut für die Offizierlaufbahn beworben. Im Gegensatz zur Lufthansa kann man bei der Bundeswehr die 1. Phase nach 6 Monaten wiederholen. Im März 2010 ging es für ich dann ein zweites Mal zum OPZ.

Phase I (2)
Im Grunde lief alles wieder wie beim ersten mal ab. Die Tests, bis auf die Gruppensituationen, die ich bereits geschafft hatte, musste ich nicht noch einmal wiederholen. Diesmal lief das Gespräch mit den Psychologen hervorragend. Ich kannte die Truppe und wusste genau was ich wollte und wie die Ausbildung bis ins Detail abläuft. Somit durfte ich noch bleiben.
Abends gab es dann noch eine Vorstellung aller Studiengänge für eine bessere Übersicht für die Einplanung am nächsten Tag. Für den fliegerischen Dienst gibt es danach noch einen Vortrag über die nächsten beiden Phasen.
Der Rest des Abends ist frei. Doch man ist so müde, dass einem nicht so zum Feiern ist.
Am nächsten Morgen geht es dann noch zum Sporttest. Geprüft wird der PFT (physical fitness test). Es gibt 5 Übungen: Pendellauf (4x11m), Sit-ups, Bw-Liegestütze, Standweitsprung und 12 Minuten Lauf. Ich glaube, dass selbst die unsportlichsten Bewerber diesen Test bestehen. Also darum würde ich mir gar keine Gedanken machen. Ich habe auch von noch keinem gehört, der diesen Test nicht geschafft hat.
Zum Abschluss geht es dann nach dem Duschen zum Einplaner.
Der teilt einem mit, wie man abgeschnitten hat und was man mit diesem Ergebnis alles machen kann. Ich war jetzt so gut, dass ich eine volle Studieneignung bekommen habe und für eigentlich alle Verwendungsmöglichkeiten eine Direktzusage bekommen könnte. Es wird unterschieden in Absage, Warteliste und Direktzusage. Eine Absage bekommt man, wenn jetzt schon zu sehen ist, dass man von seinen Leistungen keine Stelle bekommen kann. Auf die Warteliste wird man gesetzt, wenn die Leistungen wahrscheinlich dazu reichen, eine Einstellung zu bekommen. Man möchte aber noch die nächsten Bewerber begutachten, um besser sagen zu können, wie man in das Leistungsprofil aller Bewerber passt. Bei einer Direktzusage weis man, dass man definitiv eine Stelle bekommt.
So bin ich also vorerst für die Heeresflieger eingeplant worden, da ich wegen meiner ursprünglichen Bewerbung zum Heereseinplaner geschickt wurde, und habe einen Termin für die Phase II im April bekommen. Superglücklich empfängt man noch eine Uhr und eine Urkunde für das Bestehen am OPZ.

Phase II
Keinen Monat später ging es also nach Fürstenfeldbruck. Anreise ist sonntags. Ich empfehle auch hier wieder frühzeitig anzureisen, um sich in Ruhe einzurichten und früh ins Bett zu gehen. Der nächste Morgen beginnt früh und nach dem Frühstück geht es in den Sternenbau neben der Wache. Der Weg zwischen Truppenküche und Sternenbau dauert schon so 10 Minuten. Um 7 Uhr begrüßt einen die Psychologin und als erste Aufgabe darf man mal wieder einen Fragebogen ausfüllen. Hier geht es um die Motivation für das Fliegen, was man fliegen will (Jet, Trapo, Heli) und auf welchem Muster man fliegen will (z.B. C160, EF2000, A400M, A310...) und warum man sich so entschieden hat(ich bin andauernd gefragt worden, warum ich nicht Jet fliegen will). Auch hier ist eine Vorbereitung im voraus wichtig. Wisst, was ihr wollt und überlegt euch auch Alternativen, wenn es nicht so klappt, wie ihr das wollt. Die Zeit für den Fragebogen ist knapp bemessen und ihr habt nicht viel Zeit euch zu überlegen, was ihr jetzt da hinschreiben wollt.
Danach kommen 5 Tests im Simulator. Neben dem Verfolgen eines Doppeldeckers, gibt es auch Rechenaufgaben (Dreisatz) und das Erreichen von Instrumentenwerten innerhalb von einer Minute. Danach kommt im Sternenbau noch ein Test chinesische Schriftzeichen zu addieren. Man bekommt alles erklärt und eine Vorbereitung ist auch hier kaum möglich. Die Ausdrucke, die man dazu beim OPZ bekommt fassen alle Tests gut zusammen. Bis auf ein wenig Kopfrechnen kann man sich hier drauf auch nicht weiter vorbereiten.
Ist man mit den Tests fertig raucht einem erst einmal ganz schön der Kopf. Es folgt nachmittags oder am nächsten Morgen das Gespräch mit den Psychologen. Man bekommt die Ergebnisse der Tests und wird auf seinen Fragebogen vom Anfang befragt. Fragen von „warum nicht Jet“ bis zu „Nennen sie mir einmal alle Flugzeugtypen, die sie kennen“ sind alle möglich. Man will sehen, dass man sich Gedanken um seine Zukunft macht und das man an der Fliegerei interessiert ist. Natürlich kommen auch immer wieder Fragen, die man im OPZ schon beantwortet hat, um zu gucken, ob man nicht irgendetwas erfindet.
Von 5 Bewerbern waren hiernach bei unserem Durchgang auch noch alle dabei. Es gibt auch Durchgänge da schafft es keiner.
Danach geht es zum Arzt. In Foren wird natürlich gerne schon einmal im voraus gefragt, ob man mit dem oder dem Problem nicht weiter kommt. Ich habe die Untersuchungen gemacht und selbst während der Untersuchung konnte mir kein Arzt sagen, ob man jetzt ausgeschlossen wird oder nicht. Die einzige Grenze, die man im Voraus sagen kann ist die Dioptriengrenze von +/- 3. Man wird von oben bis unten durchleuchtet und am Donnerstag oder Freitag weis man dann was man hat und was definitiv nicht.
Von uns 5 waren am Ende noch 3 übrig. Wir bekamen nacheinander am Freitag unsere Ergebnisse. Die beiden vor mir hatten keine Einschränkungen. Ich hatte da nicht so viel Glück. Ich hatte einen Ausschluss von Heli und Jet. An sich ist mir das ziemlich egal, weil ich Trapo fliegen will. Wegen meiner Wirbelsäule bin ich aber als untauglich befunden worden. Man hat mir aber sofort angeboten einen Sonderantrag zu stellen. Das tat ich auch und 2 Wochen später bin ich auch für die Transportfliegerei zugelassen worden.

FQ
Der letzte Termin in Hamburg stand an.
Nach langer Wartezeit ging es für mich nach einmal 2 Tage zum DLR.
Am ersten Tag findet man sich wieder im 5. Stock im Warteraum ein. Es geht auch direkt mit dem Streitgespräch los. Man bekommt ein Blatt mit der Rahmensituation und den Ursachen des Streites. Wenn man den Prüfungsraum betritt geht es sofort los. Eine Praktikantin des DLR saß mir gegenüber und giftete mich an. Man muss trotzdem ruhig und konstruktiv bleiben. Es gibt viele Lösungen und so kommt es nicht das man das Problem aus der Welt schafft, sondern wie man zu einer Lösung kommt. Kompetent und freundlich oder forsch und aggressiv.
Ist man damit fertig geht es zum Straßenbeladen. Es gibt eine Übungs- und Testphase. Zu zweit muss man dann am Computer Straßen mit Gewichten beladen. Von 3 Straßen hat aber nicht jeder alle Informationen und optimalen Gewichte. Man muss sich austauschen und planen. Ziel ist es so viele Gewichte wie möglich auf die andere Seite zu bekommen. Aber ganz ehrlich: Dafür hat sich niemand interessiert. Bei dem Test sitzt einem eine Psychologin im Nacken, die es viel mehr interessiert, wie man mit dem Kollegen kommuniziert, als was für eine Punktzahl auf dem Bildschirm am Ende steht. Ich kam hier jedenfalls mit einem sehr schlechten Gefühl heraus, weil wir beide kaum was geschafft haben.
Der letzte Test war dann in eine Gruppe im 4 Leuten und auch 4 Psychologen, wo man einen Wochenplan anfertigen muss. Es gibt Flugdienste, die erledigt werden müssen und jeder der 4 Kollegen hat wichtige Termine. Man muss sich untereinander absprechen, sodass am Ende der Dienstplan steht. Hier wird einem wieder auf die Finger geguckt, wie man argumentiert, sich durchsetzt und auf andere zugeht.
Zu guter Letzt mussten wir noch als Testkaninchen herhalten für einen Gruppentest. Diesmal hat man uns vor 4 Touchscreens gesetzt und uns Aufgaben gegeben wie „sie sind Fluggastbegleiter. Passagier D14 will zu seiner Frau auf A23 usw.“. Die Psychologen waren auch wieder dabei und haben sich das Ganze anschaut. Ob das nun bewertet wurde, oder nicht, weis ich nicht.
Am Ende des Tages finden sich wieder alle Bewerber im Warteraum ein und man wird nacheinander zum Psychologen gerufen, der uns dann sagt, ob wir morgen nach einmal wiederkommen dürfen. Von 8 Bewerbern durften noch 4 wiederkommen. Ich auch.
Der zweite Tag ist nicht so vollgestopft gewesen, wie der erste.
Morgens geht es in den Simulator. 4 Missionen werden geflogen. Man muss auf Zeit (z.B. 30 Sekunden) geradeaus fliegen, Kurven in einer gewissen Zeit abfliegen, steigen, sinken und dabei die Geschwindigkeit halten. Zur Vorbereitung hilft einem ein PC-Flugsimulator kaum etwas. Man sollte vorher aber schon ungefähr wissen, was mit welchem Instrument, wenn man das Steuerhorn bewegt. Der Simulator ist schon so alt und abgenutzt, dass, wenn man das Steuerhorn loslässt, der Simulator in eine steile abwärtsspirale gehen würde. Man muss die labberigen Steuerflächen ständig nachkorrigieren und sich gleichzeitig noch auf die auszufliegende Route konzentrieren. Dabei muss man auch noch Funksprüche absetzen, was man als nächstes abfliegt. Bei mir hat das auf jeden Fall vernünftig geklappt.
Als letztes geht es dann ins abschließende Interview. Es ist wieder ein Bewerbungsgespräch, wo man insbesondere Motivation, Werdegang und den Ausbildungsablauf auswendig herunterbeten können muss.
Dabei wird man immer wieder ungefähr dasselbe gefragt und damit versucht in die Ecke getrieben werden.
Nach dem Interview wird man in einen Warteraum geführt, bis das Ergebnis feststeht. Nach einer halben Ewigkeit wird man wieder hereingeholt.
Im Zweifelsfall habe man sich gegen mich entschieden, da man sich nicht sicher sein konnte, dass ich gut genug im Team arbeiten könne. So eine bittere Pille tut natürlich weh und niedergeschlagen trat ich meine Heimreise an.
Von den 4 haben 2 eine Zusage bekommen. Beide haben studiert und wollten für die Ausbildung das Studium abbrechen. Beide hatten auch an einem Seminar teilgenommen (ich glaube es war Topilot oder so ähnlich). Das hat aber nichts zu bedeuten, denn es sind auch noch zwei mit einem Seminar am ersten Tag rausgeflogen.
Die FQ kann man in jedem Fall schaffen, aber schon nach dem ersten Test hatte ich ein schlechtes Gefühl und das hat sich dann immer so weitergezogen.

Phase III
Somit blieb mir noch die letzte Phase für den fliegerischen Dienst. Ende August 2010 war ich dann in Fürsty. Der Eignungstest ist sowohl für Jets und Trapos. Für Helis geht es nach Bückeburg. Die III. Phase besteht im Wesentlichen aus 4 Simulatorflügen. Der Tagesablauf von Mo-Do ist auch an sich identisch. Man beginnt mit einem Theorietest, dann kommt die Mission, Debriefing, Theorieunterricht für den nächsten Morgen und die Lernphase.
Anreise ist wieder sonntags.
Am nächsten Morgen begannen wir 6 Bewerber mit einer Wiederholung der Lernmappe, die wir 4 Wochen vorher erhalten haben. Da steht alles drin von „wie fliegt ein Flugzeug“ bis zu den Betriebsgrenzen. Zu versuchen die Lernunterlage irgendwoher zu bekommen lohnt sich überhaupt nicht, denn man hat genug Zeit sich alles in Ruhe einzuprägen. Einer bei uns hat erst am Sonntag Abend angefangen zu lernen und war trotzdem bis Donnerstag dabei. Es ist aber zu empfehlen schon vorher damit anzufangen…
Am ersten Tag begannen wir mit der Wiederholung der Lernunterlage, um mögliche Fragen auszuräumen. Danach haben wir über diesen Stoff einen Multiple-Choice-Test geschrieben. Danach bekamen wir das Briefing für die Mission 1. Man fängt mit dem Rollen zur Startbahn an, dann der Take-off, Level-off, Steig-/ Sinkflüge, Beschleunigen und Verlangsamen und Kurven mit 30° und 60° Schräglage. Dabei muss man immer beachten, was wann in welcher Situation zu tun ist (Gear, Flaps, Thrust-settings, Horizontbilder). Ganz besonders wichtig ist das ständige Vergleichen der Instrumente und Horizontbilder. Die Psychologen legen da besonderen Wert drauf. Wichtig ist es auch sich alles im Cockpit vorzusagen, was man als nächstes machen will.
Ich hatte ungefähr 1,5 Stunden Zeit mich vorzubereiten, da ich als erster in den Simulator musste. Die anderen gingen Mittagessen. Im Simulator hatte ich dann typische Anfangsschwierigkeiten das Flugzeug unter Kontrolle zu halten. Der Simulator verhält sich schon sehr viel direkter als der Microsoft Flugsimulator. Man gewöhnt sich dran und nach einer ganz vernünftigen Testphase ging es dann für mich ins Debriefing. Dort geht man mit den Psychologen die Mission durch und bespricht anhand der Aufzeichnungen gute und schlechte Dinge. Bringt euch hier wirklich ein, denn der Psychologe möchte sich ein Bild von euch verschaffen, dass ihr da noch aktiv beeinflussen könnt. Während des Fluges ist man die ganze Zeit mit einem Fluglehrer per Kopfhörer verbunden. Während der Übungsphase kann es sein, dass der Fluglehrer bei Fehlern ziemlich laut wird. Keine Angst, dass ist normal und gehört mit zur Prüfung.
Als alle mit der ersten Mission fertig waren kam das Briefing für die zweite Mission. Hier wurde uns die Platzrunde erklärt die am nächsten Tag 5 mal geflogen werden musste. Außerdem sollten wir die Emergancy Procedures lernen, denn ab der Mission 2 kommen auch Notlagen vor. Also heißt es lernen, lernen und Chairflying. Wir haben uns also auf einen Stuhl gesetzt und die Mission trocken abgeflogen, wann was zu tun ist. So um 23:00 Uhr bin ich dann tot ins Bett gefallen. Der erste Tag war für mich der Schwierigste, da ich die Nacht vorher vor Aufregung vielleicht nur 2 Stunden geschlafen habe.
Am ersten Tag haben wir einen Bewerber verloren, dem während der Mission schlecht wurde und aus Zeitgründen die Mission nicht wiederholen konnte. Am Dienstagmorgen ist noch einer gegangen, der mit der Umgangsweise der Fluglehrer nicht klarkam.
Morgens gab es dann den Test über Emergancies gefolgt von der Mission.
Auch die 5 Platzrunden haben gepasst, wobei die ersten 3 zum Üben waren. Es gibt auch einigen Verkehr auf dem Vorfeld und in der Luft. Hört bei dem Debriefing auf das, was die Psychologen sagen. Es ist im Endeffekt egal was richtig und falsch ist, solange es der Psychologe in Ordnung findet. Es wird auch vorkommen, dass er sich selber widerspricht. Auch das gehört zum Testverfahren.
Dann kommt wieder Unterricht über den Aristo Aviat, eine Rechenscheibe. Sich den vorher anzuschaffen lohnt sich nicht wirklich, aber ich habe mir trotzdem die Bedienungsanleitung im Internet durchgelesen. Danach kommt noch das Briefing für Mission 3. Hier beginnt man mit einer Platzrunde bis zum Crosswind und wird neu positioniert. Dann macht man eine Nose high/low Recovery und einen Verfolgungsflug mit Abschießen. Hier kommt es auf das präzise Einhalten der Verfahren an und ein schnelles und entschlossenes Handeln.
Am nächsten Morgen ist noch ein Bewerber wegen Magenproblemen und Schlaflosigkeit ausgestiegen. Das zeigt, wie sehr diese Phase einem zu Schaffen macht. Man läuft eigentlich ständig mit einem Knoten im Magen herum.
Nach dem Test, der Mission 3, die auch ganz gut lief, und dem Debriefing gab es wieder Unterricht über Emergancies und das Briefing für Mission 4. Die letzte Mission ist im Tief- und Sichtflug. Man fliegt nach Karte zu angegeben Orten. Zwischendurch kommen Sonderaufträge, die man auch lösen muss („Erkunden Sie Punkt F“, „Schießen Sie den feindlichen Heli ab“). Dabei kommt es auch wieder auf das genaue Einhalten der Verfahren an. Das war bei mir mit Abstand die schlechteste Mission. Ich kam einfach nicht in den Rhythmus und habe viele Sachen vertauscht und falsch gemacht. Trotzdem bin ich sicher gelandet und habe die Missionsziele erfüllt. Nach dem Debriefing, was ich jetzt richtig ausnutzen musste, um meine Fehler zu erklären, geht man sich umziehen. Im Simulator wird immer ein Trainingsanzug getragen. Jetzt zog ich mir wieder den Dienstanzug an, um das Abschlussgespräch mit dem Psychologen zu haben. Man bekommt die Ergebnisse von allen Phasen und eine Aussicht auf das Ergebnis. Ist etwas noch nicht aus den Akten hervorgegangen, wird da nachgeharkt. Wenn die Psychologen den Eindruck haben, man hätte sich nicht genug vorbereitet, dann muss man den ganzen Ausbildungsablauf aufzählen. Bei mir war es so, dass ich nach meinem NC gefragt wurde und warum der denn so gut wäre (das wurde ich wirklich gefragt).
Man hat uns angeboten, während die Kommission sich über unsere Ergebnisse berät ein paar Runden frei im Simulator zu fliegen. Das haben wir natürlich genutzt.
Als man uns dann für die Ergebnisse geholt hat, bekam ich die beste Nachricht.
Volle Eignung für Jet und Trapo. Bei den anderen beiden lief es leider nicht ganz so gut. Also war ich leider der Einzige, der eine Zusage bekommen hat.

Noch ein Zusatz:
Ich habe hier in den Foren gelesen, dass sich viele nicht vorstellen bei der Bundeswehr zu fliegen UND studieren, weil man dann nach dem Studium sofort Berufssoldat wird. Das bedeutet aber keine Bindung für das ganze Leben. Die Bundeswehr gibt einem die Sicherheit für einen festen Arbeitsplatz und 10 Jahre nach der Ausbildung (also genau nach der Zeit Saz16, wie es bei allen Piloten ja üblich ist) kann man ohne Rückzahlungen den Dienst quittieren (kann man auch alles im Soldatengesetz nachlesen). Man kann auch schon jederzeit vorher aus seinem Berufsverhältnis raus, nur fallen dann sehr wahrscheinlich Rückzahlungen an. Ich bin jetzt inzwischen eineinhalb Jahre beim Bund und die meisten wären froh über eine Übernahme als BS, die ich ja direkt nach dem Studium bekomme. Natürlich hat man bei der Lufthansa oder sonst wo mehr Freiheiten, aber die Lufthansa verlangt auch 60.000€ für die Ausbildung.

Wenn ich mir die Auswahlverfahren angucke und sehe wie unterschiedlich das bei Lufthansa und Bundeswehr gelaufen ist, denke ich, dass auch viel mit der Tageskondition zusammenhängt. Nervosität und Aufregung können einem viel kaputtmachen. Wenn man so viele Aufnahmeverfahren durchläuft (4 Tage bei LH und 12 Tage bei Bw) muss man irgendwann einen Kampfgeist entwickeln. Man hat nur eine Chance!! Die durch Nervosität zu verlieren ist sehr schade.
Aber mein Bewerbungsmarathon zeigt auch, dass mehr als ein Weg nach Rom führt. Die Bundeswehr gibt einem beim OPZ 2 Chancen und es gibt Alternativen zur Lufthansa.


Das Ganze hier ist sehr lang gewesen. Ich hoffe trotzdem etwas helfen zu können. Ich wünsche allen viel Glück bei den Tests und Clear Skies!
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Muesliberserker
Bruchpilot
Bruchpilot


Anmeldungsdatum: 17.12.2010
Beiträge: 1

BeitragVerfasst am: Sa Jan 15, 2011 1:02 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen vielen Dank für den ausführlichen Bericht!
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D-8795
Captain
Captain


Anmeldungsdatum: 09.09.2010
Beiträge: 125

BeitragVerfasst am: Mo Jan 17, 2011 4:50 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für den Bericht!

Das mit der Tagesform habe ich leider auch erfahren dürfen, da kann man sich unter Umständen vorbereiten wie man will...

Auch ich versuche nun den 2. Weg nach Rom.

Btw: Ich würde damals wegen ner (mittlerweile) desensibilisierten Allergie ausgemustert. Kann ich mich nochmal mustern und mich dann je nach Ergebnis der Eignungsuntersuchung verpflichten?
_________________
BU 13012011: Positiv
FQ 17032011: Negativ

...und ich gehe nach Rom!!!
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