FQ 8. / 9. September

[rgé]

Moin,

hier nun mein Erfahrungsbericht zur FQ vom 8. und 9. September.

Vorab die Statistik:
Angetreten: 6M / 4W
2. Tag: 6M / 3W
Bestanden: 4M, davon 2 vorbereitet bei TP. Insgesamt waren glaube ich 4 oder 5 Teilnehmer bei einem Seminar.

Tag 0

Nachmittags ging es nach Stuttgart und von dort mit der 737-500 D-ABIZ nach Hamburg. Leider waren drei Crew-Mitglieder im Cockpit, sodass es mit dem Jump diesmal nichts wurde. In Hamburg angekommen ging ich zum Marché und traf dort schon ein paar Mitstreiter. Später gesellten sich noch weitere FQ- aber auch BU-Kandidaten dazu. Die nette Runde wurde dann gegen halb 10 aufgelöst und wir wandten uns dann unseren Hotels zu.

Tag 1

Nach einer für mich eher unruhigen Nacht fuhren wir morgens gegen halb 7 zum DLR. Dort trafen wir dann auch die drei anderen, die wir noch nicht via Pilotenboard kannten, und waren somit dann vollzählig mit 10 Bewerbern. Wenig später folgte die Begrüßung und einige Informationen über den Ablauf der kommenden zwei Tage. Die Gruppen wurden anschließend aufgeteilt und bekamen entweder die DCT Einweisung oder mussten sich dem Streitgespräch stellen.

Für mich ging es in die DCT Einweisung. Wer sich vorbereitet hat, benötigt diese grundsätzlich zwar eher nicht, aber es ist doch recht praktisch um nochmals Fragen zu stellen und Unklarheiten zu klären.

Für das Streitgespräch wurde unser 5er Team wieder an unsere Sitzplätze gebeten. Vier von uns durften dann meditieren oder lesen, die andere Person erhielt ihre Beschreibung fürs Streitgespräch, die sie 10 Minuten lang bearbeiten durfte.
Man wird dann von einer Psychologin abgeholt und mit dem Betreten des Raumes beginnt das Streitgespräch sofort. Ich hatte bei mir einen recht guten Eindruck, bin allerdings zu wenig auf mein Gegenüber eingegangen. Dazu aber später mehr.

Später folgte das erste Gruppenspiel, das war die Konsens-Runde Wir waren an sich schon eine recht gute Truppe, aber in diesem Spiel hat die Koordination und Aufteilung wirklich sehr gut geklappt.

In der Mittagspause gingen wir in die "Kantine" - Anführungszeichen deshalb, weil das Restaurant so heißt - gegenüber vom DLR. Uns allen ist es gelungen, unsere Anzüge sauber zu halten Nach dem Mittagessen liefen wir zurück, um die BU-Kandidaten zu begrüßen, da wir ja auch einige von ihnen vom Vorabend kannten. Außerdem war es schön, nochmal in den BU-Saal zu schauen

Es folgte der DCT. Wer ihn geübt hat, wird keine bösen Überraschungen feststellen. Der Test lief bei mir und meiner Partnerin sehr gut. Wir konnten sinnvoll kommunizieren und auch bei kürzeren Bearbeitungszeiten die Straßen effizient und z.T. auch punktorientiert beladen. Wir beide waren somit recht zufrieden mit dem Test.

Anschließend gings ins zweite Gruppenspiel, die Ellenbogen-Runde Wir haben dabei etwas viel Zeit für eher belanglose Dinge verschwendet und hatten letztendlich ein etwas provisorisches Ergebnis.

Gegen 18h kam dann die Urteilsverkündung Kurz und bündig wurde mir gesagt, dass ich um 7h am nächsten Morgen im Simulator antreten sollte - das ganze dauerte keine zwei Minuten. Meine DCT-Partnerin war leider verdächtig lange bei der Kommission. Letztendlich stand fest, dass sie es leider nicht in den zweiten Tag geschafft hatte. Das tat mir doch ziemlich Leid, da der DCT bei uns wiegesagt richtig super gelaufen war.

Vielleicht ist es im letzten Absatz schon deutlich geworden, aber hier nochmals im Klartext: Wir hatten eine Traumquote von 9 / 10 Bewerbern, die am zweiten Tag nochmals antreten durften. Die SIM-Termine waren übrigens in einer Zeitspanne von 7h bis 14h.

Gut gelaunt gings dann zurück in die Hotels und abends ins Restaurant Rotbuche nahe dem MeinHotel - ist durchaus empfehlenswert wenn auch etwas abgelegen im Vergleich zu Flughafen, Airlines Hotel und Ibis.

Tag 2

Mein Wecker klingelte um 5h. Blöd nur, dass er mich nicht weckte, sondern mir nur anzeigte, wann ich ins Bad zu gehen hatte. Meine Schlafdauer war nämlich auch in dieser Nacht sehr begrenzt... Ich war dann überpünktlich beim DLR und kurz nach 7 gings in den Sim. Zwar konnte ich nachts kaum schlafen, aber dennoch (oder wohl eher deswegen), war ich beim DLR noch etwas im Halbschlaf, was mir später fast das Genick gebrochen hätte - aber auch dazu später mehr.
Der Sim an sich war für mich nicht besonders anspruchsvoll. Wer die grundlegenden Funktionen und Zusammenhänge von Ruderbewegungen und Drehzahl versteht, hat dann Zeit sich nebenher auf den Kurs und die Stoppuhr zu konzentrieren. Ich kann allerdings verstehen, dass Leute mit weniger oder keiner Flugerfahrung sich am Sim durchaus die Zähne ausbeißen können. Bis auf geringe Abweichungen von Höhe und Schräglage in den Kurven hatte ich keine größeren Fehler gemacht.

Um halb 9 durfte ich den Sim verlassen, mittlerweile waren dann auch die FQler vom Folgetag angekommen. Irgendwann gegen 11 wurde ich dann von einer Psychologin in ein Zimmer gebeten. Bis dahin hatte ich noch kein Feedback zum Simulator, d.h. ich wusste nicht, ob jetzt das Interview oder eine Absage bevorstand. Allerdings hätte die Messlatte bei mir extrem hoch sein müssen, wenn ich im Simulator durchgefallen wäre.

Somit war ich also im Interview. Im Raum war der Auswahlkapitän, eine Psychologin neben ihm und ein Psychologe etwas abseits. Es begann dann mit etwas Smalltalk mit dem Kapitän und letztendlich landeten wir bei Bespannungen von Segelflugzeugen und Uhrencockpits. Die Psychologen hatten wohl ein riesiges Fragezeichen überm Kopf. Dieser etwa 15 Minütige Smalltalk war sehr sympathisch und hat mir im Endeffekt wohl das "Leben" gerettet.

Die Psychlogin begann dann auf meine Schwächen einzugehen. Ich hatte geschrieben, dass ich mich manchmal Phasen habe, in denen ich mich zurückziehe und dann Kontakte scheue. Darüber wurde dann etwa 5 - 10 Minuten geredet und sie schien mit den Antworten auch sehr zufrieden. Es ging dann weiter mit der nächsten Schwäche, diese besagte, dass ich teilweise zu direkt im Umgang mit Menschen bin, sowohl mit "gleichgestellten" als auch Autoritätspersnen. Auf dieser Schwäche wurde dann etwa 40 - 50 Minuten rumgeritten. Ich konnte meist passende Antworten geben, aber da sich die Fragestellungen der Psychologen ständig wiederholten, gehe ich davon aus, dass sie mich einfach in die Ecke treiben wollten. Nach diesen geschätzten 50 Minuten war das Interview vorbei. Ich war zwar sehr ruhig geblieben und konnte wiegesagt oft passende Antworten geben, war danach aber ziemlich deprimiert. Das Interview wird stark auf die Person zugeschnitten. Schulnoten, Fragen zum Konzern, Flugzeuge erkennen, Technik und Kopfrechnen wurden in meinem Interview keine Sekunde lang behandelt - bei anderen in meiner FQ war das aber z.T. durchaus der Fall. Auch meine angegeben Stärken wurden nicht besprochen, wobei ich dabei vermute, dass diese sich im Verlauf der FQ bestätigt hatten, sodass dort keine Fragen offen gewesen sind.

Nach einiger Wartezeit holte mich der Auswahlkapitän dann zum Feedback ab. Kaum im Raum angekommen wurde mir schon mitgeteilt, dass ich es geschafft hätte, und die Schulung in Bremen beginnen dürfe, allerdings eine Sache geklärt werden müssten. Positiv war im großen und ganzen die BU, auch meine Motivation konnte ich gut beim Smalltalk mit dem Captain zeigen.

Letztendlich kam heraus, dass die Testleiterin des Simulators der Kommission erzählt hatte, dass ich am morgen im Simulator einen sehr reservierten und leicht arroganten Eindruck gemacht hätte. Das war mir selber aufgefallen, aber so früh am Morgen hatte ich Mühe damit, das zu unterbinden. Ich muss dazu sagen, dass ich im Interview die Schwäche mit der Direktheit etwas übertrieben dargestellt hatte. Desweiteren bezog sich die Kommission auf das Streitgespräch, bei dem ich zu wenig auf die Person gegenüber eingegangen bin.

Im Endeffekt hatte die Kommission einen doch sehr extrem Eindruck von mir. Ich bin zwar kein besonders emotionaler Mensch, aber eben dieser Eindruck war dann doch recht falsch. Mir wurde zum Abschluss geraten mehr auf Menschen einzugehen, vor allem wenn ich merke, dass jemand ein Problem hat, gerade in meiner zukünftigen Position in der Cockpitbesatzung. Es hieß, ich habe die FQ bestanden, da der Rest ansonsten ganz gut war und die Kommission überzeugt ist, dass ich an meinem Einfühlungsvermögen arbeiten und dieses verbessern kann. Ansonsten war ich die gesamte FQ über doch sehr gelassen, was wohl auch zur Entscheidung beigetragen hat. Letztendlich weiß das aber niemand...

Mit der frohen Botschaft ging es dann zurück in den Warteraum. Da ich ohnehin erst um 20h heimfliegen sollte, blieb ich bis 16h beim DLR und wartete mit den anderen. Nach mir gab es noch drei Bewerber, die bestanden haben. Zwei von uns haben leider den Sim nicht bewältigt

Abends am Flughafen gab es dann noch ein Spontantreffen mit zwei Bekannten, die mit mir zwei Wochen zuvor beim Topilots-Seminar waren, und am Tag drauf ihre FQ hatten. Gegen 19h30 kam dann die Verabschiedung und ich ging zum Gate. An Bord fragte ich wie immer, ob ein Blick ins Cockpit möglich sei - das alles natürlich mit der Bestätigung der positiven FQ Eine Minute später stand ich im Cockpit, stellte mich vor und erzählte kurz von der FQ. Die Antwort "Dann bleib am Besten mal hier !" muss ja nicht weiter erläutert werden - siehe Bild



Danke für Eure Aufmerksamkeit

[Scoop]

Herzlichen Glückwunsch!

Eine schöne Belohnung, so ein Flug im Cockpit nach der FQ.

[JU-52]

Herzlichen Glückwunsch rgé!!

Sehr schöner Bericht!!

Ich hoffe, ich habe in 2 Wochen auch so eine schöne Aussicht

[cort]

Auch von mir alles Gute und viel Erfolg beim Medical!

Bist du Segelflieger, weil du dich mit dem Kapitän über die Bespannungen von Segelflugzeugen unterhalten hast. Ich komme auch aus Heidelberg, vielleicht kennen wir uns ja.

[Chrisso069]

Glückwunsch Kollege.

[Rapha]

Top!

[thebest190]

Gratuliere, toller Bericht

Mal schön zu hören dass man die FQ auch schafft wenn mal nicht alles so passt, soetwas gibt Hoffnung.

lg
david

[leon87]

So, weil ihr alle während der FQ mit eurem Forum rumgenervt habt, hab ich mich jetzt auch mal angemeldet.

Das mit der Psychologin aus dem SIM lässt dich nicht in Ruhe was?

Ich werd heute auch noch vom Interview verfolgt, gibt so viele unüberlegte Sachen die man da erzählt, einfach nur weil man unter Druck gesetzt wird.

Naja, ich war ihnen wohl irgendwie nicht dämlich genug, ich hoffe nur, dass mir der Kapitän nie bei der Lufthansa begegnet oder bis dahin alles vergessen hat.

[Bernd]

Saugeiler Bericht!

[rgé]

Danke für Eure Antworten !

[HighSky]

Hey!
Um die Statistik zu vervollständigen:
wir zwei letzten haben leider das Interview nicht erfolgreich gemeistert!

An alle die bestanden haben, ihr könnt echt stolz auf euch sein!
Wünsch euch eine super Zeit in Bremen und Phx und viel Erfolg bei der Ausbildung!

lg Tanja
_________________
BU: 10./11. Juni juhu!
FQ: 8./9. September: Interview failed

[LOST]

Sehr schöner Erfahrungsbericht rgé! Und Glückwünsche an alle die es gepackt haben!
Ich freu mich schon auf nächste Woche.