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Ablauf einer Bewerbung, BU+FQ+Medical
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UncleBob
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Anmeldungsdatum: 30.06.2005
Beiträge: 46
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BeitragVerfasst am: Mi Feb 15, 2006 8:38 am    Titel: Ablauf einer Bewerbung, BU+FQ+Medical Antworten mit Zitat

Wie sieht ein Bewerbungsdurchlauf aus?

- Ein Rückblick -


Hi Boardler und Flugbegeisterte!

Ich verfolge das Pilotenboard nun schon seit einiger Zeit, genau gesagt seid etwa August 2004.
Viel habe ich hier durch Erfahrungsberichte und Tipps erfahren können. Es war stets hilfreich und an dieser Stelle möchte ich mich auch erstmal beim gesamten Board bedanken.
Wie ich jedoch selber erfahren habe, ist es für newbies oft schwer sich hier zurechtzufinden.
Häufig werden Dinge gefragt wie etwa „wie lange dauert es bis zur BU/FQ/Medical“ oder „wann bewerbe ich mich am besten“!
Auch Erfahrungsberichte „muss“ man sich in den beiden verschiedenen Threads BU/FQ zusammensuchen.
Aus diesen Grund habe ich beschlossen, einmal meinen kompletten Bewerbungsdurchlauf zu schildern, um Newbies einmal eine Übersicht zu verschaffen über den Ablauf dieses Auswahlverfahrens.

Angefangen hat es natürlich mit dem Abitur, im Juni 2004.
Nun waren fast alle Bewerbungsvoraussetzungen erfüllt, fehlte nur noch der abgeleistet Wehr- oder Zivildienst, welcher im September 2004 angetreten wurde.
Etwa zeitgleich füllte ich auf www.lufthansa-pilot.de die Bewerbungsmaske aus, da ich wusste, dass es aufgrund der hohen Bewerberzahlen 2004 zu langen Wartezeiten bis zu den Untersuchungen kommen könnte.
Ich gab also an, ab Januar 2005 für die sogenannte Berufsgrunduntersuchung (=BU) zur Verfügung zu stehen.
Etwa Anfang April 2005 bekam ich dann den Termin für die Berufsgrunduntersuchung, Ende Juni 2005.
Es hat also ab Bewerbung 10 Monate gedauert, bis ich einen Termin bekommen habe.
Bitte beachtet dass dieser Zeitraum nur von den Bewerberzahlen abhängig ist., wenn ihr also wissen wollt, wann ihr euch am besten bewerben sollt, ob vor/im/nach Wehr-/Zivildienst, dann ruft einfach mal bei der Bewerberhotline 01803 5474568 oder 01803LHPILOT von der Lufthansa an und fragt nach, wie momentan die Wartezeiten für die BU sind, denn erstens wissen die selber am besten Bescheid über die momentanen Bewerberzahlen und zum anderen helfen die einem dort immer freundlich weiter!

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt ist übrigens eine unabhängige Organisation mit einer Abteilung namens "Luft- und Raumfahrtpsychologie", die im Auftrag verschiedener Auftraggeber wie der Lufthansa,Austrian Airlines, diverser Länderpolizeien oder der Deutschen Flugsicherung Bewerber testet und weiterempfiehlt oder eben nicht.
Durch diese Unabhängigkeit ist gewährleistet, dass eine Auswahl nicht bedarfs- und konjunkturabhängig ist. Das bedeutet wiederum, dass alle geeigneten Bewerber weiterempfohlen werden, egal ob Bedarf besteht oder nicht. Sollte kein Bedarf bestehen, kommt es lediglich zu längeren Wartezeiten bis Schulungsbeginn bzw. bis zur Einstellung nach Schulungsende.
Dieses System sichert dem Bewerber die Fairness zu, dass er die gleichen Chancen bekommt, wie jeder andere Bewerber auch.

Nun fuhr ich also im Juni 2005 zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (=DLR) nach Hamburg um dort zur Berufsgrunduntersuchung anzutreten.

Am ersten Tag ging es dann um 12:30 los.
Bitte beachtet, dass ich mich nicht genau an die Testreihenfolge erinnern kann. Das ist aber eigentlich egal, weil diese sowieso variiert.
Je nach Länge der einzelnen Test hat man nach entweder 2 oder 3 Tests immer eine Pause.

Visuelle Merkfähigkeit
Dies ist ein gut machbarer Test, bei dem man sich Buchstaben einprägen muss und dann nachfolgende Buchstabenreihen daraufhin überprüfen soll, ob sie einen von den gemerkten Buchstaben enthalten. Bei diesem ersten Test geht dann auch die anfängliche Anspannung etwas weg.

Technik 1
Der erste Test über technisches Wissen. Dieser behandelte den praktisch-technischen Bereich mit vielen Vorrichtungen und Systemen. Wer sich in technischem Verständnis geschult hat, für den sollte der Test gut machbar sein, da viel Logik mit hineinspielt.
Aber unterschätzt den Test auch nicht, so einfach wie in dem Trainingsmodul von der Übungs-CD des DLR sind die Fragen dann doch nicht.

Konzentrationsfähigkeit
Hier müsst ihr euch für Dreiecke mit den Eigenschaften Lage, Farbe und Anzahl der Punkte im Inneren jeweils 2 Regeln einprägen und die nachfolgenden Dreiecke dann den Regeln entsprechend bearbeiten. Lässt sich durch Training mit der DLR-CD recht leicht bewerkstelligen, zudem gestaltet der Touchscreen des DLR die Sache noch etwas einfacher.
Passt jedoch auf, dass ihr nicht in eine Art Trance-Zustand verfallt und einfach drauf los drückt. Für einen kurzen Moment hab ich mich selber dabei erwischt.

Akustische Merkfähigkeit
Im sogenannten Memory-Span-Test, kurz MST bekommt ihr über den Kopfhörer am laufenden Band Zahlen eingesagt. Irgendwann hört das plötzlich auf und ihr solltet von der letzen Zahl angefangen, möglichst viele Zahlen rückwärts wiedergeben können. Da eine Reihe sowohl nach 5 Sekunden wie auch nach 50 Sekunden aufhören kann müsst ihr euch gewissermaßen immer die letzten paar Zahlen präsent halten. Bei diesem Test ist es wichtig, dass ihr eure Kapazität richtig einschätzt und euch daran haltet, d.h. wenn ihr nur 5 Zahlen schafft, dann versucht nicht euch mehr zu merken, sondern konzentriert euch auf die Richtigkeit dieser 5 Zahlen.

Kopfrechnen
Ein sehr kurzer Test, da für jede Aufgabe extrem wenig Zeit zum Bearbeiten zur Verfügung steht. 10 Aufgaben akustisch und 10 Aufgaben visuell. Übt Kopfrechnen bis zum Abwinken, dieser Test ist wirklich sehr sportlich! Quadrate bis 20 sollten auf jeden Fall sitzen und Multiplikation bis 30 muss extrem flott gehen. Wichtig ist, hier am Ball zu bleiben und nicht gleich aufzugeben. Auch nach dem Test nicht ärgern, sondern konzentriert die anderen Tests weitermachen.

Raumvorstellung
Der Würfelklapptest ist in Ordnung. Übt gründlich zuhause und baut euch schwierige Würfel als Papiermodell nach, anhand denen ihr euch überlegen könnt, wie man einzelne Würfelseiten drehen muss und wo man sie anlegen kann.

Mehrfachbelastungstest MIC
Der einzige Test, in den ich unvorbereitet hineingegangen bin, da ich keinen Skytest hatte.
Da dieser Test immer als sehr subjektiv empfunden wird, möchte ich auch gar nicht viel dazu sagen. Ihr müsst mit einem Joystick etwa Höhe, Kurs und Geschwindigkeit halten und nebenbei eine Akustikaufgabe lösen. Versucht hier nicht, den Punkten exakt nachzufliegen, sondern deren Tendenz zu folgen, das vermeidet, dass ihr zu starke Korrekturen vornehmen müsst oder immer Überreagiert mit eueren Steuereingaben. Die Zahlen der Akustikaufgabe werden recht langsam eingesagt, sodass man damit gut klarkommen sollte.

Der erste Testtag war somit um ca. 17:30Uhr zu Ende gegangen.

Während am ersten Tag die Tests nachmittags bestritten wurden, war für den zweiten Tag der Vormittag ab 8:00Uhr angesetzt.

Textaufgaben
Los ging es mit Mathematik-Textaufgaben. Hierzu durfte man ein Blatt Papier und einen Bleistift für Nebenrechnungen verwenden. Auch hier gilt, wer sich in Mathe-Textaufgaben gut vorbereitet und viel Zuhause rechnet – ohne Taschenrechner natürlich – der sollte nur wenig Probleme mit den Aufgaben haben, auch die Zeit ist ausreichend.

Optische Wahrnehmung
Den Test zu optischen Wahrnehmung empfand ich relativ schwer. Das Problem daran ist, dass ich Zuhause gemäß der Trainingsanleitung des DLR den OWT1 und 2 von der Übungs-CD bis zum Abwinken geübt hatte. Durch diese Gewöhnung an das Aussehen der OWTs von der Übungs-CD hatte ich leichte Schwierigkeiten, mich an das veränderte Aussehen des DLR-Test-OWTs zu gewöhnen. Deshalb hab ich auch immer nur 2, selten mal 3 Instrumente sehen können. Für die nicht gesehenen Instrumente antwortete ich wahrheitsgemäß immer mit „nicht gesehen“.

Raumorientierung/Würfelrotationstest
Den Würfelkipptest gibt es beim DLR in 3 verschiedenen Geschwindigkeitsstufen, die Anweisungen werden über den Kopfhörer eingesagt. Die ersten beiden Stufen sind gut zu bewältigen, die dritte Stufe ist schon recht flott. Wer hier Probleme haben sollte, den Würfel so schnell im Kopf zu kippen, kann es mit Merkfähigkeit probieren. Die letzte bekannte Position des Würfels und die darauf folgenden Kippanweisungen merken. Zum Antworten habt ihr genug Zeit, sodass ihr das Gemerkte langsam im Kopf ausführen und dann eure Eingabe machen könnt.

Persönlichkeitsfragen
Hier müsst ihr 183 Persönlichkeitsfragen beantworten. Wählt immer das am ehesten für euch Zutreffende und seid ehrlich.

Englisch
Die 60 Fragen zur englischen Sprache enthalten sowohl Redewendungen, als auch Grammatik und Vokabular. Dieser Test war weder leicht noch richtig schwer. Durch einen ausgeprägten englischen Wortschatz oder Vokabeln lernen müsstet ihr diesen Test packen.

Technik 2
Es folgte als letztes ein zweiter Technik-Test. Dieser beinhaltete jedoch mehr theoretisch-physikalische Fragen im Gegensatz zu den Fragen des ersten Technik-Tests. Hier muss man sich auch etwas in der Formelwelt der Physik auskennen. Beachtet, dass alle physikalischen Bereiche dabei sind, also niemals glauben, dass man Optik oder so weglassen könnte, weil man das zum Fliegen ja eh nicht braucht!

Gegen 11:30Uhr war somit auch der zweite Testtag vorüber gegangen.
Es waren zwei sehr prägnante, wie auch interessante Tage. Man konnte sich mit allen Leuten dort gut unterhalten und es wurde auch immer versucht, durch locker-witzige Gespräche die Anspannung etwas loszuwerden.
Insgesamt verließ ich Hamburg dann mit einem unguten Gefühl, da manche Tests doch wesentlich schwerer waren, als einem in den Übungsversionen vom DLR suggeriert wird.


Noch ein paar Worte zur Vorbereitung auf die Tests.
Ich habe keine Seminare oder ähnliches besucht. Als Übungsunterlagen dienten:

- die DLR-CD sowie die heruntergeladenen Updates von der DLR-Website
- das Buch „Der Pilotentest“ von Hesse/Schrader
- das Buch „Testtraining Technisches Verständnis“ von Hesse/Schrader
- das Buch „Testtraining Textaufgaben“ von Hesse/Schrader
- das Buch „Testtraining Rechnen und Mathematik“ von Hesse/Schrader
- das Buch „Testtraining Naturwissenschaften“ von Hesse/Schrader
- die Website www.dlr-downloads.de , besonders die Vokabellisten sind zu empfehlen

Trotz meiner Überzeugung, die Sache mit dem Pilot werden wäre damit vorbei, bekam ich eine Woche später die Nachricht, dass ich bestanden habe.
Das hat mir gezeigt, dass man sich bei der Selbsteinschätzung nach der BU und vor allem bei den verschiedenen Tests deutlich irren kann. Darauf möchte ich später noch mal zurück kommen.
Da ich im Sommer 2005 dann 4 Wochen nicht da war und die Unterlagen nicht sofort zurückschicken konnte, bekam ich dann meinen Firmenqualifikations-Termin Mitte September 2005, sprich 4 Wochen später, als es eigentlich möglich gewesen wäre.
Die Dauer von der BU zur FQ betrug damit in der Regel 1,5 Monate.

So durfte ich dann im September erneut nach Hamburg reisen und stand diesmal im Anzug vorm DLR-Gebäude.

Der erste Tag begann um 8:00Uhr, die 10 Teilnehmer wurden in 2 Gruppen aufgeteilt.
Während die eine Gruppe jeweils eine Einweisung in den DCT (=Dyadic Cooperation Test bzw. „Straßen-Beladen“) und den Simulator erhielt, begann die andere mit dem Streitgespräch. Jeder hat 10 Minuten Vorbereitungszeit auf das Gespräch und im Gespräch dann 10 Minuten Zeit, das Gegenüber zu überzeugen.
Damit war der Vormittag auch schon gelaufen, am Nachmittag folgten dann noch die beiden Gruppendiskussionen und der DCT.
Am Ende des ersten Tages mussten dann 3 Leute gehen.
Am nächsten Morgen war ich mit einer weiteren Person gleich als erstes um 7:00Uhr mit dem Simulator dran. Relativ bald im Anschluss folgten dann das Interview meines Simulator-Leidensgenossen und daraufhin meins. Nach dem Interview bekam ich auch ein Feedback über meine BU-Ergebnisse. Wie sich zeigte, ist die Selbsteinschätzung bei der BU äußerst schwierig. Der einzige Test, den ich richtig eingeschätzt habe, war der OWT. Meine anderen Stärken/Schwächen, wie sie sich ergaben, hatte ich nach der BU nicht so empfunden. Nach en Interviews hatten wir beide bestanden und verließen das DLR-Gebäude gegen 10Uhr. Wie ich später erfahren habe, haben insgesamt 4 Leute von den 7 bestanden, die es in den zweiten Tag geschafft haben.

Noch ein paar Worte zur Firmenqualifikation. Hier gibt es keine bestimmten Verhaltensmuster, die zum Erfolg führen. Es geht hier um eure Person, euren Charakter und eure Verhaltensweisen in bestimmten Situationen und vor allem darum ob ihr zur Lufthansa passt bzw. die Lufthansa überhaupt zu euch passt. Für das Streitgespräch und die Gruppendiskussionen ist es sehr hilfreich, wenn ihr öfter aktiv mit Freunden, Klassenkameraden oder Arbeitskollegen diskutiert oder gar schon mal Gruppendiskussionen in Auswahlverfahren mitgemacht habt. Ich selber kannte die Gruppendiskussion sowie das Interview bereits aus dem Einstellungsverfahren der Polizei, die Situation war also nicht neu für mich. Ihr solltet euch auch viel mit Freunden, Bekannten und Verwandten unterhalten, wie ihr auf andere Menschen wirkt, bzw. überprüfen ob ihr euch in vielen Situationen möglichst richtig einschätzen könnt. Denkt viel über euch nach und überlegt euch, welche Fragen man euch im Interview stellen könnte, wo euer Lebenslauf Fragen aufwirft und Angriffsfläche bietet.
Für den DCT gab es für mich selbst keinerlei Vorbereitungsmöglichkeiten, es ist auch völlig ausreichend, wenn man in Kopfrechnen und Merkfähigkeit einigermaßen geschult ist, konzentriert arbeitet und stets um eine klare und eindeutige Kommunikation mit dem Partner bemüht ist.
Was den Simulatortest angeht ist es sehr hilfreich, wenn man sich bereits in der Flugsimulator-Materie auskennt. Wer schon seit Jahren mit dem Microsoft Flight Simulator dabei ist, braucht sich keine großen Sorgen machen. Ansonsten sollte man den Simulator zwecks einiger Übungsflüge vielleicht mal herauskramen, sich Kurse aufzeichnen und diese nur nach Instrumenten abfliegen.
Als Vorbereitungshilfe habe ich mal einen Blick in das Buch „Assessement Center“ von Hesse/Schrader geworfen, was einem einige Verhaltenstipps mit auf den Weg gibt.
Was ich euch jedoch strengstens empfehle ist Ehrlichkeit. Verhaltet euch so, wie ihr sonst auch seid, verstellt euch nicht.
Bedenkt auch, dass es meistens nicht auf das Ziel ankommt, sondern auf den Weg, wie man dieses Ziel erreicht!

Nun stand ich trotz meiner Bedenken über das Berufsgrunduntersuchungsergebnis mit bestandener Firmenqualifikation in Hamburg vor dem DLR-Gebäude.
Stand also noch das Medical als letzte Hürde vor einem Schulungsvertrag mit der Lufthansa Flight Training GmbH an.
Meinen Medical-Termin bekam ich nur 3 Wochen später, nämlich Anfang Oktober.

Im Aeromedical-Center in Frankfurt werdet ihr dann noch mal ganz genau medizinisch durchgecheckt.
Im Vorfeld sollt ihr bereits beim Hausarzt eine Röntgenthoraxaufnahme machen lassen und sie nach Frankfurt schicken, eine Kostenübernahme bekommt ihr von der Lufhansa zugesendet.
Die Untersuchung beginnt dann um 8:00Uhr und dauert bis etwa 15:00Uhr. Sie ist zwischen den einzelnen Untersuchungen mit viel Warten ausgefüllt.
Folgende Untersuchungen werden durchgeführt:

- Elektroenzephalographie, kurz EEG ist eine Aufzeichnung eurer Hirnströme um zu untersuchen, ob ihr eine Krampf- oder Epilepsieneigung habt.
- Elektrokardiographie, kurz EKG ist eine Aufzeichnung eurer Reizweiterleitung am Herzen mit anschließender Herzaktion um zu überprüfen, ob ihr Erkrankungen am Herzen habt.
- Audiometrie ist eine Untersuchung eures Hörvermögens, ob ihr auch in allen Frequenzbereichen ausreichend hören könnt.
- erweiterte Hals-Nasen-Ohren-Untersuchung, hier wird euer Gleichgewichtssinn, euer Trommelfell, eure Nase, euer Rachen, euer Gehörgang auf Erkrankungen untersucht, sowie der Druckausgleich eures Ohres überprüft.
- erweiterte ophtalmologische Untersuchung, genaue Untersuchung eurer Augen, Krümmung, Sehstärke, ob Farbenblindheit besteht und ob die Pupillen und die Netzhaut in Ordnung sind.
- Spirometrie, eine Lungefunktionsuntersuchung zur Feststellung der Lungenkapazitäten.
- Blut- und Urinstatus, sowie Haarprobe, Untersuchung auf Hämoglobin, Lipidstatus, Drogen und ob abnorme Blutwerte bestehen.
- Untersuchung durch einen Fliegerarzt, hier werdet ihr noch mal in eurer gesamten körperlichen Struktur angeschaut, in etwa ob der Rücken gerade ist und euere Haltung in Ordnung.
- Drogenscreening, ein 20-minütiges Gespräch mit einem Neurologen bezüglich Drogenkonsum und Umgang mit Alkohol und Nikotin.

Wenn ihr alle Untersuchungen hinter euch habt, dauert es etwa 3 Wochen, bis ihr euer Medical-Ergebnis bekommt. Je länger ihr während dieser 3 Wochen nichts vom Aeromedical Center hört, desto besser, weil es immer bedeutet, dass etwas nicht stimmt.
Ich selber bekam beispielsweise eine Woche später schon einen Bescheid, dass ich beim Hausarzt zur Nachuntersuchung müsse wegen meiner Blutwerte. Diese waren dann jedoch in Ordnung und ich habe das Medical erhalten.

Anderthalb Jahre oder 18 Monate nach Abschicken der Bewerbung war es damit geschafft, der Schulungsvertrag war unterschrieben. Ich habe es weiter geschafft, als ich jemals gedacht hätte, dass ich es schaffen würde.

Doch eins möchte ich noch ins Bewusstsein rufen, mit den bestandenen Tests ist man noch lange kein Pilot, denn damit hat man sich grade mal die Chance erarbeitet, damit anzufangen.
Die Failure-Policy im Schulungsvertrag ist eng gestrickt, viele Fehltritte darf man sich nicht leisten.

Das ganze ist so ähnlich wie mit einem Medizinstudium.
Die wichtigste Vorraussetzung um Medizin zu studieren ist erst einmal ein Studienplatz,
doch wer einen Studienplatz hat, ist noch lange kein Arzt....

In diesem Sinne wünsche ich allen Bewerbern, Boardlern und Piloten viel Erfolg auf ihren Wegen, ob in der Luft oder auf der Erde und always happy landings!!!

Viele Grüße

Uncle

PS: Für Fragen jeglicher Art stehe ich natürlich gerne zur Verfügung!
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ready4takeoff
Bruchpilot
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Anmeldungsdatum: 08.02.2006
Beiträge: 8

BeitragVerfasst am: Mi Feb 15, 2006 11:14 am    Titel: Ablauf Antworten mit Zitat

Heyu,
vielen Dank für den Bericht über den Ablauf. Sehr interessant.
Und Glückwunsch, dass du es soweit geschafft hast...
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panic
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Anmeldungsdatum: 27.09.2005
Beiträge: 439

BeitragVerfasst am: Mi Feb 15, 2006 5:47 pm    Titel: Antworten mit Zitat

von mir auch vielen Dank für den Bericht. Ist sehr interessant zu lesen und hilft vielen sicher auch weiter, die noch vor Ihrer Bewerbung stehen.
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Huskydog
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Anmeldungsdatum: 22.12.2005
Beiträge: 852
Wohnort: Europa

BeitragVerfasst am: Do Feb 16, 2006 1:31 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Klasse Bericht, man dankt!
Was mich nochmal interessieren würde ist die Haarprobe beim Medical und das "Drogengespräch" Razz .
Es ist ja kein Geheimnis, dass so gut wie jeder von uns hier oder da einmal an 'nem Joint gezogen hat. Jugendsünden halt. Wie sollte man sich diesbezüglich verhalten, zumal es ja auch noch Jahre nach dem einmaligen Konsum in den Haaren, sofern nicht abgeschnitten, nachzuweisen ist?
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Alles bestanden.
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UncleBob
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Anmeldungsdatum: 30.06.2005
Beiträge: 46
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BeitragVerfasst am: Do Feb 16, 2006 2:31 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Hm, da haste ausgerechnet was getroffen, wo ich dir nicht viel zu sagen kann.
Alles was mit illgealen Drogen zu tun hat, war für mich schon immer tabu.
Ich habe definitiv nie eine illegale Droge probiert, ich denke, man kann die Jugend auch ohne durchstehen Idea
Was den Nachweis angeht, soweit mir bekannt ist, lässt sich ein Zug an nem Joint gar nicht sicher nachweisen,
weil die Menge einfach viel zu gering ist.
Ansonsten müssen deine Haare beim Medical mind. 4cm lang sein.
Sollte man es bis zum Medical geschafft haben, gehe ich mal davon aus,
dass die Jugendzeit vorbei ist, insofern müsste es also,
falls überhaupt einmal Drogen konsumiert wurden,
Jahre her sein und das ist nicht mehr nachweisbar.
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Huskydog
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Anmeldungsdatum: 22.12.2005
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BeitragVerfasst am: Do Feb 16, 2006 2:47 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Na da bin ich ja beruhight...den Schulhof habe ich mental denke ich auch schon verlassen. Ist ja alles auch schon mehr als drei Jahre her.
Bin auch nicht stolz drauf, aber man war halt auch schonmal blöder als heute.
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Alles bestanden.
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UncleBob
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Anmeldungsdatum: 30.06.2005
Beiträge: 46
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BeitragVerfasst am: Fr Feb 17, 2006 10:59 am    Titel: Antworten mit Zitat

Was ich vielleicht noch erläuternd dazu sagen könnte:

Ich habe bereits kurz vor meinem 15 Geburtstag mit dem Segelfliegen angefangen. Das beinhaltet schon regelmäßiges Medical usw.!
Und ich habe mir nicht meine Privatpilotenlizenz mit 16 erarbeitet, um sie aufs Spiel zu setzen, bloß weil ich mal einen Joint probieren wollte.
Das Eisen war mir einfach zu heiß Wink

Macht die Angelegenheit viell. etwas verständlicher...

Gruß

Uncle
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Caddy
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Anmeldungsdatum: 20.12.2005
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BeitragVerfasst am: Fr Feb 17, 2006 1:59 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Wo ihr dieses Thema gerade ansprecht, hat mich die ganze Zeit interessiert inwieweit man beim Medical diesen "Konsum" nachweisen kann, wenn er durch Passivrauchen entsteht. Beim Rauchen sollen ja sogar mehr Giftstoffe aufgenommen werden...

Ich bin nämlich ziemlich oft im Fußballstadion wo dann doch der eine oder andere in näherer Umgebung kifft und wenn ich nach Hause komme stinke ich manchmal so nach dem Zeug, dass mich meine Mutter schon darauf angesprochen hat Wink

Mich betrifft es zwar jetzt nicht mehr aber interessieren würde mich es schon, ob mir das Probleme bereitet hätte...
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UncleBob
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Anmeldungsdatum: 30.06.2005
Beiträge: 46
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BeitragVerfasst am: Fr Feb 17, 2006 6:12 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Nunja, genau die Frage hatte ich mir auch gestellt... gibt es ja die ein oder andere Disse, wo de genug von dem Qualm passiv-rauchst!

Allerdings hat meine Recherche ergeben, dass Passivrauchen nicht nachweisbar ist, weil die Menge viel zu gering ist!

Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte halt jedes Fußballstadion und jede Disse meiden, bevor er zum Aeromedical Center geht...!

Wink
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linuz
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Anmeldungsdatum: 08.06.2005
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BeitragVerfasst am: Sa Feb 18, 2006 2:38 am    Titel: Antworten mit Zitat

ich hab sogar vorm medical -zugegeben evtl etwas übertrieben- jedesmal wenn ich im club was verdächtiges gerochen hab die luft angehalten und bin auf die andere seite des dancefloors geflüchtet! Wink

und bei nem herbaliser konzert in strasburg war der konsum um mich herum dermassen extrem, dass ich nach 15 min sogar den saal verlassen habe.....das medical war mir logischerweise einfach wichtiger!
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UncleBob
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Anmeldungsdatum: 30.06.2005
Beiträge: 46
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BeitragVerfasst am: Sa Feb 18, 2006 4:43 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Richtige Einstellung!!!!!!!!! Very Happy
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ready for take-off?
Captain
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Anmeldungsdatum: 08.01.2006
Beiträge: 762
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BeitragVerfasst am: Do März 02, 2006 2:20 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hab nach Kurzenrecherchen im Internet diese Liste bei http://www.drogen-aufklaerung.de/texte/sachtext/cannabis12.htm#Wie%20lang%20ist%20Cannabis%20nachweisbar? gefunden (bezieht sich auf Urin Test!!!)

Amphetamine ("Speed")
2-4 Tage, abhängig vom Urin-ph-Wert

Benzodiazepine
bis 72 Stunden für mittellang wirksame Benz.
4-6 Wochen nach Vergiftungen oder hochdosiertem Missbrauch

Cannabis
2-3 Tage nach einmaligem Konsum
5 Tage bei 4 mal die Woche kiffen
10 Tage bei täglichem Konsum
20 Tage bei mehrmals täglichem Konsum über Wochen

Kokain
2-4 Tage nach einmaligem Konsum

Ecstasy (MDMA)
1-3 Tage

Psilocybin
1-3 Tage

LSD
1-4 Tage

Methadon
3-5 Tage

Opiate (Heroin, Codein)
2 Tage (Hinweise zu den Grenzwerten)

Bei Haar Test ist Cannabis noch 3Monate später nachweisbar (wie viel man dafür konsumieren muss, steht da nicht - es wird lediglich erwähnt, dass der Test extrem genau ist und schon bei sehr kleine Mengen positiv anspringt)



soweit zu diesem Thema - hab nämlich noch eine Frage an UncleBob :

Kommt bei der BU ein Test dran bei dem man sich, ähnlich wie bei einer Übung bei SkyTest Symbol bzw. Bildchen zusammen mit einer Zahlenkombination einprägen soll und diese dann eine Zeit lang wieder geben muss?

Du hast in deinem sehr ausführlichen Bericht davon nichts erwähnt - kann ich also davon ausgehen, dass so etwas zur Zeit nicht getestet wird?
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