Forenbeitrag: Lufthansa Pilot ist def. k. Traumberuf mehr

[fuel]

Das was Imh077 sagt ist völlig richtig. Außerdem bin ich mir ziemlich sicher genau den selben Text schonmal irgendwo anders gelesen zu haben, allerdings mit einer Frau als frustrierte Protagonistin. Whatever.

[EDML]

Na ja, hat alles zwei Seiten.

Ich kenne einige Leute die schon 20 Jahre und länger auf der Linie fliegen. - Sowohl bei der LH als auch wo anders.

Wenn man die fragt dann äussert sich eigentlich fast jeder so oder so ähnlich. Es ist keiner dabei der sich noch nicht mit dem Ausstieg auseinandergesetzt hat. Viele können es halt auch nicht weil sie nichts anderes gelernt haben und jetzt mit 40+ auch keine Chance haben einen anderen Beruf zu ergreifen.

Rein sachlich ist der Text nicht so daneben. Die guten Zeiten sind leider vorbei - das ist Fakt. Bei der LH ist es derzeit sicherlich noch fast wie im Paradies - aber auch das wird sich weiter ändern. Garantiert.

Wenn man den Beruf des Piloten nüchtern und ohne Verklärung betrachtet dann ist er leider sehr monoton. Man macht zig. Jahre lang das gleiche. Nach spätestens 10 Jahren wird das langweilig.

Auch der Reiz der fernen Länder verblasst schnell wenn man nur übermüdet ins Hotel fährt und nach der (immer kleiner werdenden) mindest Ruhezeit weiter bzw. zurück fliegt.

Durch die Dienstzeiten sind schon viele, viele Beziehungen kaputt gegangen.

Gerade von den Kids hier im Forum hat leider niemand eine Vorstellung davon weil man alles durch die rosa Brille betrachtet.

Gruß, Marcus

[obstsalat]

[aero89]

Mich würde mal interessieren wie so eine realistische Wahrnehmung beim Interview ankommt. Ich sagte ja bereits in zwei anderen Threads, dass Pilot in ziviler Luftfahrt eigentlich nie für mich in Frage kam - bis vor kurzem. Kann man sowas unbesorgt zugeben oder wollen die Prüfer Honig um den Mund geschmiert bekommen?

[obstsalat]

Da gibt es keine Pauschalantwort. Du solltest schon ehrlich sagen, wie du das siehst. Gesucht wird nicht derjenige, der das Traumberufsklischee am buntesten ausmalen kann.

[MUC_333]

..

[aero89]

Danke für die Zustimmung, das ist auch ganz meine Empfindung. Dennoch hab ich ein wenig die Bedenken, dass man mit realistischer Wahrnehmung des Berufbildes nicht die Portion Eifer rüberbringen kann, als jemand, der schon seit seiner Kindheit davon träumt und praktisch alles andere vorab ausschließt und nacher am Boden zerstört ist, sollte es nicht klappen (hat man hier ja oft genug gelesen).
Ich hab dann ein Studium in der Tasche und klar wäre es sehr schade durchzufallen, aber es wäre für mich kein Weltuntergang. Die Mehrheit sieht das glaube ich anders. Da kann man ja nur hoffen, dass die Prüfer ebenso nicht ganz realitätsfern beurteilen.

[sharklets]

[B1900D]

Die FQ ist diesbezüglich ein Affentheater. So muß man das sehen und nicht persönlich nehmen, wenn es nicht klappt.

[aero89]

Wie soll man es nicht persönlich nehmen, wenn man dort durchfällt?
Wenn eine bestimmte Person durchfällt ist das doch auf genau diese bestimmte Person bezogen.

[Graf Zeppelin]

[veryxrv]

Ich möchte hier auch noch kurz etwas zum Thema "gute und böse" Berufe beitragen:

Ich hab in ein paar Tagen meine BU und studiere derzeit Maschinenbau an der RWTH in Aachen. Meint ihr, der Alltag dort sieht besser aus? Vonwegen "lockeres Studentenleben"! Die meisten von uns sitzen Jahrelang quasi an einem Stück!! vor einem Blatt Papier und machen sich Gedanken über die Lösung hoch komplexer, abstrakter Problemstellungen. Da fragt auch keiner, ob gerade Schwesterchens Hochzeit oder ähnliches ist! Und wer jetzt an Senesterferien denkt, sollte wissen, dass diese reine Formalität sind, aber in unserem Studiengang schlichtweg nicht existieren. Der Tagesablauf besteht aus Schlafen, Essen und Lernen. Und man glaubt gar nicht, wie viele hier schon vor Abschluss des Studiums erst mal direkt in die Psychiatrie gewandert sind!

Und das ist NUR die Ausbildung! Es wird immer betont, dass bei uns nur Führungskräfte ausgebildet werden. Und wie sieht deren Alltag aus? - Morgens früh zum immer gleichen Arbeitsplatz, sich permanent stressen lassen, wahrscheinlich haufenweise Überstunden schieben und am besten noch fürs Wochenende die Arbeit mit nach Hause nehmen, damit man auch ja seine völlig unrealistischen Fristen einhält.

Ganz ehrlich: Ob ich jetzt völlig gestresst zu Hause am Schreibtisch sitze oder eben irgendwo ein Fleugzeug führe, kommt doch (fast) aufs gleiche raus!

Ich will nicht abstreiten, dass Pilot ein harter Beruf ist, aber dass die Alternativen in dieser Gehaltsklasse wirklich besser sind, mag ich zu bezweifeln. Ich denke, dass es nicht unbedingt am Beruf liegt, sondern eher an der allgemeinen Wirtschaftslage. Niemandem geht es zur Zeit beruflich gut, das bekomme zumindest ich aus allen Ecken zu hören.

Außerdem ist Arbeit nunmal Arbeit und wird auch nur deswegen bezahlt. Für Dinge die nur Spaß machen wird dir niemand Geld zahlen, erst recht nicht so viel. Wenn natürlich nicht mal angemessen bezahlt wird, ist das wieder eine andere Geschichte.