Persönliche Frage

[Rose1234]

Hallo,

Ich wende mich in einer eher persönlichen Thematik an euch und wäre um Hilfe wirklich sehr dankbar. Und zwar folgendes:

Mein Partner will unbedingt Pilot werden. Nicht, dass ich ihm verbieten möchte, ich glaube, er rennt nur in sein eigenes Verderben (klingt jetzt dramatisch, ich weiß). Er ist jetzt 26 Jahre alt, hat lediglich eine AHS Matura, also die Matura an einer allgemein bildenden Schule, und das war's. In Österreich maturiert man mit 18 Jahren. Anschließend leistete er seinen Zivildienst, hat ein Studium begonnen und das aber hingeschmissen und dann Medizin begonnen, aus dem er aber rausgeflogen ist, da er eine Prüfung beim letzten Antritt nicht geschafft hat. Er hat in dieser Zeit nirgends gearbeitet; also schon in den Sommermonaten gelegentlich Ferialjobs, aber niemals länger als 1 Monat und erst Recht nicht in einem Bereich, den man wirklich als Erfahrung zählen kann. Er hat eine Skilehrer-Ausbildung und hat in den Wintermonaten manchmal als Skilehrer gearbeitet. Jetzt hat er sich aber in den Kopf gesetz, Pilot zu werden, da er gerne in Bewegung ist, eine schöne Aussicht haben will, keinen langweiligen Bürojob, Aja und er sieht halt das große Geld. Über diese Beweggründe kann man streiten. In einem Cockpit ist es eng, man kann sich ja wirklich nicht viel bewegen und ob man so eine tolle Aussicht hat, wage ich jetzt mal zu bezweifeln. Weiters meint er, dass es ein sicherer Job ist, jedoch würde ich sagen, dass gerade die Flugbranche doch sehr unsicher ist (oder?). Er hat den DLR Test bereits probiert und er hat sehr viele D's drinnen. Seine Ausrede war, dass er halt in der Nacht davor schlecht geschlafen hat und deswegen nicht konzentriert war. Nur ist das ironische, dass er generell Schlafprobleme hat bzw. keinen geregelten Schlafrythmus (und auch keinen geregelten Tagesablauf). Ihm wurde auch eine generalisierte Angststörung diagnostiziert. Noch dazu ist er, wenn er mal früh aufstehen muss zu überhaupt nichts zu gebrauchen. Also bspw hatten wir vor kurzem einen Flug um 06:30 und mussten halt dementsprechend früh am Flughafen sein - er hat sich nur beschwer, wieso der Flug so früh sein muss und hat sich dann direkt am Flughafen schlafen gelegt und war den restlichen Tag komplett kaputt. Nur müsste ein Pilot, der einen frühen Flug hat, ja eigentlich gegen 03:00 Uhr top fit am Flughafen sein, oder?
Er ist auch nicht Multitasking fähig (kann bspw nicht gleichzeitig kochen und reden) und findet immer jemanden, der an seinem Schlamassel schuld ist (entweder die Profs oder seine Eltern oder irgendwelche sonstigen Umstände). Er hat absolut keine Erfahrung mit Flugzeugen, ist in keinem Luftsportverein oder kennt sich sonst damit aus. Er kennt die unterschiedlichen Bezeichungen der Flugzeuge, aber seien wir uns ehrlich, eine A-320 von einer A-380 zu unterscheiden ist auch keine Hexerei, sondern (mMn) eher Allgemeinwissen.

Jetzt will er sich auf den DLR Test nochmal vorbereiten, bringt's halt nicht zusammen, dafür zu lernen und sonstige Berufswünsche hat er keine. Er will nur Pilot werden.

Nur nebenbei: er hat auch kein Geld auf der Seite bzw ist nicht kreditwürdig. Und seine Eltern wollen ihm den Kredit nicht finanzieren.

Seine Eltern meinten schon, dass er sich dringend eine andere Idee in den Kopf setzen muss und dass er dafür einfach nicht geeignet ist. Ich habs auch schon probiert, ihm das zu vermitteln, aber er sieht das einfach nicht.

Habt ihr vielleicht irgendwelche Ideen, wie man das wem klar machen kann? Oder findet ihr, dass er nach dem oben geschilderten überhaupt realistische Chancen hat? Was würdet ihr mir den raten, wie man denn am besten darüber reden könnte?

[Alt&Neu]

In der geschilderten Konstellation wird er die Ausbildung nicht machen... wenn er kein Geld zur Selbstfinanzierung hat... und die Tests nicht schafft... ist also quasi doppelt safe... einfach laufen lassen...

[Pawly]

[Rose1234]

Danke euch zwei für die Antworten!!

Hat jetzt auch mal gut getan das wir loswerden können


Pawly hast natürlich recht, dass man nicht permanent drüber reden sollte, ich hab ihm das eben einmal gesagt und da meinte er nur ich soll nicht so gescheid darüber reden, ich will's ihm quasi nur vermiesen, und seit will ich über diese Thema eig eh nicht mehr reden bzw hör halt auch weg, wenn er wieder damit anfängt.. glaub aber auch, dass ihm einfach irgendwer mal sagen muss, dass das alles nichts wird, aber halt am besten jemand "neutrales Dritter"

[Rose1234]

Und was wäre, wenn er den Test "bestehen" würde? Also ich glaube halt, dass man doch so jemanden eig nicht zu einem Bewerbungsgespräch einladen würde...

Außerdem meinte er, dass man sich auf diesen Test eh nur mit nichts tun vorbereiten kann und sonst jonglieren üben und diese Cbts bissl durchklicken... ist doch Schwachsinn oder ??

[moswey]

Hallo Rose

Ich hatte einmal einen Flugschüler in einer ähnlichen Situation - er hatte eine abgebrochene Lehre, gesundheitliche Probleme und finanzielle Schulden, und war bei mir im Theorie-Unterricht. Ich denke wie meine Vorredner auch, dass du ihn machen lassen kannst. Einzig falls er sich verschulden möchte für eine Ausbildung ohne dass er eine Aussicht auf einen Job hat, dann müsstest du reagieren. Das grosse Geld wird man als Einsteiger nicht machen, die Zeiten sind lange vorbei. Jobsicherheit hat man auch nicht. Nur die Aussicht vom Cockpit ist schon phänomenal, da muss ich ihm zustimmen

Bei meinem Flugschüler konnte ich ihm so helfen, dass ich mit ihm einen Plan machte, wie er schrittweise zu seinem Ziel kommt. Nämlich zuerst eine gute Grundausbildung abschliessen. Ich würde dir raten zu versuchen, ihn so in eine Richtung zu lenken. Dann bist du nicht die Böse die seinem Traum im Weg steht, sondern jemand die ihm Kraft und Hoffnung gibt. Mein Schüler konnte dann so mit neuer Motivation eine Lehre abschliessen, er hat dazu bei MacDonalds gearbeitet und immerhin geschafft seine Schulden zu tilgen. Das ist natürlich weit von seinem Piloten-Traum entfernt, aber ein Ziel vor Augen hat insgesamt seine Situation stark verbessert. Vielleicht kannst du bei deinem Freund auch so etwas bewirken, dass er einen technischen Beruf lernt, ein Studium abschliesst oder ähnlich, mit dem Ziel dann bessere Chancen als Pilot zu haben. Wenn er anschliessend doch nicht Pilot wird, hat er dann aber etwas anderes in der Hand und verdient vielleicht einmal genug Geld um die schöne Aussicht auch von einem Passagier-Sitz aus zu geniessen.


Ich wünsche euch viel Erfolg!

[Rose1234]

[Leveled_Horizon]

Hallo Rose!

Wenn ich deinen einleitenden Post lese, erschrecke ich ein wenig, weil ich mich in einigen deiner aufgeführten Punkte erkenne. Zumindest war das bis vor ein paar Jahren so. Dieses verkopfte, dieses "sich nichts sagen lassen wollen" ist stärker als alles andere. Dagegen wirst du nicht ankommen. Nur zu deiner Information, ich bin kein Linienpilot, aber ich verstehe deinen Freund irgendwo.

Lass es mich erklären. Er romantisiert das jetzt wahnsinnig mit dem Pilotenleben und macht sich nicht die geringsten Vorstellungen darüber, wie aufwändig und anspruchsvoll (und TEUER) sowohl die Ausbildung als auch die spätere Tätigkeit als Pilot sein wird. Auf der anderen Seite sind alle anderen Schuld, wenn etwas bei ihm nicht klappt.

Meine Frau hat damals etwas pfiffiges gemacht. Sie mir gesagt, ich solle es versuchen. Wenn sie im Widerstand gewesen wäre, hätte ich nämlich am Ende SIE dafür verantwortlich gemacht, dass es nicht geklappt hat. Verstehst du? Versuche es gewissermassen mit umgekehrter Psychologie. Sag ihm, dass er es versuchen soll. Es gibt bis zum Ausbildungsbeginn derart viele Hürden, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass er je in die Situation kommen wird, einen Kredit aufnehmen zu müssen (den er ohne feste Anstellung sowieso nicht bekommt...) oder eine Ausbildung anzufangen. Private Flugschulen haben auch Eignungsabklärungen, um ein gewisses Level innerhalb der Klassen zu erhalten und zu verhindern, dass jeder aufgenommen wird.

Alles in allem möchte ich sagen, dass du vielleicht versuchst, weniger in den Widerstand zu gehen, sondern ihn im Endeffekt selber seine Erfahrungen machen lässt. Insgeheim wissen wir alle, wie das ausgehen wird.

Ich drücke die Daumen für dich und hoffe, dass alles so kommt, wie es soll

Mach`s Gut!

Michael
_________________
Der Versuch ist wertvoller als das Geld, das durch nichts-tun eingespart wird.

[Rose1234]

Hallo Michael,

Danke für die Antwort. Ich habe ihn ermutigt, den Test zu probieren, da ich meinte, dass er sich dann zumindest selber sagen kann, dass ers ja probiert hat. Und er meinte, dass er den Test einmal probieren will und dann sieht er ja das Ergebnis. Er hat nicht bestanden (im Juni) und bis dato nixhts gearbeitet, will keine Ausbildung/Studium anfangen. Sondern wieder sich auf den Test vorbereiten. Und er will dafür auch nichts tun, sondern meint, dass schlafen hilft oder jonglieren... und im Winter will er dann für zwei Monate wo arbeiten und falls er den Test nicht bestanden hat, den ein drittes Mal probieren.

Ich meinte, dass er, wenn er sich des in den Kopf gesetzt hat, den halt nochmal probieren soll, aber er muss sich dann mal was suchen. Er ist aus verschiedenen Gründen depressiv und verweigert aber psychologische Hilfe (weil er meinte, wenn man ihm das vorschreibt macht ers extra nicht). Sorry, aber irgendwann kann ich dann nicht mehr verständnisvoll sein. Irgendwann muss man mal seinen Arsch hochkriegen und einen Traum dann abhacken. Und ich schlucke meine ganzen Sorgen und Ärger seit über einem halben Jahr runter - weil ich nicht verstehe, wieso man nicht nebenbei halt was tun kann?
Wie ein Vorredner meinte, wäre doch viel sinnvoller, wenn man einen technischen Beruf ergreift oder ein Studium abschließt.. und wenn man psychisch nicht fit ist, dann schafft man das alles ja eh nicht. Und da seine Eltern da scheinbar auch keinen Draht haben, bin ich jetzt die Blöde und unsere Beziehung steht leider an der Kippe...

Aber danke dir auf jeden Fall für deine Antwort und deine Einschätzung!

[Alt&Neu]

einfach machen lassen... erledigt sich von alleine !

In meinen Augen ist es eine Möglichkeit, dass Du Dich mit Dir befasst... wie Du damit umgehst... ist vielleicht nicht so gut für Dein Karma, dass ständig wegzuatmen... fällt einem früher oder später auf die Füße... meine bescheidene Erfahrung

Alles Gute

[Sidewinder]

Das neue Schulungskonzept der European Flight Academy hat es mMn den Einstieg rein finanziell gesehen schon viel schwieriger gemacht als es vor ein paar Jahren war (Kosten über 100.000 EUR, kein Stipendium & phasenweisse Vorauszahlungen z.B.).

Dazu kommen ja nach dem DLR Test - der ja nur die erste Stufe des vollständigen Assessments bildet, intensive psychologische Test etc (auch natürlich Themen die du angesprochen hast wie Multitasking). Es würde mich nach deinem Post doch schon sehr wundern wenn es zu einem positiven Abschluss kommen würde.

Im Kontrast dazu sind die Assessments privater Flugschulen "weniger" streng dafür ist der finanzielle Aspekt noch "ungreifbarer" - je nach Flugschule. Früher oder später wird dein Partner da von alleine auf eine Wand treffen die das Ganze dann stoppen wird. Hört sich harsch an ist denke ich aber das was in Realität passieren wird
_________________
F/O BCSX