Flugschule oder Ab-Initio

[Räikkönen]

Hallo,

ich bin aktuell sehr unentschlossen was für mich der beste Weg ins Cockpit ist. Vielleicht können mir hier einige Leute einen guten Rat geben.

Zu meiner Person:
Bin 34 Jahre alt, weiblich, abgeschlossenes Hochschulstudium und Promotion fast vollendet. Ich fliege seit meinem 16. Lebensjahr Segelflugzeuge und seit 3 Jahren Ultraleicht (WT9). Habe den PPL-Theorieunterricht in meinem Flugverein besucht und könnte in ca. 3 Monaten den PPL haben. Habe bereits Medical Klasse 1, Englisch kann ich auf C1 Level, falls das was zur Sache tut. Leider bin ich nur 1,62 cm groß.

Ich habe jetzt 3 Varianten:
1. Ab Initio bei Air Baltic: habe die ersten beiden Stufen schon erfolgreich hinter mir und habe eine Einladung zum letzten Auswahlverfahren in Riga bekommen. Ich habe grundsätzlich gar kein Problem damit, für gewisse Zeit ins Ausland zu gehen, allerdings wären das bei Air Baltic mind. 5 Jahren, eher 7. Das ist dann doch so lange, dass ich Zweifel bekomme, ob ich das wirklich möchte.

2. Ab Initio bei European Flight Academy: Das wäre natürlich klasse, aber das ist dann doch eher unrealistisch. Habe den DLR-Test absolviert und habe in 2 Fächern ein C (u.a. MIC). Hab aber auch einen großen Fehler gemacht und mich nicht allzu gut vorbereitet (weil ich gerade viel Stress im Job habe und den Test schon 2 Mal verschieben musste). Ich bin recht zuversichtlich, dass ich es im 2. Anlauf schaffen würde.

3. Ich mache das Ganze privat, ich habe viele Connections und kenne einige Linien- und Business-Jet Piloten. Das hätte den Vorteil, dass ich in meiner gewohnten Umgebung bleiben könnte und es sehr viel günstiger wäre. Ich habe aber Angst, dass ich keinen Job danach bekomme.

Mein Ziel ist es bei einer Airline zu arbeiten, am Liebsten Discover, Condor oder Eurowings mit Basis in München. Das muss nicht sofort sein, ich würde von der Bezahlung her auch keine großen Ansprüche haben, also hätte ich auch mit Ryanair oder sowas kein Problem. Ich denke der Knackpunkt ist, die 1000h zusammenzubekommen.

Am liebsten würde ich tatsächlich Variante 3 machen, weil ich bei Variante 1 Bedenken wegen der langen Zeit im Ausland habe und bei Variante 2 viel Glück bräuchte und das Ganze sehr teuer ist.

Wie ist euer Einschätzung dazu? Soll ich in meinem Alter unbedingt nehmen was geht, wenn ich z.B. bei Air Baltic eine Zusage bekommen sollte? Wie hoch ist das Risiko wirklich, dass ich bei Variante 3 keinen Job finde? Hätte wie gesagt auch kein Problem damit, für 1-2 Jahre ins Ausland zu gehen.

[E92325]

Hallo,

ich persönlich finde, dass eine Ab Initio Ausbildung das beste ist, was du machen kannst. Ich würde es an deiner Stelle bei der EFA versuchen. Wenn es nicht klappt, kannst du immernoch entweder ins Ausland gehen, oder die Ausbildung privat machen. Bei einer privatfinanzierten Ausbildung besteht halt das Risiko, nicht die gewünschte Stelle zu bekommen. Im schlimmsten Fall hast du du deine Lizenz und machst was ganz anderes, weil du nichts findest was passt. Dann hättest du aber je nach dem trotzdem Schulden. Das ist Abwägungssache. Ich habe in zwei Monaten meinen Termin beim DLR Test für meine Bewerbung bei der EFA und würde, wenn das nicht funktioniert das ganze auch privat machen auch mit PPL im Verein.
Mit der Körpergröße ist das auch so eine Sache, Minimum sind angegeben 1,65.. da müsstest du zumindest für klären inwiefern das ein Problem werden könnte.

Was deine Fragen zum Schluss angeht, habe ich von einem Fall gehört, der seinen Schein privatfinanziert 2009 ausgestellt bekommen hat und jetzt mit 44 bei Eurowings seinen ersten Job als Pilot antritt. Es kommt immer auf die Nachfrage an und darauf, wie sehr du das willst.

Aber wenn das beim DLR so gelaufen ist, wie du gesagt hast, solltest du es nochmal versuchen. Vielleicht hättest du ja das bisschen Glück, das du bräuchtest.

[Danny Kay]

Hallo Räikkönen,

ich kann deine aktuelle Situation genau nachvollziehen. Ich bin selbst 31. Bin Ingenieur und schon ein paar Jahre im Berufsleben. Ich wollte allerdings immer ins Cockpit.
Ich habe den DLR Test letztes Jahr bei der EFA bestanden, bin aber leider bei der GQ rausgeflogen. Dieses Jahr habe ich es bei einer anderen europäischen Airline versucht, wieder DLR Test bestanden aber GQ rausgeflogen. Von denjenigen, die die GQ bestanden haben war es auch der jeweils zweite oder sogar dritte Versuch bei den verschiedensten Airlines und Programmen. Da muss man einfach durch und irgendwann klappt es auch mit entsprechender Vorbereitung und Erfahrung, es sei denn man ist komplett ungeeignet. Dieses Mal gab es wenigstens Feedback, was mich ermutigt es privat zu probieren. Deswegen würde ich dir auch empfehlen das Assessment in Riga mitzunehmen um einfach Mal die Erfahrung gemacht zu haben wie es im Assessment abläuft und in der Regel sollten die dir auch ein Feedback geben falls es nicht klappt. Falls du bestehst kannst du ja immer noch ablehnen.

Den DLR Test bei der EFA kannst du ja nochmal probieren, auch wenn nebenberuflich sehr Zeitintensiv, aber auf jeden Fall machbar.

Falls du dich weiter Austauschen möchtest auch gerne via PM
_________________
EFA BU 09.05.23 - check
EFA GQ 06.07.23 - fail
Lu BU 22.01.24 - check
Lu GQ 06.03.24 - fail

[Räikkönen]

Danke euch beiden für die netten Antworten. Soweit ich weiß ist nur bei Lufthansa und Condor 1,65m Vorschrift. Bei Swiss, Eurowings, Discover usw. gilt 1,60m.

Jemand hat mir jetzt per PM noch AeroLogic ans Herz gelegt. Die Idee habe ich noch gar nicht ernsthaft in Erwägung gezogen. Das wäre jetzt auch noch eine Option.

Kennt sich jemand vielleicht auch noch mit Business-Aviation aus? Das könnte man ja theoretisch auch noch machen. Darüber lese ich eigentlich nie etwas.

[binpilot]

Moin!

ich bin der Meinung, dass was man bei einer privat finanzierten Ausbildung an Geld sparst am Ende an Risiko "on top" kommt nicht ins Airline-Cockpit zu kommen.

Ich habe mir auch als Ziel gesetzt eines Tages im Airline-Cockpit zu sitzen, aber nicht um jeden Preis. Ich persönlich würde zum Beispiel nicht die Existenz (durch das Bürgen mit eine Immobilie) meiner Eltern aufs Spiel setzen, nur um meinen eigenen Traum zu erfüllen. Deshalb war die Finanzierung ein ausschlaggebender Punkt, um mich bei der EFA zu bewerben, weil sie eine Finanzierung über Brain-Capital anbietet.

Wenn die Sicherheit einen Job im Airline-Cockpit zu bekommen an einer privaten Flugschule genauso groß ist wie an einer ab-initio Flugschule, dann vermute ich, dass viele sich sich wohl gegen eine wesentlich teurere Prestige-Flugschule entscheiden würden. Aber leider ist das nicht so!
Du verschiebst die Hürden nur nach hinten und das mit wesentlich mehr Druck! Als ich im GQ saß war der Druck recht hoch, weil mein Traum zu platzen drohte. Ich mag mir aber nicht vorstellen, wie mein Traum vermeintlich platzen würde, wenn ich noch einen Berg an Schulden haben würde, der mich finanziell ruinieren könnte. Deshalb würde ich mich persönlich erstmal für die sichersten, aber wohl auch aufwendigsten (in jeder Hinsicht: Vorbereitung auf Assesment; Distanz; Mehrarbeit durch Auslandseinsätze während des Ausbildung etc.) Weg entscheiden, um die sowieso vorhandenen Risiken zumindest zu minimieren. Aber das muss ja auch nicht auf jeden zutreffen.

[Räikkönen]

[E92325]

Sehr schön, in zwei Monaten, also am 17.05.