Erfahrungsbericht BU 05.06.2014

[Corsair21]

Hallo miteinander,

nachdem gestern Moritz schon seinen Bericht gepostet hat wollte ich nun auch meine Eindrücke vom Testtag hier schildern. Die anderen EB's und Kommentare haben auch mir geholfen und somit will ich hier mein möglichstes tun um hier Tipps weiterzugeben ohne Geheimnisse auszuplaudern.

Kurz zu mir
Ich bin jetzt 22 Jahre alt und habe im September Abschlussprüfung für mein duales Bachelorstudium. Pilot werden wollte ich schon immer, aufgrund mangelnder Sportlichkeit in meiner Schulzeit und noch dazu einer Skoliose an meiner Wirbelsäule hatte ich damals aber davon abgesehen mich bei der LH zu bewerben. Während meines Studiums hab ich dann aber mit dem Motorsport angefangen und das im Rahmen meiner finanziellen Möglichkeiten sehr erfolgreich, sodass ich meinen alten Traum Ende letzten Jahres wieder aufgegriffen hatte und mich bei der LH beworben habe.

Meine Vorbereitung
Meine Vorbereitungen für die BU waren vermutlich im Verhältnis zu anderen Teilnehmern deutlich geringer, die CBTs hatte ich im März mal kurz durchgeklickt aber wirklich zu üben angefangen hatte ich erst zwei Wochen vor der BU, was in etwa dem Doppelten meiner normalen Klausurvorbereitungszeit entspricht. Die Tatsache dass ich durch mein Studium darin geübt bin, mir in kurzer Zeit sehr breites Wissen anzueignen (Bulemielernen sagt man so schön), hat sich hier sicherlich bezahlt gemacht. Ich hab schnell gemerkt wo ich noch Lücken habe und bin diese durch systematisches Üben der CBT und recherchieren in Mathe/Physik/Englisch angegangen. Bücher oder gar Skytest hatte ich mir nicht gekauft, im Nachhinein betrachtet wäre ein gutes Physikbuch aber eventuell die 10-20 Euronen wert gewesen. Das (neue) Physikskript mit 48 Seiten hatte ich mir in den 2 Tagen vor der BU 2x intensiv durchgelesen, um sich alles zu behalten war die Zeit aber zu knapp.

Anreise & Übernachtung
Angereist bin ich mit der deutschen Bahn am Mittwoch und übernachtet habe ich im Motel One das hier sicherlich dem ein- oder anderen ein Begriff ist. Zudem bin ich am Abend noch die 10 Min zum DLR spaziert um zu wissen wo ich am nächsten Tag hin muss. Im Hotel hatte zwar ein Zimmer an der Hauptstraße, aber die Schallabdichtung war top! Lediglich am nächsten Morgen hatte ich im Halbschlaf 2 Krankenwägen gehört, aber ich behaupte mal dass das so auch gut ist.

Ein Treffen am Vorabend gab es bei mir nicht, da im Vorfeld kaum Zeit um groß Kontakte zu knüpfen(tagsüber arbeiten, Abends üben).

Tipp an dieser Stelle: FRÜH BUCHEN! Habe vor der BU mit nem Kollegen im Wartezimmer gesprochen der erst ca. eine Woche vorher nach einem Hotel gesucht hat und kilometerweit weg vom DLR untergekommen ist.


Der eigentliche Test
Am nächsten Morgen hat es aus Kübeln gegossen. Mir machte es nichts aus, ein paar wasserscheue, Testkollegen, wie sich später herausstellte, stiegen vorm Hotel in ein Taxi. Meine Jacke und Tasche war nach den 10 Minuten um Dauerregen zwar etwas nass, aber das war's auch schon. Die Zeit im Wartezimmer empfand ich jetzt nicht als allzu lange, dem ein- oder anderen konnte man aber anmerken dass er/sie ziemlich angespannt waren. Mit einem meiner Sitznachbarn hatte ich mich kurz unterhalten bezüglich Anreise(siehe oben), kurz darauf ging es aber auch schon los.

In Klammern werde ich für die Tests meine durschnittlichen Ergebnisse in den CBTs posten(immer höchste Stufe ausser PPT). Zum Test selbst nur mein eigener Eindruck und evtl. ein paar Tipps die mir (gefühlt) geholfen haben, mehr geht nicht da Verswchiegenheitspflicht.

VMC1(72%):
Symbole waren anders als im CBT, die Umstellung war für mich gewöhnungsbedürftig. Ein paar mal war ich mir zwischendrin überhaupt nicht sicher ob ich jetzt richtig liege und musste raten. Ich nehme aber an dass ich mindestens 60% hatte. Gefühl -> K.a.
Tipp für 4- und 5-back, der mir vlt. den Hintern gerettet hat: Bei 5-back zähle ich immer die Wiederholungen von denselben symbolen, im CBT habe ich so relativ gut den Überblick behalten können. Am Testtag hatte sich bei mir fast garnichts wiederholt, womit ich fast immer ruhigen Gewissens auf "Nein" klicken konnte.

TVT(87%):
Die Aufgaben waren meines Empfindens mit einem normalen Grundverständnis für technische Sachverhalte machbar. Es wurde kein Ingenieurswissen abgefragt. Gefühl -> Gut

10 Min pause...

RMS(25%):
Einer der Tests vor denen ich am meisten Respekt hatte, da ich in der Vorbereitung immer mal Zahlen verloren hatte und Aussetzer von weniger als 4 und sogar gar keine Zahl, da vertippt, hatte. Im Test hatte ich aber kein einziges mal unter 4 und konnte meistens sogar um die 6 Zahlen abrufen. Gefühl -> Sehr Gut
Tipp: Ich hatte 3er- und 4er-Kombinationen geübt und konnte im Test fast immer eine 4er-Kette + Übertrag merken. Auf einen Tipp hier im Forum hatte ich mir einen Kapuzenpulli für den Test angezogen und die Kopfhörer immer gut verpackt, um nicht vom Nachbarn gestört zu werden. Ich glaube aber ich hätte es nicht mal gebraucht, so laut kams mir um mich herum nicht vor.

SKT(92%):
Ich hatte ein paar Probleme mit dem Touchscreen (nicht immer direkt erkannt) und mich auch ein paar mal vertippt bzw. den Fehler gemerkt aber der Finger war schon drauf. Bis zum Endbildschirm kam ich nicht. Gefühl -> K.a., aber so schlecht kann es nicht gewesen sein.
Tipp: Hier versuchen noch etwas konzentrierter zu sein als beim üben, der Touchscreen kennt keine Gnade!

10 min pause...

KRN(76%):
Ging über Kopfhörer, Aufgaben sind sehr gut machbar, nicht so kompliziert wie im CBT. Gefühl -> Sehr gut
Tipps: Aufgabe erst ganz anhören, dann rechnen und Punkt-vor-Strich beachten! Quadrat- und Kubikzahlen auswendig lernen, im Nachgespräch scheinen andere durchaus heftigere Augaben gehabt zu haben als ich.

PPT(95%):
40 Würfel in 20 Minuten waren zu erledigen, an sich machbar, ggf. raten wenn es mit der Zeit zu knapp wird. Hatte am Vorabend hier noch fleissig geübt da ich anfangs bisschen Schwierigkeiten hier hatte mit der Konstanz. Gefühl -> Eher gut
Tipps: Bei geradlinig aufgeklappten Würfeln kann man oft schon wenn man das Feld ganz links/oben mit ganz rechts/unten vergleicht sehen ob es passt. Manchmal stimmen auch die Nachbarfelder gar nicht. Übt im CBT auf Stufe 1 wo ihr den Würfel nicht weggenommen bekommt und versucht präzise und schnell zu werden. Raten nur im Notfall, i.d.R. lassen sich aber fast immer 2-3 schnell ausschließen was die Chance drastisch erhöht.

MIC:
Einführungsphase ist auf alle Fälle gegeben und reicht eigentlich aus. Dadurch dass man keinen künstlichen Horizont hat ist das kurs halten nicht gerade einfach, Schwierigkeiten hatte ich aber erst in den höchsten Stufen, als ich bei der Zahlenaufgabe mit rot und grün durcheinander kam. Gefühl -> K.a., bis auf die höchste Schwierigkeitsstufe lief es eigentlich sauber was die Einhaltung der Werte angeht, auch wenn den Passagieren in einem echten Flug sicher schlecht würde wenn ich so mit dem Knüppel kämpfen würde.
Tipps: Versucht unbedingt auf den einfachen Stufen mit wenigen Instrumenten zu punkten, denn auf der höchsten Schwierigkeit wirds echt happig!


1 Stunde Mittagspause. War mit paar anderem im Lidl und hatte mir eine Käsestange und 2 Bananen gekauft; lieber auf Nummer sichergehen um den Magen nicht zu verstimmen.


RAG(100%):
Aufgaben waren nicht allzu schwer, mit 2 Trigonometrie-Aufgaben musste ich improvisieren, aber für jemanden der im Abi mit einer 3 oder besser in Mathe abgeschnitten hat sollte es reine Wiederholung sein. Gefühl -> Gut
Tipps: Kreise, Trigonometrie und Mathematische Körper wiederholen. Evtl. noch bisschen schriftliche Dividieren und Multiplizieren. Analysis kommt nicht dran so wie ich es mitbekommen habe.

OWT(70-80%):
Im Training hatte ich hier selten mehr als 3 erreicht. Am Testtag hatte ich 2-3 Mal sogar alle 4 geschafft, dafür aber auch mehrmals nur 2. Wenn ich mir nicht sicher war oder es nicht gesehen hatte habe ich auf "Nicht gesehen" gedrückt, ob jemand das Risiko eingeht zu raten muss jeder selbst wissen, mir war es das nicht wert.
Tipp: Zeiger sind etwas anders geformt, aber nicht krum wie es woanders beschrieben wurde. Es waren gefühlt nicht viele Aufgaben, also gebt euer Bestes, "Make it count!". Vor allem aber übt auch auf Stufe 3 im CBT, von manchen habe ich gehört dass sie nur mit Stufe 2 geübt haben - großer Fehler!

10 Min pause

ROT(100%):
Fängt sehr langsam an und wird erst gegen Ende schneller. Der Sprung auf die schnellste Geschwindigkeit kommt abrupt und unerwartet, also Achtung. Hatte hier erst ab dieser Stufe leichte Probleme und 1-3 Würfel raten müssen/verloren. Gefühl -> Eher gut

PSY:
Bei vielen Fragen hatte ich den Eindruck dass sie absichtlich darauf ausgelegt sind um Widersprüche zu erzeugen. Wird wohl in der FQ zur Sprache kommen.
Tipps: Einfach Ehrlich antworten und versuchen, nicht immer das zu wählen was man eventuell als Fallstrick nutzen kann. Wenn ihr ehrlich seid könnt ihr logischerweise auch eher zu Dingen befragt werden, auf die ihr eine Antwort parat habt.

10 Min pause...

ENG(90%):
Hatte eine Frage aus dem CBT, die also quasi geschenkt war. Ansonsten bis auf ein paar Fragen mit abgefahrenen Synonymen gut zu bewältigen wenn man regelmäßig englische Texte und Filme/Serien anguckt.

PHY:
Zum Abschluss gab es dann nochmal eine schöne Klatsche. Letzter Test und mit teilweise recht happigen Fragen für die man definitiv Formelwissen und physikalisches Verständnis oder logische Denkfähigkeit benötigt. Einige andere und ich hatten jedenfalls den Eindruck dass hier Elektriker und keine Piloten gesucht werden.

Kein Zusatztest!


Damit war die Untersuchung auch schon beendet. Um halb 5 und somit eine ganze Stunde früher als erwartet Mit einem Kollegen bin ich anschließend noch kurz die Reeperbahn erkunden gegangen ehe ich mich dann in den Zug Richtung Heimat gesetzt habe.

Am Samstag dann zu meiner Überraschung schon der Umschlag von der Lufthansa im Briefkasten mit Glückwunsschreiben und Datenblatt für die FQ.

Leider weiss ich auch von dem ein- oder anderen dass er nicht bestanden hat und wünsche denjenigen dass es sie nicht zu hart getroffen hat. Es gibt auch andere Wege ins Cockpit als die Lufthansa. Mit dieser Einstellung bin ich in die BU gegangen und werde genauso in die FQ und im Falle des Falles ins Medical gehen. Allein der Versuch sich der Herausforderung zu stellen hat schon Mut bewiesen. Und wenn es nicht klappt heisst das nur, dass die Zeit offenbar noch nicht reif war. Weitermachen, nicht aufgeben und Hindernis umfliegen!

Für alle anderen Anwärter die die BU noch vor sich haben gebe ich folgenden Tipp: Stellt euch nicht die Frage ob ihr das könnt oder nicht, das ist der falsche Ansatz; das ihr Pilot werden könnt wenn ihr es wollt sollte ausser Frage stehen! Plant stattdessen einfach den Fall ein, dass es eventuell nicht klappen kann und seht die Tests als Herausforderung. Zumindest ich bin mit dieser Einstellung tiefentspannt in die BU gegangen und konnte mich viel besser konzentrieren.

Viele Grüße,
Corsair

Falls etwas aus dem Bericht nicht den Richtlinien des DLR entspricht, gebt mir bitte umgehend Bescheid!

[Firat27]

Herzlichen Glückwunsch!
Finde deine Tipps zu allen Tests echt super

[mtBandi]

Herzlichen Glückwunsch!!
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