Später Versuch?!

[Dave84]

Hallo liebes Forum!

Wie der Titel des Threads in Verbindung mit meinem Nickname erahnen lässt, geht es um die sehr späte Verwirklichung eines lange gehegten Traums.
2005, meine Güte ist das schon lange her, bin ich leider in der FQ der LH im FS geflogen (erst simuliert, dann sehr real). Das hat mich damals echt sehr getroffen, da meine BU und speziell die Ergebnisse vom ersten FQ-Tag wol sehr, sehr gut waren. Naja, egal. Danach kam eine lange Phase in der ich nicht wirklich wusste, was ich machen wollte beruflich. Hab dann einfach weiter studiert und meinen Traum aus den Augen verloren. Wegen starken Heuschnupfens, den ich in den nächsten Jahren entwickelt habe, dann erst recht abgehakt. Studium lief teilweise sehr schleppend und erst nach meinem Auslandssemester hab ich da wirklich Ehrgeiz entwickelt. Viele Praktika und erste Berufserfahrungen gemacht, einige Projekte gestartet und jetzt bin ich bald (endlich) fertig. Aber in letzter Zeit bekomme ich wieder ein starkes Kribbeln in der Magengegend, wenn ich einen Flieger am Himmel vorbeiziehen höre/sehe. Um Torschlusspanik auszuschließen, habe ich das Ganze erstmal sacken lassen, aber muss mir eingestehen, dass mich der Beruf Pilot nie losgelassen hat, auch wenn ich mir etwas anderes eingeredet habe. Natürlich sehe ich die Sache mit fast 30 heute sehr viel reflektierter, als mit 20. Und bin sehr viel besser informiert. Im Moment scheint die Luftfahrtsbranche ja nicht gerade ein Allzeithoch zu durchleben, sehr euphemistisch ausgedrückt, und AB ist wohl auch nicht DIE deutsche Alternative zur LH-Ausbildung, die es gewesen wäre, als ich noch jung und knackig war. War damals echt zu dämlich/feige, um jede Option zu nutzen, Obwohl es auch einfach finanziell schwierig gewesen wäre. Aber egal. Ich werde im Mai 30, bin kurz vor dem endgültigen Berufseinstieg und ich will mich nicht mein ganzes Leben (noch mehr als nach der FQ) fragen, "was gewesen wäre, wenn".
Aber ganz ehrlich: ich weiß nicht genau, ob eine Bewerbung zum AC bei AB überhaupt Sinn macht, denn:

- Ich wäre dann mit 32 fertig. Gesetz des Falls ich schaffe das AC und die Ausbildung. Das hieße 5-10 Jahre weniger Erfahrung als Gleichaltrige und die selbe Zeitspanne weniger mögliche Dienstzeit als andere Absolventen.
- mit Anfang 30, 70 000 Euronen Schulden zu haben und keinen Job zu bekommen, wäre natürlich auch nicht gerade ideal
- wird man als 29/30-Jähriger überhaupt zum AC eingeladen? Habe AB vor Wochen mal eine Mail geschrieben, aber die muss wohl die Brieftaube verloren haben. (könnte man natürlich auch als "keine Antwort ist auch eine Antwort sehen.")

Auf der Habenseite bei dem Vorhaben stehen eigentlich nur:
- ich weiß mittlerweile, durch die Bekanntschaft von mehreren Stewardessen und einigen Piloten, genau worauf ich mich einlassen würde. Viele Vorteile, immense Nachteile, aber für mich ist die "Pro-Seite" bei dem Beruf eindeutiger Sieger (ungefähr auf dem Niveau wenn der FC Bayern gegen den MSV Duisburg spielen würde)
- durch mein Studium bin ich, trotz der exorbitanten Länge, enorm strebsam und fleißig, was das Lernen betrifft, geworden
- Englisch auf Muttersprachenniveau feat. kinderlos und ungebunden
- Ein paar Reserven im finanziellen Bereich sind vorhanden, so dass die Ausbildung einigermaßen überbrückbar wäre.

Die Plus-Punkte sind aber natürlich eher im persönlichen Bereich angesiedelt. Als Airline-Personaler würde ich im Kopf grob überschlagen und feststellen, dass sich das rechnerisch nicht lohnen würde, mich einzustellen. Und wenn ich wie Charles Lindbergh persönlich fliegen könnte...

Dennoch würde ich ein Feedback von euch sehr schätzen! AB gibt ja immerhin ein Höchsteinstiegsalter von 36 an und auch die LH hatte die Latte ja einige Jahre bei 29 angesiedelt. Aber ich greife natürlich auch ein wenig nach Strohhalmen.

Besten Gruß!

Dave

PS: Die Antwort "Mach deinen Beruf und eine Privatlizenz, um zu fliegen, würde ich mir definitiv selber geben und das ist auch Plan B.

PPS: Auch wenn es schon unendlich lange her ist: Zur Vorbereitung auf meine BU und FQ damals habe ich hier immer sehr viel gestöbert und traurigerweise nie etwas zurückgegeben. Falls erwünscht würde ich natürlich gerne einen "Erfahrungsbericht" verfassen. Keinen detaillierten, denn davon gibt es hier schon genug und meiner wäre ja nicht mehr taufrisch (wir mussten damals zwar nicht auf Schreibmaschinen die Antworten geben, aber dennoch hat sich wohl das ein oder andere geändert). Aber zu den einzelnen Themen und Aufgabenbereichen, speziell bei der FQ, könnte ich vielleicht noch Sinnvolles beisteuern. Zitat LH-Kapitän, anno 1703: "Leider hat es im FS nicht gereicht. Das bedauern wir sehr, da Sie seit gestern unser heimlicher Favorit waren, aber wir müssen Ihnen mitteilen, dass es nicht zum Interview gereicht hat."

Vielen Dank für die Bewältigung dieses Romans und etwaige Antworten!

[Alexh]

Hast du schonmal Swiss als Alternative in Betracht gezogen? Zwar recht aufwändiges Auswahlverfahren und Ausbildung in CH, aber mit größerer Sicherheit als AB und vom Alter bist du ebenfalls noch im Rahmen.
Bei mir im Kurs gibt es auch Kollegen die die 3 an erster Stelle des Alters stehen haben. Es ist kein Ausschlusskriterium und sollte nach reichlicher Abwägung nicht das Hindernis sein.

Gruß Alex
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Stur lächeln und winken, Männer! Lächeln und winken!

[ImhO77]

Modulare Ausbildung, alles andere halte ich in Deinem Fall fuer verschwendete Zeit. Geldverschwendung ist es in jedem Fall relativ sicher, aber die Zeit kriegt man nirgends wieder.

[Dave84]

Schon mal vielen Dank für die schnellen und variantenreichen Antworten. Die Schweiz wäre natürlich absolut ein Traum, aber die dortigen Lebenskosten während der Ausbildung sind dann doch etwas ruinös, oder? In dem Forum wurde ja schon einmal erwähnt, dass man sich auf ca. 1500 Euro einstellen müsse. Dann wären meine Reserven aber Ratz-Fatz aufgebaucht und reiche Eltern habe ich leider auch keine. (Obwohl ich die mit 30 sowieso nur nach einem Kredit fragen würde)
Wie schätzt Ihr die Chancen ein, überhaupt bei AB eingeladen zu werden? Gerade im Moment, wo die Kurse wohl verzögert werden, werden doch mit Sicherheit Kandidaten späterer Jahrgänge bevorzugt!?

@Imho: Allein schon die Anzahl deiner Beiträge lässt ja auf ein ziemliches Fachwissen schließen, deshalb werde ich mir deinen Rat natürlich sehr zu Herzen nehmen. Was meinst du denn genau mit Zeit- und Geldverschwendung? Dass es einfach nicht realistisch ist, mit 32 noch übernommen zu werden?

Wie gesagt: vielen Dank für die konstruktiven Vorschläge! Echt eine tolle Community hier!

[Alexh]

[cosmix]

probier auf jeden fall erst swiss bevor du AB probierst!

[ImhO77]

[löhdy]

also meines Wissens nach musst du bei der Swiss 6 mal in die Schweiz fahren, bis du gewissheit hast. Bei Airberlin weißt du es nach 2 Tagen und es ist günstiger nicht so oft nach unten zu fahren, dort 1-2 mal zu übernachten und zurück zu fahren.

Airberlin bevorzugt nicht die Absolventen der Airberlin flightschool, sondern bezieht ihren Bedarf aus den Absolventen. Wenn alle aufgebraucht sind, werden Assesments für den Freien Markt angeboten.

[ImhO77]

Dein Beitrag suggeriert einen enormen Pilotenbedarf bei Air Berlin, ich finde Du solltest klarstellen dass es den nicht gibt.

[PeterSchmidt]

[ImhO77]

Altersfluktuation gibt es bei Air Berlin wie ueberall auch.

Wer sich bei Air Berlin bewerben will, sollte sich aber folgende Dinge klar machen:

1) Air Berlin ist seit mehreren Jahren defacto bankrott und wird nur durch staendige Cash-Infusionen vom Golf am Leben gehalten.
Air Berlin ist allein nicht lebensfaehig und steht in dem Moment vor dem Insolvenzrichter, in dem Etihad seine unlogische Beteiligungsstrategie ueberdenkt und aufloest.

2) Aus obigem ergibt sich die Frage, in welcher Form Air Berlin weiterexistieren wird wenn es weiter geht. Ist das Gesundschrumpfen schon zuende? Das kann ein angehender Flugschueler schwer bis unmoeglich beurteilen. Expansion gibt es in jedem Fall keine.

3) Eine grosse Zahl von Air Berlin-Piloten sind im Moment zeitweise bei Etihad untergebracht. Die wollen irgendwann zurueck.
Die Vorstellung, es gaebe bei Air Berlin keinen Pilotenueberhang, ist deshalb eine Augenwischerei.

Die Air Berlin-Ausbildung bietet sicherlich eine deutlich groessere Jobwahrscheinlichkeit als eine normale selbstfinanzierte Ausbildung.
Aber das doppelte von sehr wenig ist immer noch wenig.
Wer sich in so enorme finanzielle Verbindlichkeiten stuerzt, sollte im Sinne seiner Verantwortung sich selbst gegenueber eine moeglichst grosse und moeglichst langfristige Planungssicherheit voraussetzen.
Die hat man aber hier nicht. Auch wenn es am Ende der Ausbildung einen Job gibt, was ich nicht bezweifle, ist der absolut unsicher und taugt nicht um so ein Risiko einzugehen.

Von jemandem, der berufsmaessig die Verantwortung fuer 150 andere Menschen uebernehmen will, erwarte ich persoenlich, dass er auch fuer sich selbst die Verantwortung uebernehmen kann.
Das sehe ich hier aber nicht.

Ich will keinem Air Berlin-Schueler irgendwas madig reden, aber ich habe den Eindruck dass da massiv die Realitaet ausgeblendet wird und eine 'Wird schon schief gehen'-Attituede an den Tag gelegt wird, die sich Null mit dem Beruf vereinbaren laesst.

[PeterSchmidt]