Erfahrungsbericht Phase II FFB 5.09.10 - 7.09.10

[VeilSide]

Auch ich möchte mich jetzt einmal nützlich machen und einen Erfahrungsbericht über die Phase II des Fliegerischen Dienstes bei der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck schreiben. Zwar habe ich nicht die kompletten Tets durchlaufen, da ich mich nach bestandener fliegerischer Eignung für die Auflösung meiner gesamten Bewerbung entschied, aber zu den medizinischen Tests kann man sowieso nicht allzu viel schreiben - die muss man halt einfach über sich ergehen lassen.

Los gings am 05.09. um 10.15 Uhr an Gleis 23 am Hbf Berlin. Von dort aus düste der ICE 3 (extrem cooles Gerät) direkt zum Hbf München, natürlich unter Mitnahme mehrerer größerer Städte auf dem Weg dorthin. Die Reise war extrem entspannt und die Natur Bayerns ist sowieso der Hammer!
Jedenfalls kam ich gegen 17.00 Uhr in München an. Dort müsst ihr die S4 richtung Geltendorf nehmen, die hält dann am Bahnhof FFB. Dort angekommen gings dann mit dem Taxi zur Kaserne (Latschen würd ich nicht empfehlen, ist doch n ganz schönes Stück bis dahin)

Dort angekommen galt es erstmal das Stab mediz. Verwaltungsgebäude zu finden. Ist echt ne harte Nummer bei der größe des Geländes, lasst euch auf jeden Fall mit dem Taxi bis vor die Tür fahren und nicht am Haupteingang absetzen
Ich war der erste in der großen Stube, aber vom Zustand her waren die Stuben denen an der OPZ weit unterlegen. 2h später war unser Zimmer mit 4 Leuten dann vollständig und man begann sich sofort auszutauschen usw. Irgendwie versteht man sich mit jedem, egal woher er/sie kommt
Danach schnell duschen (extrem keimige Kabinen!!) und schlafen gehen damit man fit und ausgeruht ist am nächsten Tag, dem wichtigsten von allen. Um pünktlich 6.50 Uhr am sternenförmigen Gebäude zu sein und vorher noch gefrühstückt zu haben, standen wir alle etwa halb 6 auf. Das Frühstück ist üppig bemessen und gut, aber haut euch nicht zu voll. Danach gings zu besagtem Gebäude Bereich "D". Dort mussten wir in einen Warteraum und eine freundliche Betreuerin wies uns ein, worauf wir in ca. 30min einen biograf. Fragebogen auszufüllen hatten. So Allgemeines halt. Aber passt auf, vieles was ihr schreibt wird später im Interview wieder aufgegriffen, also nix erfinden und vor allem: Alles, was man geschrieben hat, plausibel begründen können. Es gibt keine falschen Antworten, außer sie haben keine logische Begründung!
Nach dem Fragebogen hatten wir noch 10min Pause und dann wurde es ernst: der Gang in den Simulatorraum. Ein wenig Angst nahm uns die sehr nette und gut aussehende, zierliche, schwarzhaarige Dame mit ihrem freudigen Lächeln und wies uns ein. Das beste ist, dass bei jedem Simulator eine Kotztüte liegt, da es wohl schon einmal vorgekommen sein soll! Unverständlich aber witzig.
Ganz wichtig, Sitz und Pedale richtig einstellen, sonst müsst ihr euch im Test biegen und strecken (war bei mir am Anfang so). Über ein Headset könnt ihr jederzeit Kontakt mit der Testleiterin aufnehmen. Den besagten Arbeitsplatz des ICA 90 II muss ich hier nicht mehr erläutern, denn jeder OPZ-Absolvent hat ein Script mit Bildern vom guten Stück bereit vor Ort erhalten. Auch die Aufgaben sollten bereits bekannt sein. Auf jeden Fall bin ich sehr locker und gelassen an die Sache rangegangen und dachte mir, dass es wohl nicht so schwer sein kann, das Kreuz beim 1. Test auf das Flugzeug zu führen und 1s lang zu halten. Die Übungspahse lief also an und mich traf der Schlag! Es ist echt eine harte Nuss.
Am Anfang ging garnichts, weil der Joystick EXTREM sensibel anspricht und man wirklich mit mm arbeiten muss. Viel zeit hat man auch nicht, da nach gewisser Zeit das kreuz wieder in irgendeine Richtung ausbricht und man von vorn anfangen muss!
Nach ner Weile hats dann aber recht gut geklappt. Benutzt auf jeden Fall die Pedale als Hilfe mit! 2 meiner Mitstreiter haben wohl komplett ohne gearbeitet, was ich persönlich erheblich schwerer fand. Vor allem beim Steigen und Sinken besitzen die Joxsticks eine meiner Meinung nach vollkommen übertriebene Sensitivität - das kotzt einen mit der Zeit auch richtig an. Aber Ruhe bewahren, nicht aus der Fassung kommen. Auch das wird bei den Tests mit bewertet.
Den 2. Test fand ich persönlich einfacher. Mit Joystick ein ausbrechendes Kreuz mit einem anderen in Deckung bringen, mit den Pedalen einen Ausbrechenden Strich kontrollieren und dem Schubhebel eine ausbrechende Geschwindigkeit konstant halten. Da ich Schlagzeug spiele, war das schon eine wesentliche Hilfe für diese Mehrfacharbeit. Es klappte meiner Meinung nach ganz gut. Aber danach seid ihr erstmal geschlaucht, das macht einen echt fertig
Erneut 10min Pause, dann zu Test 3, dem absoluten Horrortest wie ich finde. In einer ganz bestimmten Zeit muss man ganz bestimmte Manöver fliegen, anfangs sind diese noch relativ einfach bemessen. Man hat Kompass, Fahrtmesser und Höhenmesser. Man muss z.B. eine 360°-Rechtsdrehung in 60s machen - dies soll fließend geschehen und möglichst ohne Stehenbleiben. In den weitern Stufen kommen Späße wie 720° links drehen, von 140 auf 100kn verlangsamen (mit Schubhebel) und 500ft sinken - alles gleichzeitig in 30s beispielsweise. Hinzu kommen in weiteren Stufen Kopfrechenaufgaben, wobei man mit den Pedalen die richtige Lösung am Bildschirmende aussuchen muss und sie mit dem Feuerknopf zu bestätigen hat. Der absolut schwierigste Test meines Lebens bisher!! Es ist schlichtweg unmöglich, all das in exakt der vorgegebenen zeit korrekt auszuführen. Am Ende qualmen die Köpfe!
Wieder eine Pause, danach Merkfähigkeitstests mit 5 Cockpitanzeigen, die ungefähr 5s aufleuchten. Ihr müsst euch alle merken und, nachdem sie erloschen sind, die abgefragte Kenngröße richtig angeben (meistens sind es 6 bis 9 Antwortmöglichkeiten). Nach so einem tag erweist sich dieser Test als große Herausforderung, denn wie bereits gesagt ist das Hirn komplett ausgebrannt
Weil das alles so viel Spaß gemacht hat, folgt darauf ein Simulatortest, bei dem ihr Berechnungen aus gegebenen Flugdaten tätigen müsst (Entfernung, Höhe, horizontale/vertikale Geschwindigkeit usw..). Hier gut konzentrieren! Ist bei mir weniger gut ausgefallen
Nun kam die Mittagspause von 1h und man konnte etwas essen und entspannen. Zurück in der "Prüfhölle" ging es nahtlos weiter mit 2 Cat-Tests (Symboladdition) - das ist warscheinlich jedem ein Begriff. Alles machbar, einfach schnell und konzentriert arbeiten und sich vorhergehende Zahlen merken.
Dem folgte ein Mathe-Test in Form von Textaufgaben. Alles machbare Dinge, aber in begrenzter Zeit. 3-Satz, Gleichungen und Prozente müssen sicher sitzen, dann klappt auch dies
Endlich war alles geschafft! Wir mussten wieder zurück in den Warteraum und was tun? Natürlich warten..
Die Spannung steig und man spekulierte schon, was wohl der Grund für den Rausschmiss werden würde. Dann endlich wurde man nach und nach zum Interview mit verschiedenen Psychologen gerufen, wobei ich meiner Meinung nach mit der zufälligen Auswahl des Experten die Arschkarte gezogen habe. Meine 3 Mitbewerber hatten extrem nette Psycholiginnen wie ich erfahren habe, die lediglich einige Fragen zum Fragebogen vom Morgen stellten. Ich jedoch wurde von einem großen, jungen Mann empfangen, der mir suspekt war. Er bohrte und bohrte, stellte unangenehme Fragen und verunsicherte mich extrem! Fragen zur Flugzeugtechnik waren genauso Thema wie Entscheidungsfragen, die man meiner Meinung nach einfach nicht begründen kann. (Jetzt mal n dummes Bsp. zur Verdeutlichung: Warum ist die Farbe grün grün?) Versucht, sicher und konzentriert aufzutreten und euch nicht in den Schwanz zu beißen, denn Fallen stellt er euch mit jeder einzelnen Frage. Nachdem diese Qual vorüber war gab es die Ergebnisse. Ich war geeignet, jedoch hatte ich in den verschiedenen Tests sowohl starke Tiefpunkte als auch überzeugende Hochpunkte, was dich wohl gegenseitig relativierte. Meine psychologische Leistungskurve "entspräche nicht seiner Vorstellung über die Entwicklung der motorischen Fähigkeiten der Bewerber während der Tests.." blablabla...
Diese Demoralisierung am Ende habe ich schlichtweg ignoriert, bestanden heißt ja schließlich bestanden.
Ich sollte mich darauffolgend mit diversen Formularen bei der medizin. Abteilung melden und am nächsten Morgen zu den Untersuchungen antreten. Da ich von vornherein von der Erfahrung eines Forenmitgliedes profitieren konnte, wurde mir schnell klar, dass ich hier den Schlussstrich ziehen musste. Habe eine minimal schiefe Wirbelsäule im Lendenwirbelbereich und warscheinlich eine Vorstufe zum Wirbelgleiten. Da besagter Kollege (an dieser Stelle nochmals Dankeschön, davidarmstrong ) mich gewarnt hatte, mit diesen Beschwerden zur medizin. Untersuchung zu gehen und ich bereits eine sichere Verwendung im Heer + Studienplatz habe, wollte ich eine nachträgliche Ausmusterung (= T5) nicht riskieren. Dies hätte meinen Rausschmiss aus der gesamten BW zur Folge. Da dieser Weg mein Plan B nach Lufthansa ist, wollte ich ihn mir nicht verderben. Also unterschrieb ich sehr schweren Herzens bei dem komischen Psychologen ein Formular, dass meine Bewerbung zum Fliegen bei der BW für immer unwiderruflich auflöste.

Wenn sich jetzt vielleicht manche fragen, warum ich das alles gemacht habe: Ich wollte sehen, ob ich motorisch und psychisch geeignet fürs Fliegen bin und wollte mir ebenso die Entscheidung, ob ich die Untersuchung riskiere oder nicht, bis zum Schluss offen halten. Es war wohl einzig die Vernunft, die mich am Ende eingebremst hatte. Ich war drauf und dran, mich dem medizinischen Risiko in der Untersuchung auszusetzen.

Dennoch war das alles eine wunderbare Erfahrung, ein schöner Aufenthalt mit netten Leuten und nicht zu vergessen eine tolle Zugreise quer durch Deutschland. Bin am letzten Tag noch mehrere Stunden durch München gelatscht - eine hammermäßige Stadt! Wenn ihr Zeit habt, geht unbedingt auf den Turm der Frauenkirche - bei schönem Wetter ein herrlicher Ausblick auf Stadt und Alpen! Ist zu Fuß nur 15min vom Hbf entfernt.
Geht gelassen in die Tests und lasst euch vor allem von all den Psychologen nicht verunsichern oder stressen - das ist deren Beruf

Allen, die es noch vor sich haben wünsche ich gutes Gelingen!
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LH: FQ failed
AB: 2. Tag failed

scheiß Psycho-Müll...