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Swiss Selektion Komplett - Erfahrungsbericht

 
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Sonnic21
Bruchpilot
Bruchpilot


Anmeldungsdatum: 19.05.2016
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: Do Mai 19, 2016 10:07 pm    Titel: Swiss Selektion Komplett - Erfahrungsbericht Antworten mit Zitat

Soso liebe Leute, nachdem ich unzählige Stunden hier im Forum verbracht habe, wird es Zeit dass auch ich etwas zurückgeben kann. Dies möchte ich in Form eines Erfahrungsberichts machen, da diese mir am meisten geholfen haben.

Kurz vorweg, die Swiss Selektion ist durchaus machbar. Lasst euch also von den ganzen Verschwörungstheorien hier (oder auch in anderen Foren, habe sie ALLE gelesen) nicht fertig machen. Denkt immer daran, ihr wollt Pilot werden und das geht nur, wenn ihr an euch glaubt.


Stufe 1

Ist jetzt schon eine ganze Weile her, darum habe ich den genauen Zeitpan nicht mehr im Kopf. Ihr werdet aber über alles relevante im Voraus informiert, so dass ihr euch darum keinen Kopf machen müsst. Auf den Test habe ich mich mit Skytest und der App dazu. Ich gehe jetzt nicht auf die einzelnen Elemente ein, die werden hier im Forum ausreichend beschrieben. Im grossen und ganzen ist der Test nicht sonderlich schwer, eine gute Vorbereitung gehört aber dazu. Ihr solltet alle Tests so oft durchmachen, bis ihr denkt dass ihr sie auch unter Stress meistens könnt. Über das Kopfrechnen wird überall heftig diskutiert und es scheint grosses Kopfzerbrechen zu verursachen. Ihr könnt aber beruhigt sein, wenn ich mich recht erinnere war das einer der einfacheren Übungen. Was ihr aber sicher im Griff haben solltet und was euch auch eine gute Hilfe ist, ist wenn ihr die Quadratzahlen (1x1 ... 11x11 ... 17x17 etc.) auswendig lernt. Auf Sehair.ch gibt es auch noch nützliche Vorbereitungstools die eine Alternative zum Angebot von Skytest sind.

Getroffen haben wir uns also alle am morgen. Ich habe niemand gekannt, man findet aber schnell die passenden Leute. Die erste Testrhein dauerte circa 2 Stunden, dann Mittagessen und kurz darauf ging es zur zweiten Runde (die Reihenfolge weis ich jetzt nicht mehr auswendig, spielt aber auch keine grosse Rolle). Der positive Bescheid hatte ich schon am nächsten Tag im Mail, zusammen mit einer Einladung zu Stufe 2.


Stufe 2

Die Gruppenübung war eigentlich meine Lieblingsstufe, auch wenn sehr viele daran scheitern. Darauf vorbereitet habe ich mich nicht, geht ja wohl kaum. Es gibt Leute die extra Vorbereitungskurse besuchen und ein heiden Geld dafür ausgeben, schlussendlich seid ihr aber wer ihr seid, da kann euch ein Kurs auch nicht gross helfen.
Ich war mit Abstand der jüngste, mit mir war noch ein Helvetic Pilot da und eine weitere ab initio Kandidatin. Anfangs war ich ganz schön verunsichert, die 2 Experten waren jedoch äusserst freundlich und vermittelten überhaupt nicht das Gefühl, einem irgendwie unter Druck setzen zu wollen. Sie haben uns lediglich empfangen, und die Aufgabe erklärt und uns dann machen lassen. Auf die Aufgabe selbst werde ich jetzt nicht genau eingehen, es handelt sich schlicht um eine Gruppenübung, bei der ihr von den Experten beobachtet werdet und die euer Verhalten analysieren. Seid einfach ihr selbst, ganz ehrlich. Diese Leute haben schon hunderte Kandidaten gesehen und merken es sofort, wenn ihr euch verstellt. Der positive Entscheid kam kurz später, sowie die Einladung zur Stufe 3.


Stufe 3

Der Gubsomat, mein grösster Liebling! Nein Scherz, vom Gubsomaten war ich nicht sonderlich angetan. Vorbereitet habe ich mich wieder mit Skytest, für diesen Test meiner Meinung nach eine gute Hilfe. Ich rate euch klein anzufangen und euch dann hochzuarbeiten. Fixiert euch jedoch nicht zu fest auf die Steuerung zu Hause, der Gubsomat reagiert ganz anders als der Joystick am PC. Wichtig ist, dass ihr die verschiedenen Instrumente immer abwechslungsweise kontrolliert. Beim Gubsomaten müsst ihr zudem nicht "schön" fliegen, wenn ihr feststellt dass ein Instrument dabei ist abzuhauen, korrigiert sofort. Skytest war mir insofern eine Hilfe, dass ich mich mit den Instrumenten vertraut machen konnte. Die Übungen allerdings waren weit aus schwerer als der eigentliche Test am Gubsomaten selber, macht euch also nicht verrückt.
Empfangen wurde ich von einer sehr netten Psychologin, die mir den Automaten erklärt hat. Angefangen mit ein paar Testläufen kam dann der eigentliche Test. Ihr werdet während dem Test immer genau beobachtet, bleibt also immer ruhig, auch wenn ihr einen Fehler macht. Versucht diesen zu korrigieren und weiter gehts. Ich habe mich während der Vorbereitung oft gefragt, wie oft denn die Rote Lampe aufleuchten darf. Bei mir hat sie während dem Test sicher 5 mal aufgeleuchtet, ich habe dann einfach zügig korrigiert so dass das Leuchten verschwand. Die positive Antwort gab es gleich danach, sowie die Einladung zum PIT.


Stufe 4

Dieser Test dauert zwei Tage. Ihr erhaltet Material welches ihr zur Vorbereitung gut studieren solltet. Die Kompasszahlen müsst ihr beherrschen, Gegenkurse müssen im Schlaf sitzen. Zudem müsst ihr euch gut einprägen wie steil/schnell etc. ihr wann fliegen müsst.

Angefangen hat es an Tag 1 mit dem ersten Durchgang. Mit mir war noch ein weiterer Kandidat da. Empfangen wurde ich von einem pensionierten Swissair Pilot, der wirklich sehr freundlich war und mir die Nervosität gut genommen hat. Bei ersten Durchgang müsst ihr recht einfache Kurse fliegen, keine grosse Sache. Kurz darauf gibt es dann ein Feedback, welches bei mir durchaus positiv war. Die weiteren Runden werden schwieriger, ich möchte jetzt nicht im Detail darauf eingehen dass gemacht werden muss. Wichtig ist, dass ihr so genau wie möglich fliegt. Nach der zweiten Runde war das Feedback ziemlich ernüchternd, gelinde gesagt eine Katastrophe. Ich war mir sicher dass ich es jetzt Vers**** habe. Lasst euch aber davon nicht runter ziehen, die wollen euch auch auf die psychische Stärke testen. Die dritte Runde war schon eine ziemliche Herausforderung und hat echt viel abverlangt, wie gesagt, lernt die Kompasskurse ! Wink Da ihr nach jeder Runde ein Feedback erhaltet, versucht dass was vorher kritisiert wurde in der nächsten Runde besser zu machen. Genau das ist nämlich gefragt; Steigerung. Ihr seid noch keine Piloten und das verlangt auch niemand. Setzt dass was euch gesagt wird aber in die Tat um. Bei mir gab es dann den positiven Entscheid gleich nach der letzten Runde, ich glaube mein Mitstreiter wurde ebenfalls gleich danach informiert.


Stufe 5

Das Interview, ein normales Bewerbungsgespräch. Anfangs wird euch ein Swiss Pilot Fragen stellen, daraufhin werdet ihr mit der Psychologin alleine gelassen. Gefragt wird eigentlich alles, seid also wieder ihr selbst und bringt eine gute Portion Selbstvertrauen mit.

Am Nachmittag musste ich noch zum Medical, auch da habe ich mir viele überflüssige Gedanken gemacht. Getestet wird fast alles, Lunge, Herz, Blut etc. Der Arzt kontrolliert euch dann noch persönlich und stellt euch Fragen zum Krankheitsverlauf, Erbkrankheiten etc. Das Medical hat bei mir insgesamt anderthalb Stunden gedauert.

Am nächste Morgen musste ich noch zum Augenarzt. Wieder eine Untersuchung mit vielen diversen Tests. Die Flüssigkeit die ihr in die Augen bekommt hat es in sich, zumindest bei mir. Nehmt euch also Sonnenbrillen mit, ich konnte den halben Tag beinahe nichts mehr sehen und die Augen reagieren extrem empfindlich auf Sonnenlicht.




Der Bordentscheid kam circa einen Monat nach dem Interview. Um 0800 habe ich angerufen und.... vorfinanziert! Smile


Ich wollte das SAT eigentlich in Kombination mit einem Aviatikstudium an der ZHAW in Winterthur absolvieren, musste dann aber feststellen, dass ein Aviatikstudium nicht wirklich mein Ding ist. Ich habe mich dann, schweren Herzens, gegen die Ausbildung bei der Swiss entschieden da ich gemerkt habe, dass ein Studium für mich längerfristig die bessere Lösung ist. Viele von euch werden dass jetzt kaum verstehen, verständlich. Hätte ich diese Worte vor einem Jahr gelesen, auch ich hätte den Kopf geschüttelt. Gewisse Dinge werden einem im Leben jedoch erst dann bewusst, wenn sie kein Traum mehr sondern Realität sind. Was ich euch einfach besonders ans Herz legen möchte; überlegt es euch gut! Pilot zu sein ist kein Beruf, es ist eine Leidenschaft. Eine Leidenschaft die in eurem Leben sehr viel, ja wenn nicht sogar am meisten Platz benötigt. Ihr müsst bereit sein, für diese Leidenschaft einiges wegzustecken, sei es im sozialen Bereich oder sonst wo. Die schönen Bilder aus den 70er Jahren sind vorbei, genauso wie viele andere Sachen, die immer noch in den Köpfen der Leute herumschwirren, wenn sie das Wort Pilot hören. Es geht mir hier aber nicht darum, etwas schlecht zu reden. Vielmehr möchte ich realistisch sein.

Und wenn ihr euch alle diese Fragen gestellt habt und immer noch der Ansicht seid, ihr wollt Pilot werden, dann Glückwunsch! Denn es ist wahrscheinlich der schönste Beruf den es gibt. In diesem Sinne, alles gute und liebe Grüsse.


Zuletzt bearbeitet von Sonnic21 am Sa Mai 21, 2016 9:52 pm, insgesamt einmal bearbeitet
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mxwell2k12
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Anmeldungsdatum: 18.06.2012
Beiträge: 490

BeitragVerfasst am: Do Mai 19, 2016 11:09 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Tausend Dank für den Bericht - super geschrieben und sehr informativ!
Nebenbei meinen höchsten Respekt für Deine Entscheidung, das zeugt von Rationalität und Selbstreflexion.
Und zu guter letzt natürlich trotzdem Glückwunsch!
Darf man fragen, was Du studierst?

Beste Grüße
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Sonnic21
Bruchpilot
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Anmeldungsdatum: 19.05.2016
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: Sa Mai 21, 2016 9:51 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Ich danke Dir! Natürlich darf man, ich habe mich für ein Jura-Studium entschieden Wink

Liebe Grüsse
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parish
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Anmeldungsdatum: 22.01.2009
Beiträge: 138

BeitragVerfasst am: Di Mai 24, 2016 10:53 am    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Sonnic!

Zuerst mal ... vielen herzlichen Dank für deinen Bericht!
Sehr ehrlich geschrieben!
Danke für deine Mühen Very Happy


Und ja, wie du gesagt hast, es ist unverständlich! So geht es mir zumindest.
Ich bin selbst (noch) Student und kann dich aber recht gut verstehen.
Vor allem ist es gut, dass du diese Einsicht jetzt schon hattest.

Was ich leider nicht verstehen kann, ist, warum es bei dir erst nach dem Anruf -vorfinanziert- zur Einsicht kam.
Aus meiner Sicht hättest du dir darüber vorher Gedanken machen können / sollen.

Aber das ist natürlich kein Vorwurf! Ich bedanke mich noch mal herzlichst für deinen Beitrag und verstehe natürlich deine Entscheidung!
Hut ab! Das kann nicht jeder! Vor allem wird es wahrscheinlich niemanden Weiteren geben der das hier auch niederschreibt.

Ich wünsche dir für deine Zukunft natürlich alles Gute! Ich hoffe für dich, dass du deine Entscheidung nie bereuen wirst!

Gut ab, starke Entscheidung!
Danke, dass du uns daran teilhaben lasst!

Vielleicht suchst du dir ja einen netten Flugsportverein in deiner Nähe und machst den Segelflugschein oder den PPL, dann kannst auch noch in der Fliegerei bleiben.
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aviationralle
Bruchpilot
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Anmeldungsdatum: 05.02.2020
Beiträge: 4

BeitragVerfasst am: Mi Feb 19, 2020 1:31 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Hey Sonnic21,

herzlichen Dank für deinen ausführlichen Bericht!

Ich hätte allerdings noch ein paar Fragen bezüglich der Tests und des zeitlichen Ablaufs.

Ich habe mir das Logitech Saitech Pro Flughorn gekauft für Stufe 2. Meine Fragen wären, ist das der richtige bzw. brauche ich für Stufe 1 bei Instrumentenkoordination und Monitoring einen Joystick zum üben für den Test oder wird mit dem Flughorn getestet?

Außerdem, inwiefern liegen die einzelnen Stufen zeitlich auseinander bzw. finden mehrere an einem Tag statt? Bin aktuell nämlich noch am lernen und habe mich noch nicht beworben.

Es würde mich sehr freuen, wenn du mir weiterhelfen könntest Smile


Beste Grüße!
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