Statistik und kleiner EB 23.10 / 24.10.12

[Dacia123]

Angetreten: 10 (2w / 8m) (Seminar: 4x TP , 1xS&P)
In den 2. Tag: 5 (1w, 4m) (Seminar: 2xTP, 1x?, 1xS&P)
Nach dem Sim: 4 (1w, 3m) (Seminar:2xTP, 1x?, 1xS&P)
Nach dem Interview: 2 (1m, 1w) (Seminar: 1x?, 1xTP)

(derjenige mit ? kam vom Bund und ist dort Heli geflogen, ich weiß nicht ob er zusätzlich auch noch ein Seminar gemacht hat, aber fliegerische Vorerfahrung hatte er jedenfalls)

Glückwunsch an die Besteher noch ein mal, auch wenn ich schon persönlich gratuliert habe!

Ich gehöre leider nicht dazu.

Ich kann eigentlich nicht viele Tipps geben, die nicht ohnehin hier schon stehen und nicht gegen die Verschwiegenheitserklärungen verstoßen, außerdem finde ich es blöd als "Nichtbesteher" irgendwelche "Geheimtipps" zu geben, die es sowieso nicht gibt. Ich empfande die FQ längst nicht so unangenehm, wie es hier im Forum häufig beschrieben wird. Klar es ist anstrengend aber den größten Druck macht man sich meist selbst, weil man weiß wie viel davon abhängt. Sowohl der Auswahlkapitän, als auch die Kommission waren zu jedem Zeitpunkt eigentlich sehr freundlich. Das ab und zu mal die Tonart verschärft wird, ist denke ich jedem bewusst und das gehört einfach dazu, aber es war definitiv nicht so, dass dort irgendwelche Tricks angewandt wurden um den Druck ins unermessliche zu treiben.

Über die Gespräche der anderen Teilnehmer kann ich nichts sagen, ich war ja nicht dabei. Deshalb schreibe ich einfach wie es mir ergagangen ist und hoffe, damit dem ein oder anderen helfen zu können.

Woran es bei mir persönlich gescheitert ist:
Ich kannte die Gruppenspielthemen schon aus dem Forum hier und natürlich auch vom Seminar. Habe dementsprechend schnell bemerkt, wenn etwas in der Gruppe nicht richtig lief bzw. in eine Richtung die das Gruppenziel langfristig verfehelen würde. Das habe ich auch immer direkt mitgeteilt bzw. versucht der Gruppe einen anderen Vorschlag zu machen, natürlich immer im Einverständnis aller und nicht unbedingt jemanden in Wort gefallen oder soetwas.
Es war zwar immer auf eine nette Art und Weise aber eben dennoch so, dass ich das Ergebnis der Gruppenarbeit damit ein Stück weit gelenkt habe, jedenfalls haben es mir andere Gruppenmitglieder und dann auch die Kommission am nächsten Tag hinterher so oder so ähnlich gesagt.
Die anderen Mitstreiter sagten, dass sie mich nicht als dominant im Gruppenspiel gesehen hätten, aber dass ich eben sehr aktiv war und immer irgendwie wusste in welche Richtung es gehen sollte. (Es klang also eher positiv, wobei ich natürlich auch niemanden jetzt danach sagen würde: "Mensch hast du dich da angestellt".)


Bin ja dann auch in den 2. Tag gekommen von daher war es im Großen und Ganzen sicher nicht ganz so dramatisch wie es jetzt vielleicht klingt.
Die Kommission hatte sich das aber natürlich gemerkt. (Verstädnlicher Weise).

Als ich dann im Interview zum Vortag gefragt wurde, habe ich auch von selbst aus angesprochen, dass ich sicherlich in den Gruppengesprächen teilweise zu aktiv war und dass ich es bei einer neuen Chance sicherlich etwas anders angegangen wäre. Ich wurde dann aber nach und nach auf eine gewisse "Dominanz" festgenagelt.

Ich persönlich bin bei der Meinung geblieben, dass ich es im Alltag eigentlich nicht bin und es so auch noch nie von irgendwem gehört habe (was der Realität enspricht, sonst wäre es für mich ein Leichtes gewesen es zuzugeben). Dementsprechend ist mir auch keine Situation im Alltag eingefallen in der mir bewusst geworden wäre, dass ich evtl. zu dominant bin.

Das Interview verlief dann aber nach und nach in diese Richtung, was ich aus Sicht der Auswahlkommission im Nachhinein mit etwas Abstand zum ganzen Geschehen natürlich auch sehr gut verstehen kann.

Ich habe diese von der Kommission erkannte Schwäche bei mir nicht in dem Umfang gesehen, wie es evtl. von der Kommission gesehen wurde, weil ich sie eben bei mir aus dem Alltag nicht kenne und mich im Gruppenspiel auch nur aus meiner Perspektive reflektieren konnte.
Ich habe natürlich auch andere Schwächen (bin ja auch nur ein Mensch), klar, die habe ich ja auch angegeben, aber eigentlich zählt die Dominanz sicherlich nicht dazu. Und dieses Nicht-Eingestehen der Dominanz im Alltag hat dann dazu geführt, dass es für mich eben nicht gereicht hat.

Ich habe während des Gespräches natürlich schon gemerkt, dass es in diese Richtung geht, aber ich dachte die ganze Zeit es würde so laufen, dass getestet wird, ob ich mir unter Druck irgendwann eine Schwäche "aufschwatzen" lasse, die ich von mir eigentlich nicht kenne, nur um vor der Kommission eben gut dazustehen.

Ich habe mich dann auch während des Interviews gefragt, was das ganze soll, da sich irgendwie immer alles im Kreis drehte.
Ich habe mir dann vorgenommen mir selbst treu zu bleiben und eben auch so zu argumentieren, dass es mein "wahres Ich", welches ich wirklich von mir oder auch von Freunden und Bekannten aus dem Alltag kenne, wiederspiegelt.

Im Nachhinein bin ich natürlich total von mir selbst enttäuscht, da mir von der Kommission mitgeteilt wurde, dass ein einziges "okay, dann ist es vllt. eine Schwäche von mir und ich arbeite daran" gereicht hätte. (Jedenfalls wurde mir genau das im Feedback gesagt, man weiß ja nie was sie sich sonst noch so zu einem notiert haben und was evtl. aus Rücksicht dann im Feedbackgespräch zurückgehalten wird)

Aber so ist es eben, ich habe versucht mir selbst treu zu bleiben und eben auch nur zu den Schwächen zu stehen, die "echte" Schwächen von mir sind. Natürlich ist man im Interview auch nervös, man weiß ja um was es geht und steht natürlich dementsprechend auf dem Schlauch wenn man dann auf etwas festgenagelt wird, was man an sich eigentlich wirklich nicht so sieht.

Aber letztenendes kann ich die Entscheidung der Kommission schon ein bisschen nachvollziehen, auch wenn ich mir sicher bin, dass wenn Sie mich in anderen Situationen kennen würden, sicherlich gar nicht erst auf diesen Trichter gekommen wären, aber das ist nicht ihre Schuld sondern meine. Die Chancen sind für alle gleich und ich habe mich da irgendwie unbewusst reinmanövriert und es nicht geschafft mich wieder freizuschwimmen.

Mir wurde hinterher zwar auch gesagt, dass alle anderen Werte angefangen von der BU bis zum Sim wirklich "hervorragend" waren. Und dass sie sich die Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht haben, aber dass letzenendes eben dieser Eindruck hängen geblieben ist.

Wie gesagt, wenn ich den Ablauf mit etwas Abstand aus der Sicht der Kommission beurteile, wäre ich vermutlich sogar zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen. Aus meiner Sicht bzw. auch aus der Sicht der Mitstreiter, die einen natürlich im Warteraum etc. von einer anderen Seite kennenlernen sieht das natürlich anders aus.

Ich mache weder mir, noch der Kommission jetzt große Vorwürfe. Ich war einfach so ehrlich wie möglich und habe eben keine Schwäche zugegeben, die ich bei mir eigentlich wirklich nicht sehe. Die Situation war einfach so wie sie ist und im nachhinein hat mir die Kommission ja sogar die Chance gegeben diese Schwäche zuzugeben, aber das habe ich in dem Moment einfach anders verstanden, leider!

Schade, dass das gesamte Gespräch irgendwie nur in diese Richtung ging und dass mir nicht die Möglichkeit gegeben wurde vielleicht in einem anderen Bereich noch etwas zu punkten oder vielleicht auch einfach zu zeigen, dass ich bei meinen wahren Schwächen schon an mir arbeite und diese auch zugeben kann, aber die kamen leider etwas zu kurz. Da sollte ich nur ganz kurz bei einer Schwäche ein mal erläutern was ich genau damit meine, danach gings wieder zurück zur Dominanz.
Das war sicherlich auch auf die zuvor guten Ergebnisse zurückzuführen. Warum sollte man mich auch noch zu Technik oder English ausfragen, wenn die Ergebnisse gut waren, nur um mir die Chance zu geben zu punkten, das ist nicht Sinn eines solchen Gespräches.

Andere Gespärche an dem Tag liefen auch wirklich ganz anders ab und es wird wirklich darauf geachtet, dass neben dem üblichen "Blabla" (Begrüßung etc.) nur danach gefragt wird, was zu der entsprechenden Person noch von Interesse ist. Das war jedenfalls mein Eindruck.

Ich würde trotzdem jedem empfehlen einfach so zu bleiben wie er ist.
Und sich einfach evtl. auch nicht zu intensiv auf die Gruppenspiele vorzubereiten, damit man sich selbst nicht die Natürlichkeit nimmt.
Das hat auch weniger was mit einem Seminar o.Ä. zu tun, sondern einfach damit, dass ich mich wirklich akribisch auf alles vorbereitet habe, weil ich an dem Tag eben perfekt sein wollte, weil es mir einfach sehr wichtig war.
Ich hätte quasi für jede Richtung in die das Gruppenspiel gelaufen wäre schon Ideen parat gehabt und hatte auch noch viele andere Ideen, die ich dann doch besser für mich behalten habe, um es eben nicht zu übertreiben mit meinem Redeanteil und genau das tat mir persönlich einfach nicht gut und hat dann den restlichen Verlauf irgendwie bedingt.


So das wäre es von meiner Seite.

Ich versuche es denke ich noch bei der Swiss, dann gehe ich ALLES aber einfach etwas gelassener an, um mir eben nicht die Natürlichkeit zu nehmen und hoffe, dass es dann anders läuft. Trotzdem versuche ich mir selbst treu zu bleiben, was ich auch jedem wirklich empfehlen würde. In dieser Situation habe ich einfach anders gewirkt, weil ich einfach etwas zu viel wollte und mich nur von meiner besten Seite zeigen wollte.

Im Nachhinein muss ich sagen ich hätte vermutlich, etwas überspitzt gesagt, jede Niete am A380 erklären können, aber darauf kommt es eben einfach nicht an und das zog sich im Prinzip durch alle Bereiche und hat mir dann letztendlich das Rückrad gebrochen.

Ich wünsche allen die es noch vor sich haben viel Erfolg und hoffe ich konnte mit meinem möglichst ehrlichen und offenen EB einigen helfen und vllt auch mal eine ganz andere Sichtweise liefern.
Vielleichts hilft es ja dem ein oder anderen weiter.

Den Bestehern wünsche ich viel Spaß und Erfolg in ihrem Berufsleben und im Prinzip hätte ich es allen die ich dort kennenlernen durfte auch gegönnt, leider ist das berühmte Raster eben sehr eng.

P.S. Sollte jmd. das Gefühl haben, dass ich an der ein oder anderen Stelle zu sehr ins Detail gegangen bin, dann teilt mir das bitte schnellstmöglich mit. Auch wenn ich es nicht geschafft habe möchte ich nicht gegen die Verschwiegenheitserklärung verstoßen. Aber ich denke, das was ich geschrieben habe ist alles so speziell zu meiner Person, dass es niemandem wirklich einen unlauteren Vorteil verschafft.

In diesem Sinne...

[mIch44]

Moin,

erst ma danke für den Bericht.
Auch wenn du nicht bestanden hast, finde ich diese Berichte ebenso interessant, wie Berichte von Bestehern.

Interssant fand ich folgenden Satz:
"Im Nachhinein bin ich natürlich total von mir selbst enttäuscht, da mir von der Kommission mitgeteilt wurde, dass ein einziges "okay, dann ist es vllt. eine Schwäche von mir und ich arbeite daran" gereicht hätte. (Jedenfalls wurde mir genau das im Feedback gesagt..."

Ich interpretiere das so, dass man eben Schwächen zeigen und natürlich auch haben darf, diese jedoch erkennen und dazu stehen muss.

War mir zwar vorher im Prinzip schon klar, nur bestätigt mir diese Aussage eben einiges und wird mir hoffentlich für meine FQ am 04. helfen.

Viel Erfolg bei der Swiss!

ps: Selbst wenn du bestanden hättest, wer weiß schon wann man in der derzeitigen Situation überhaupt einen Ausbildungsplatz bekommen hätte? Sieht ja zur Zeit echt schlecht aus...
_________________
LH-Infotag: check. (2009)
BU - FQ - Medical: check. (2012)
415. NFF (07.2014)

[Dacia123]

[CaptainBANANA]

Danke für deinen Bericht...schade, dass es bei dir nicht geklappt hat
Viel Glück bei der Swiss

[Joosy23]

Hallo!

Erst mal Vielen Dank für deinen Bericht. Ich finde es echt klasse, dass jemand in deiner Position einen schreibt (ich hoffe du weisst wie ich das meine).

Wirklich schade das du es nicht geschafft hast, denn anhand deines Berichtes bist du wirklich eine ehrliche Haut.

Wie schon erwähnt hast du nun ein bisschen mehr "Erfahrung" in Sachen Interview und ich glaube fest daran, dass du damit bei der Swiss rocken wirst.

VIEL VIEL VIEL ERFOLG
_________________
BU - 13.12.2011
FQ - 30/31.08.2012
MED - 25.09.2012

417. NFF

[747]

Hallo Dacia,

Kompliment zu einem sehr treffenden und interessanten Bericht. Es ist wirklich bemerkenswert, dass du die Motivation gefunden hast, trotz des Ausscheidens einen so detailierten Bericht zu schreiben, der erstaunlich reflektiert wirkt so kurz nach der FQ. Ich denke viele zukünftige Bewerber werden dir dafür dankbar sein.
Ich kenne dich zwar nicht persönlich, aber von dem was du schreibst, vermute ich mal, dass du auf nem guten Weg bist, deswegen wünsch ich dir ganz viel Erfolg bei der Swiss!

[KLAX]

Habe dir ja auch in der PM schon gesagt dass dieser EB wirklich hilfreich ist und ich eine Menge draus mitnehmen kann. Danke fürs Schreiben
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[ImhO77]

Ich möchte weiß Gott nicht auf Dir rumhacken Dacia, aber nachdem ich jetzt weiß, woran es bei Dir gescheitert ist, fehlt mir absolut jedes Verständnis dafür, dass Du Deinen Seminaranbieter noch in den höchsten Tönen lobst.

Bei Deinem Seminar hat der Anbieter (S&P) offensichtlich auf ganzer Linie versagt indem er diese der Auswahlkommission offenbar eklatant erscheinende Schwäche nicht erkannt hat.

Genau dafür hast Du ihn aber bezahlt. In dieser Situation noch für S&P in die Bresche zu springen ist absolut bescheuert.

[Dacia123]

[Lockheed F-16]

[Dacia123]

[Flugleiter]