Pilot oder Ingenieur? Hilfe für ein etwas älteres Mitglied

[inzaghi0]

Hallo zusammen!
Ich habe zwar schon einige Beiträge hier im Forum gelesen, die mein Thema anschneiden, aber dennoch meine ich, dass mein „Fall“ ein etwas anderes ist. Deswegen bitte ich um eure Meinung.
Mein „Fall“: ich bin 27, bin seit geraumer Zeit Dipl. Ing. der Luft- und Raumfahrttechnik, arbeite bei einem großen Unternehmen und verdiene gutes Geld dabei. Der Job macht mir richtig viel Spaß und meine Zukunftsaussichten hier sind blendend. In der Freizeit bin ich seit knapp zehn Jahren begeisterter Segelflieger. Vor meinem Diplom habe ich mich entschieden neben den ganzen Bewerbungen in der Industrie auch mein Glück als möglicher Pilot bei der Lufthansa zu versuchen bevor es mein Alter nicht mehr erlaubt hätte. Kurz und gut: alles bestanden und die Lufthansa würde mich ab Mai 2013 für eine Ausbildung nehmen. Jetzt weis ich nicht, was ich tun soll. Die Nachteile, die ich als Pilot sehe sind folgende:

• Ich bin doch schon recht alt und habe gegenüber den meisten Pilotenanwärtern knappe 10 Jahre Rückstand;
• Finanziell meine ich, dass es sich nicht lohnen würde, da ich als Ingenieur ebenso gutes Geld verdien;
• Ich habe auch ein bisschen Angst vor den zwei Jahren der Ausbildung mich noch mal einzuschränken hinsichtlich meines Lebensstandards.

Auf der anderen Seite brauche ich die Vorteile eines Piloten nicht zu erwähnen, da diese weitestgehend bekannt sind
Also, was würdet ihr tun? Kennt ihr Möglichkeiten beide Jobs irgendwie zu vereinen? Ich sehe es halt so, dass ich mein Studium quasi in den Sand setzen würde, wenn ich jetzt Pilot werden würde.
Vielen Dank für eure Hilfe!

[alaeX]

Ich lese in deinem Beitrag keine allzu große Motivation für Pilot heraus. Und wenn du schon nicht richtig motiviert bist und bei deinem momentanen Beruf glücklich bist, warum beschäftigst du dich mit der Frage überhaupt?

Wenn du die Ausbildung bei der LH machen möchtest und bereit bist dafür nochmal die Schulbank zu drücken, mit allen Vor- und Nachteilen, dann tue es, wenn nicht dann lass es.

Ein Bekannter von mir ist selbstständig (vorher bei EADS in der Raumfahrt), super erfolgreich mit seiner Firma, und hat mittlerweile eine PPL. So kann er seine Kunden zu Rundflügen mitnehmen, was wohl sehr gut ankommt. Warum machst du nicht etwas ähnliches? So fliegst du am Wochenende und kannst als Ingenieur gutes Geld verdienen.

Bei mir sieht die Sache halt umgedreht aus: Das was ich studiert habe ist zwar definitiv nicht schlecht und bleibt mein Plan B, ich bin aber deutlich motivierter Pilot zu werden. Ich arbeite allerdings auch erst seit kurzem in diesem Bereich, also muss ich mich nicht so sehr einschränken, da ich nach wie vor zu studentischen Verhältnissen weiterlebe.

[inzaghi0]

Tut mir Leid, wenn das nicht so rüber gekommen ist, aber für mich sind die Jobs (momentan noch) gleichwertig. Ich mache beides sehr sehr gerne und bin überfordert, was mir in Zukunft mehr Spaß machen würde. Es steht außer Frage, dass ich auch zu 100% Pilot werden möchte. Hätte man nur zwei Leben...

[Cody]

Die einzigen Bedenken hätte ich bezüglich des geringeren Lebensstandards während den zwei Jahren. Wenn du damit klar kommst, würde ich die Pilotenausbildung auf jeden Fall mitnehmen.

Das muss ja keine definitive und endgültige Entscheidung sein! Wenn es dir nach ein paar Jahren nicht mehr gefällt, kannst du ja wieder zum Boden wechseln. Aber ansonsten, mit deinem Luft- und Raumfahrttechnik Studium hast du auch beste Voraussetzungen um später mal Zusatzfunktionen zu übernehmen, à la technischer Pilot. Ich würde den Schritt auf jedenfall gehen

[panic]

Bin in einer ähnlichen Situation wie du. Habe auch LRT studiert, arbeite jetzt seit längerem in einem guten Unternehmen in diesem Bereich und verdiene auch ganz gut dabei.

Bei der LH kann ich mich zwar wegen der Altergrenze nicht mehr bewerben, aber Swiss würde noch gehen. Habe mich aber gegen eine vorfinanzierte Ausbildung bei einer Airline entschieden und werde die Ausbildung höchstens nebenberuflich modular machen. Klingt zwar komisch, aber für mich ist dieser Weg finanziell günstiger und risikoärmer. Erstens hätte ich mindestens 2 Jahre Gehaltsausfall (+ eventuelle Wartezeit) und zweitens ist es nicht garantiert, dass man die Ausbildung auch erfolgreich abschließt. Drittens ist eine Übernahme nach der Ausbildung nie 100% sicher.

Die Berufserfahrung die du als Ingenieur während dieser zwei Jahre machen würdest wenn du nicht auf die Flugschule gehst ist auch nicht zu unterschätzen.

Aber ich muss zugeben, wäre ich in deiner Situation und hätte das OK von der LH wüsste ich ehrlich gesagt auch nicht wie ich mich dann entscheiden würde
_________________
FAA PPL

[EDML]

Ist wirklich eine schwierige Entscheidung.

Du mußt Dir halt drüber im klaren sein, dass Du wohl nie mehr soviel verdienen wirst wie als LRT Ingenieur. - Die finanziellen Perspektiven für Ingenieure sind super - die für Piloten leider überhaupt nicht.

Gruß, Marcus

[joyflight]

du hast nicht genau gelesen, marcus: er kann als NFF'ler starten.
die these nämlich, ingenieure würden mehr verdienen als LH piloten ist sehr, sehr gewagt.
ich würde sagen, als "twen" sogar unerreichbar, in den 30iger müsste der ingenieur schon so gereift sein, dass bei der management-tätigkeit mit der er LH piloten gehaltsmäßig schlägt, spielen seine ingenieurskenntnisse wieder eine kleinere rolle.
oder er ist hans-im-glück.
aber bitte sag mir, du wusstest nicht wovon du sprichst, bevor du ernsthaft meinst, gehälter nach wenigen berufsjahren sind für ingenieure "normal" statistisch im 6stelligen bereich

nur zur erinnerung: die besten tarife für ings sind IGM, und die hören ungefähr da auf, wo LH beginnt (10-20 k€ überschneidung)
und übertarifliche ingenieure gibt's eigentlich nur noch als "altlasten".
sprich extrem-ausnahmen in die eine richtung können gleichgestellt sein mit extrem-ausreißer bei den anderen.

und dann ist fliegen auch noch endlos geiler ...
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[Amok]

[joyflight]

falsch
die gewerkschaft sorgt dafür, dass "aussertarif regelmäßig "übertarif" wird.
es ist bei tarifparteien nicht möglich, jemanden ausserhalb vom tarif zu führen, es sei denn "drüber"
dadurch ergibt sich sozusagen eine "tarifsurfer"schicht, und dann die von dir erwähnten

deine prozentzahlen ebenfalls foxtrott alfa - das hängt von sehr vielen faktoren ab.

trotzdem stützt deine aussage meine these: wenn nur 10-15% "außen" (oder drüber) sind, heisst das im umkehrschluss dass 90% drin sind, im tarif.
und das heisst, dass sie nach diesem tarif bezahlt werden. (der sehr offensichtlich imemer deutlich billiger ist als KTV)

weiterhin habe ich erwähnt, dass die mit "budget-verantwortung" wie du sie nennst, im übertariflichen bereich eher management funktionen haben als "ingenieurstätigkeiten" zu verrichten (Ausnahme elefantenfriedhof). nebenbei erwähnt: jeder ing. hat budgetverantwortung, ebenso ein pilot.
wir sprechen vergleichsweise auch nicht von piloten, die bei LH im vorstand sind - sondern weiterhin über solche die überwiegend ihren "beruf" ausüben, um bei statistischen vergleichbarkeiten zu bleiben, am unteren ende der nahrungskette (oder pyramide wie du es nennst).

fazit: denken, dann posten. je mehr du dich verstrickst, desto mehr wirst du mir recht geben (müssen)
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[QH]

Lieber inzaghi0,

ich habe ein fettes Grinsen im Gesicht, denn wir beide haben den gleichen Lebenslauf Ich bin auch 27, habe Luft- und Raumfahrttechnik studiert, habe dann 2 Jahre als Ingenieurin gearbeitet und stecke seit diesem Jahr als NFF in der Ausbildung

1. Ja, es ist ein "Einschnitt" im Lebensstandard
2. Die Ausbildung ist unglaublich cool, macht Spaß und ich glaube ich habe mich auf jeden Fall richtig entschieden (war bei mir auch immer der große Traum, wollte nur davor unbedingt auf Nummer sicher gehen und einen Plan B ind er Tasche haben)
3. Ich bin auch 8 Jahre älter als die meisten aus meinem Kurs, fühle mich dort aber trotzdem äußerst wohl
4. ICH BEREUE NICHTS !

Du musst es natürlich selbst entscheiden, aber sehe es mal so: Dies ist nun eine einmalige Chance. Ein One Way Ticket! Selbst im (unwahrscheinlichen) Falle, dass dir der Job nach 10 Jahren kein Spaß mehr macht, du bist immer noch Ingenieur! Wenn dir der Ing Job nach 10 Jahren kein Spaß mehr macht, kannst du aber nimmer Pilot werden.
Und viel wichtiger: Leute mit Ingenieursstudium haben auch andere Möglichkeiten im Konzern und können später dann auch zum Bsp eine Laufbahn als Technischer Pilot einschlagen. Da gibt es mannigfaltige Möglichkeiten quasi beides zu sein. Ing + Pilot.

Meine Empfehlung: Mache es!

Liebe Grüße
QH
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- NFF -

Do, or do not. There is no try. [Yoda]

[Fabian93z]

komisch, dass die meisten Ingenieure in den grpßen Dax- Konzernen ab Stufe Teamleiter mit 3 Jahre Erfahrung in dieser Position, sprich mit Anfang- Mitte 30 meistens über 100k verdienen, dies ist weit übertariflich...

[spindoctor]

Ich stand vor einer ähnlichen Entscheidung vor 3 Jahren. Habe mich nach dem Studium fürs fliegen entschieden und es bisher nicht bereut. Hatte auch das Glück im LH-Konzern zu landen, im direkten Vergleich zum Ing-Beruf
verdiene ich mehr und habe mehr Freizeit. Ich bin gerne unterwegs, der Karrierweg ist vorgezeichnet und habe Feierabend wenn der Dienst zu Ende ist. Dafür stehe ich auch mal um 03:00 auf oder fliege 5 Legs am Sonntag.

Du siehst meine Sichtweise ist ziemlich einseitig aber ich mag den Job und kann mit den Nachteilen gut leben. Das muss man halt für sich entscheiden, aber wie der Kollege schon vorher treffend formulierte: Die Chance bei LH hast du nur einmal, Aussteigen kannst du immer !