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Werra Bruchpilot
Anmeldungsdatum: 16.07.2016 Beiträge: 3
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Verfasst am: Mo Aug 01, 2016 8:03 am Titel: |
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Ich sehe im Ausgangsposting vor allem ein mentales Problem. Damit meine ich nicht diese Einzelperson, sondern ein Generationenproblem das sich auch in Studentenforen usw. deutlich zeigt:
"Was ist denn jetzt sicher, was soll ich denn jetzt machen, wie mache ich denn jetzt alles richtig Blabla".
Ich mache mich darüber nicht lustig, aber es ist fehl am Platze. Die Gesellschaft hat sich verändert, aber die jungen Deutschen sind viel zu beeinflusst vom gänzlich anders abgefederten Lebenswandel ihrer Eltern und suchen krampfhaft irgendwelche Rockzipfel, die dieses abgesicherte Modell auch für die Zukunft versprechen. Das wird aber nix.
Ich finde das selbst nicht unbedingt gut, aber wer sich wappnen will sollte sich anschauen wie z.B. Amerikaner ihre Karriereentscheidungen treffen, das wird nämlich auf absehbare Zeit unsere Realität werden. Da sind Dinge normal die jungen, kräftigen deutschen Männern aus irgendwelchen Gründen nervöse Zuckungen bescheren: erstmal 4 Jahre Armee um ein College bezahlt zu bekommen, Einstieg auf Facharbeiterebene, bei Eignung Aufstieg, mit 30 nochmal eine Weiterbildung draufsatteln, die Erfahrungen in irgendein Computerprogramm umsetzen, das gut verkaufen und 2 Jahre nur surfen und reisen, merken dass Fliegen geil ist und Pilot werden, das geht bis 48 gut, man wechselt vielleicht in die Bodenabteilung als Planer, steigt da nochmal auf, schmeisst mit 55 alles hin, macht mit der 3. Ehefrau nen Laden auf und verkauft den mit 70 um sich zur Ruhe zu setzen.
Ich fürchte, dass diese Mentalität, sich ein- und umzustellen, seine vielen Möglichkeiten in diesem Leben alle einmal durchzuprobieren, einen eventuell weiter bringt.
Mir ist dabei auch klar, dass das jetzt ein überzeichnetes Positivbeispiel ist, das in einem Hochsteuerland wo die Arbeitgeber zu 80% nen Stock im Arsch haben, nicht 1:1 kopierbar ist. Aber bereits jetzt sehe ich kleine Schritte in diese Richtung. Ich studiere neben dem Beruf, und manche Absolventen, die strukturell in der Akademikerschwemme nicht unterkommen, gehen eben nicht zum Amt sondern haben kleine Kaffeebars aufgemacht oder sowas.
Mit dieser Einstellung wird man gerade international eher sich durchboxen, denn eine Pilotenkarriere die man SELBST aufbauen will, wird sich fast unweigerlich phasenweise mal woanders abspielen, mit böser Zunge könnte man auch sagen: wenn es Dir zu aufwändig ist, mal 3 Jahre in Polen oder Irland King Air zu fliegen um weiter zu kommen, dann ist das vielleicht auch einfach alles nicht das richtige.
Der Weg, mit 19 irgendwo nen Vertrag zu unterschreiben, um danach bei dicker Kohle ein Fliegerleben lang gesagt zu bekommen was man morgen, nächste Woche, nächstes Jahr zu tun und zu lassen hat, das waren auch einfach mal Ausnahmezeiten. Auf 95% der Piloten weltweit trifft das keineswegs zu.
Wer also schon mit nicht mal 20 Jahren einen (angestrebten) Ausbildungsvertrag mit der Lufthansa als unsicheres berufliches Lebensrisiko empfindet, der hat meiner Meinung nach noch ganz andere Baustellen, so wie unglaublich viele deutsche Mittelschichtsjugendliche. Ist nicht böse gemeint. |
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Elmar Captain
Anmeldungsdatum: 18.05.2007 Beiträge: 685 Wohnort: Raum Stuttgart |
Verfasst am: Mo Aug 01, 2016 9:30 pm Titel: |
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Ausgesprochen guter Artikel, Danke dafür!
Alles Gute!
Elmar _________________ Altitude, Airspeed, Brain - You need two of them to survive. |
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