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Murat's kleine Fragestunde :-)

 
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wannabee
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Anmeldungsdatum: 02.05.2003
Beiträge: 1519
Wohnort: Sportallee 54a, D-22335 Hamburg

BeitragVerfasst am: So Aug 08, 2004 1:35 pm    Titel: Murat's kleine Fragestunde :-) Antworten mit Zitat

MUR@TSmile) hat folgendes geschrieben:
was ist den der Unterschied zwischen LH Piloten und anderen Piloten die,
die Ausbildung sonst irgendwo gemacht haben.


Also erstmal ganz pauschal:

  • Um bei der LH ausgebildet zu werden (NFF) musst Du eine Reihe von
    Tests bestehen, die unter'm Strich aktuell gerade mal so ca. 5 % der
    Bewerber packen
  • Wer bei der LH eine Ausbildung macht, hat - im Gegenteil zur Mehrheit
    der Leute, die eine privat-finanzierte Ausbildung machen - einen Job
    einigermaßen sicher - zumindest sicherer im Vergleich zu den Alternativen.
  • Wer bei der LH eine Ausbildung macht, der braucht nicht die ganze Kohle
    für die ATPL-Ausbildung direkt selbst aufzubringen, sondern die Ausbildung
    wird von Seiten der LH vorfinanziert, das heißt die (anteilige) Rückzahlung
    wird erst bei Tätigkeit als Verkehrsflugzeugführer fällig.
  • Im Rahmen der Ausbildung bei der LH ist nicht nur die ATPL-Ausbildung
    als solche inbegriffen sondern auch die Erlangung eines sogenannten
    Typeratings, also einer Musterberechtigung, die den Verkehrsflugzeugführer
    dazu berechtigt, Flugzeuge eines bestimmten Typs zu fliegen, damit in
    Verbindung steht auch:
  • Wer bei der LH die Ausbildung abgeschlossen hat, der braucht nicht wie
    gewöhnlich auf kleinem Muster anzufangen um sich Erfahrung (Stunden) zu
    erfliegen, sondern wird direkt auf großen Mustern wie 737/A320 eingesetzt
    und erfliegt sich so auch gleich wertvolle Jet-Stunden auf großen Mustern,
    die ggf. auch bei anderen Arbeitgebern gern gesehen werden.
  • Außerdem handelt es sich bei allen Stunden die bei der LH geflogen werden
    um Multi-Crew environment, das heißt man kann nach ~1500 h auch gleich den
    JAR CPL/IFR in den JAR ATPL ummünzen lassen.
  • Im Gegenzug dazu steht der "normale" Absolvent einer Verkehrsfliegerschule,
    der mehrere 10.000 EUR Schulden hat, keinen Job in Sicht und auch keine
    nennenswerte Qualifikation - sowie keine bestimmte Musterberechtigung für
    einen bestimmten Flugzeugtypen hat.
    Selbst wenn man dann direkt noch die Kohle für ein Typerating aufbringt
    (mitunter nochmal die Hälfte dessen, was die ATPL-Ausbildung als solche
    schon gekostet hat), hat man noch immer keine Einstellungsgarantie, weil
    die Airlines natürlich auch Erfahrung (Stunden) haben wollen - 200-500 h
    sind da normalerweise das Minimum wenn man sich die Mindestanforderungen
    ansieht.
    Die Regel ist jedoch eher, dass sich diese Leute dann lange mit dem
    Fliegen auf kleinerem Muster über Wasser halten, diese Muster jedoch
    dann auch nicht zwangsläufig nach Multi Crew Concept
    geflogen werden, bzw. einfach das LFZ nicht groß genug ist um sich
    die nötigen Stunden für den "unfrozen ATPL" zu erfliegen.
  • Als normaler Absolvent einer x-beliebigen Verkehrsfliegerschule ist man
    also nach der Ausbildung im Normalfall erst mal arbeitlos und hat keine
    besondere Qualifikation sondern muss sich mit -aktuell gut 1500 - anderen
    arbeitslosen Piloten auf ein paar wenige Stellen bewerben.


MUR@TSmile) hat folgendes geschrieben:
Ich mein jetzt erfahrungsgemäß sind die LH Piloten besser?

Nein, würde ich so ganz bestimmt nicht sagen - wird Dir auch jeder andere hier
widersprechen, andererseits kannst Du aber davon ausgehen, dass die LH
als AUSBILDER UND künftiger ARBEITGEBER besonderen Wert auf Deine
Ausbildung legt und da auch eine gewisse Qualitätskontrolle (=Prüfungen !)
einfließen läßt, eine Motivation also, die eine private Flugschule - die
lediglich Dein Geld will um Dir den Lappen zu ermöglichen - so in dieser
Form nicht haben wird, falls sie Dich nicht gerade danach im eigenen
(Schulungs-)Betrieb einsetzen möchte.


MUR@TSmile) hat folgendes geschrieben:
oder werden sie besser ausgebildet?


Die Ausbildung verläuft nach allgemeinen Richtlinien und
rein von den Prüfungsanforderungen her ist das identisch
mit dem was auch von den Absolventen anderer Verkehrsfliegerschulen
erwartet wird.

Andererseits ist natürlich das Interesse der LH, dass die eigenen
Auszubildenen auch wirklich dann eine Tätigkeit in einem LH-Cockpit
anfangen werden, naturgemäß etwas ausgeprägter und anders gelagert
als die Motivation einer Flugschule, die eben im Regelfall im
Gegensatz zur LH kein Geld in ihre Auszubildenen investiert, sondern
tatsächlich noch zusätzliches Geld von den Auszubildenen verlangt,
wenn bestimmte Ausbildungsabschnitte wiederholt werden müssen.

MUR@TSmile) hat folgendes geschrieben:
Neulich sagte mir jemand das wenn es bei LH nicht klappen sollte kann ich
ie Ausbildung auch wo anders machen


Grundsätzlich kann jeder eine ATPL-Ausbildung anfangen, der die formalen
Kriterien erfüllt, u.a. medizinische Tauglichkeit, ein Nachweis von
Grundfähigkeiten in Mathematik, Physik und Englisch etc. sowie noch ein paar
weiteren kleinen Details wie z.B. keine Punkte in Flensburg wegen
Drogen-/Alkoholdelikten, das alles ist aber bei www.lba.de in den
Richtlinien nachzulesen.

Eine -privat finanzierte - Ausbildung bei einer kommerziellen
Flugschule zu beginnen, hat jedoch (wie oben aufgezeigt) normalerweise
verglichen mit dem Weg über die LH durchaus einige "Nachteile", bzw.
der LH-Weg ist wesentlich direkter und führt einen schneller an's
"Ziel" (in das Cockpit eines großen Verkehrsflugzeugs).

Für die Mehrheit der User hier im Board stellt jedoch eher
der nicht unerhebliche finanzielle Einsatz für den Erwerb
d. ATPL eine Hürde dar und nicht so sehr die Tatsache, dass man
als privat-ausgebildeter ATPLer eben nicht gleich auf großen
Mustern eingesetzt werden dürfte, sondern sich "hocharbeiten"
müsste, wenn es bei keiner der anderen Airlines klappen sollte.


MUR@TSmile) hat folgendes geschrieben:
und er sagte dann --->
"IST DOCH VOLKOMMEN EGAL WO UND IN WELCHER FAHRSCHULE MAN DEN FÜHRERSCHEIN MACHT DIE KÖNNEN DOCH EH ALLE DASSELBE"


Es ist generell richtig, dass beide Ausbildungsformen sich natürlich formal an denselben
Richtlinien orientieren, aber um bei der Analogie Deines Freundes zu bleiben:

Stell' Dir einfach vor, Ihr möchtet beide einen Führerschein für 'nen LKW machen
weil Euer Traumberuf LKW-Fahrer ist, nun bewerbt Ihr auch beide bei der Firma
"LKW-Hansa" Wink und nur einer von Euch beiden besteht die Einstellungstests.

Der andere entscheidet sich jedoch die Ausbildung (=Fahrerlaubnis) dennoch
zu auf privatem Wege zu erlangen (ist halt echt ein Traumberuf !), leider ist
die nicht ganz billig - also muss er seine Verwandten anpumpen und möglicherweise
sogar einen Kredit oder gar eine Hypothek auf's Haus aufnehmen.

Während hingegen der erfolgreiche Bewerber bei "LKW-Hansa" sich diese Sorgen nicht
machen muss, denn LKW-Hansa hat die Absicht, dem Bewerber die komplette Ausbildung
vorzufinanzieren (am Ende mit anteiliger gestundeter Rückzahlung) und dafür zu sorgen,
dass die Ausbildung auch nach eigenen Standards korrekt abläuft, um sicherzugehen dass
dieser Bewerber dann auch wirklich nach der Ausbildung im Führerhaus eines "LKW-Hansa"
Trucks Platz nehmen können wird Smile


Wenn Ihr also beide nach xx Monaten den entsprechenden Führerschein in Händen haltet,
wird das Problem Folgendes sein: Ihr habt beide noch keinerlei nennenswerte Erfahrung,
würdet aber beide gerne gleich auf Eurem "Traummuster" (ein superteurer LKW !)
eingesetzt werden.

Einer von Euch beiden hat die Ausbildung privat gemacht, muss jetzt aber erstmal ein
paar Jahre lang Erfahrung (Fahrpraxis) auf kleineren LKW sammeln und sich in der
Zwischenzeit ständig bei anderen Speditionen bewerben um auf einen größeren Truck zu kommen.

Der andere hingegen hat ja die Ausbildung bei der "LKW-Hansa" gemacht und die ist
international tätig und hat praktisch gar keine kleinen LKWs sondern setzt alle
Fahrer gleich auf den richtig großen Trucks ein, jedoch immer unter Aufsicht eines
erfahrenen Fahrers (=Captain) der schon viele Jahre im Unternehmen ist und dem neuen
Fahrer alles Wichtige beibringen kann.

Das läuft dann so ab, dass es für einzelne Abschnitte der Fahrten einen Fahrerwechsel gibt,
wo "der Neue" dann auch beobachtet und bewertet wird - WÄHREND er schon seinen absoluten
Traumwagen über die Autobahnen Europas lenken darf.


Während dieser Zeit wird der erfolgreiche Bewerber bei der LKW-Hansa bereits ein ganz
akzeptables Gehalt verdienen von dem er dann über mehrere Jahre verteilt die Eigenbeteiligung
an den Ausbildungkosten (Vorfinanzierung) abbezahlen wird - im Gegensatz dazu steht dann
der privat-finanzierte LKW-Fahrer, der eben nicht das Geld für die Ausbildung hatte
sondern Schulden machen musste um sich seinen Traum zu erfüllen:

Dadurch, dass der privat-finanzierte Bewerber natürlich keinerlei Erfahrung hat-weder
auf kleinem noch auf großem Gerät, muss er erstmal so ziemlich jeden Job annehmen, den
er kriegen kann - einerseits damit er die Raten für die Schulden bezahlen kann und
dann damit seine Fahrerlaubnis auch ja nicht verfällt (nur gültig bei xx Stunden
pro Jahr Fahrpraxis) - schliesslich hat ihn der Spaß ja ganz schön Geld gekostet.

Vielleicht ist's sogar so schlimm um ihn bestellt, dass er bereit ist, für manchen
Speditionen kostenlos zu fahren nur damit er die wertvolle Erfahrung (Fahrpraxis) sammelt,
die für die größeren Geräte notwendig ist - damit er sich auch ja bald bei anderen
Firmen bewerben kann.

Andererseits bewirbt er sich vielleicht bei einer anderen großen Firma, die ihm dann
aber mitteilt, dass seine Bewerbung erst berücksichtigt werden kann, sobald er
eine Fahrerlaubnis für die wirklich großen Trucks hat - solche die sein Freund fährt,
aber so eine Berechtigung für die richtig großen Trucks kostet noch mal extra Kohle...

Mit anderen Worten, NATÜRLICH kann man auch den privaten Weg gehen, der Weg über
die "LKW-Hansa" ist aber in vielerlei Hinsicht direkter, wenn es das ist was man möchte.

Und das gilt natürlich nicht nur für die "LKW-Hansa" Wink sondern für
so ziemlich jede Firma, die Dir bereit wäre, einen Job anzubieten.


Falls Du noch Fragen hast, stell' sie mal ruhig hier im Thread - solange Du
Fragen von allgemeinem Interesse stellst, solltest Du diese nicht vorwiegend
via PM fragen, sondern wirklich so stellen, dass auch andere was antworten/fragen
können.
_________________
Besten Dank & Viele Grüße
-wannabee-
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stoffel
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 264

BeitragVerfasst am: Fr Aug 13, 2004 10:20 pm    Titel: Antworten mit Zitat

loooool
saustark erklärt

aber weißte was, soo recht du auch hast
ich werd trotzdem den weg über die kleinen laswagen gehn!


Man kann sein Traum einfach erreichen, oder eben über Umwege...leider gehts bei mir nur noch über den holprigen umweg Confused



und murat, du ziehst dein ding auch irgendwie durch! Wink
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Domte
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Anmeldungsdatum: 07.08.2007
Beiträge: 2394

BeitragVerfasst am: Fr Sep 19, 2008 2:39 pm    Titel: Antworten mit Zitat

In Folge einer Boardrecherche daraufgestossen und weil es sehr genial ist musste ich es aus der Versenkung holen.
Danke!!
_________________
Speed is life - Altitude is life insurance!

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