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Lasst euch keine Angst aufzwingen! - FQ 22. und 23.04.2009
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Max L.
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Anmeldungsdatum: 03.09.2007
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Wohnort: Dresden

BeitragVerfasst am: Sa Apr 25, 2009 2:50 am    Titel: Lasst euch keine Angst aufzwingen! - FQ 22. und 23.04.2009 Antworten mit Zitat

Hallöchen...
Hier mein Versuch, euch die Angst vor der Firmenqualifikation zu nehmen, damit es Seminaranbieter nicht für teures Geld tun müssen:

Zu allererst – und ich weiß, dass diese Worte nerven, weil sie ständig wiederholt werden – bleibt ruhig und ihr selbst. Gut möglich, dass sich der Großteil der FQ-Teilnehmer erst im Nachhinein darüber im Klaren sein wird, was dies wirklich bedeutet.

Ich denke es ist am besten, wenn ich chronologisch vorgehe. Ich möchte betonen, dass es sich natürlich um subjektive Eindrücke meinerseits handelt, und dass die FQ jeder Einzelne komplett anders erlebt haben wird!

Es ging – wie es sich für einen „Pilotenboardler“ gehört Wink – mit einem Treffen im Marché los. Ich will nicht so viel vom Drumherum erzählen, weil ihr alle wisst, was zu tun ist. Trefft euch vorher, und nehmt euch gegenseitig die Nervosität!

Am nächsten Morgen geht es um 8 Uhr zum DLR. Nach kurzer Wartezeit wurden wir in Raum 24 geführt (den Gang vom Eingang aus links entlang geradeaus). Dort wurden wir durch eine Psychologin sowie den Auswahlkapitän begrüßt. Der Auswahlkapitän machte einen sehr freundlichen Eindruck – bayrischer Akzent, flog aber wohl Cargo, also Base in Frankfurt, wenn ich das richtig weiß. Er betonte, dass sich heute alle genau so geben sollen, wie sie im „wahren Leben“ sind, da sonst nur schlecht die Möglichkeit besteht jeden Einzelnen ausreichend beurteilen zu können. Es folgte ein „Seitenhieb“ in Richtung „Extrem-Vorbereitung“. „Es ist mir egal, ob sich jemand den Knopf des Jacketts öffnet, wenn er sich hinsetzt, nur weil er das in Seminaren beigebracht bekommen oder im Pilotenboard gelesen hat.“ Dazu möchte ich an dieser Stelle auch Etwas los werden. Ein Seminarbesuch ist in meinen Augen absolut nicht nötig. Wer vom Grundtyp her nicht in das berühmte Raster passt, dem bringt auch ein Seminar nichts. Ein Seminar bringt in meinen Augen nur Sicherheit dadurch, dass man alles schon einmal durchlebt hat. Das ist mir persönlich keine 900 oder mehr Euro wert. Es wäre mir auch keine 50 Euro wert. Auch wenn ihr 650 vom Staat durch Zivil- oder Wehrdienst zugeschossen bekommt: überlegt euch genaustens, ob ihr wirklich unterstützen wollt, dass Menschen mit der Angst der Bewerber Geld verdienen! Ich finde es beschämend, jungen Leuten so viel Geld aus der Tasche zu ziehen! Ein Seminar war in meinen Augen vollkommen sinnlos. Alle Bewerber die so vorbereitet waren hätten ohne Seminar in meinen Augen genau das selbe, oder ein besseres Ergebnis erzielt! Wer vom Typ her ins benannte Lufthansa-Profil passt – welches denke ich weiter gefasst ist, als wir alle denken – der ist mit Erfahrungsberichten aus dem Board gut bedient. ABER: denkt daran, dass hier viele frustrierte Durchfaller genauso ihren Senf hinzugeben dürfen, wie Besteher die ihre Leistung aufbauschen, wie Durchfaller und Besteher, die das Ganze realistisch und objektiv (im Rahmen der Möglichkeiten) betrachten und darlegen. Ihr müsst dabei selbst filtern, was ihr für euch aufnehmt, und was ihr unbeachtet lasst. Denkt daran, dass dort niemand das summierte perfekte Verhalten von vielen Bewerbern sehen will, sondern dass sie Leute wollen, die sich selbst zeigen. Keine, die eine Kopie mehrerer Anderer darstellen.
Zusammenfassend: Zur Vorbereitung ist das Pilotenboard vollkommend ausreichend, wenn man fähig ist wichtige von unwichtigen, und realistische von nicht zielführenden Informationen zu trennen. Zu Skytest kann ich nicht viel sagen, da ich es zwar hatte aber nicht genutzt habe. Ich fand die Software auf den ersten Blick – Entschuldigung – Scheiße. Ich sehe null Nachteil darin so „unvorbereitet“ in die FQ zu starten! Was man natürlich nicht vergessen sollte, ist dass man sich das DLR-Skript für den SIM (ruhig mehrmals) sehr gut durcharbeitet, dann ist man schon fertig und sehr gut vorbereitet, in meinen Augen.

Auf ging es für meine Gruppe zur DCT-Einweisung, während die andere 5er-Gruppe im Begrüßungsraum blieb, um sich auf das schwierige Gespräch vorzubereiten. Wir gingen nach der Einweisung in den Warteraum, wo wir auf FQler des Vortages trafen. Da diese uns sagten, dass wir jetzt bis zur Mittagspause warten müssten, haben wir uns auf langes Warten eingestellt. Es war schließlich höchstens um 9.
A propos warten: ich fand das Warten nicht so schlimm, wie allgemein hin beschrieben. Die Wartezeiten kamen teilweise denen beim Arzt als Kassenpatient nahe, allerding nicht mit hypochondrischen Omas und Opas, sondern mit Leuten, die größtenteils auf der selben Wellenlänge liegen. Wink Relativ angenehm, wie ich fand. In dem Rahmen, in dem Warten angenehm sein kann.
Die erste Gruppe war mit dem Streitgespräch fertig. Ich wunderte mich sowieso darüber, dass wir DCT, Gruppenspiele und Streitgespräche komplett am Nachmittag erledigen sollten. Meiner Erwartung entsprechend wurden wir dann doch wieder in den Begrüßungsraum gebeten, um nacheinander die Erklärung der schwierigen Situation zu erhalten. Ich war innerlich sehr aufgeregt. Das Warten auf das Blatt, was quasi „die Runde machte“ und das oberflächliche Zeitungsdurchblättern nervte. Endlich war ich dran. Die Zeit reicht gut, um die Beschreibung gründlichst zu lesen. Achtet darauf, wo ihr in der erdachten Situation Fehler gemacht habt und wo euer/eure Gesprächspartner/in. Wie ihr das schwierige Gespräch führt ist euch überlassen. Ich will keine „Tipps“ geben, da das nicht zielführend ist. Es bietet sich natürlich an, aufeinander zu zugehen. Ich habe meine Gesprächspartnerin häufiger gebeten, sich auch einmal in meine Lage zu versetzen. Wie dem auch sei. Ich fand, dass es nicht so unangenehm war, wie hier „landläufig“ beschrieben – mag aber auch an meiner Ausgangsposition gelegen haben. Die Dame war aufgebracht, aber doch netter als vermutet. Smile

Danach hieß es dann noch „kurz“ warten, und ab zur Mittagspause. In dem Bäcker bei LIDL ließ es sich kurzzeitig gut zu zehnt aushalten. Macht euch auch hier gegenseitig locker. Es war auf jeden Fall förderlich, sich mal mit jedem zu beschäftigen.

Dann ging es zurück ins DLR-Gebäude. Warten. Aber wie gesagt: ohne Hypochonder. Jedenfalls in meiner FQ. Wink
Anschließend ging es für mich und 4 weitere Kollegen ins organisatorische Gruppenspiel. Ich möchte keine Worte zu Aufgabeninhalten oder der –anlegung verlieren. Dafür gibt es andere Erfahrungsberichte. Wir kamen recht schnell voran. Ich schlüpfte „leider“ in eine antreibende Rolle, es war also keine Aufgabenvorgabe. Das Problem dabei war, dass ich nach meiner Selbsteinschätzung 1. zu viel geredet habe und 2. zu wenig auf andere geachtet habe. Ich hatte es mir vorgenommen, aber nicht in dem Maße umsetzen können, wie ich wollte.
Ich dachte, ich könnte das mit dem Feedbackbogen wettmachen, aber darauf fanden sich leider keine Kreuzchen wie „Ich war zu dominant“ oder „Ich habe zu wenig Empathie gezeigt“. Es waren eher Fragen, die diese Sachen umschrieben. Ich scheine aber das ausgedrückt zu haben, was ich wollte. Diesen Bogen gab es – bekannter Weise – auch schon nach dem Streitgespräch.

Anschließend Warten im Gang zu den BU-Räumen. „Wie bestellt und nicht abgeholt“ habe ich mal gelesen, und so ist es. Man muss warten, bis die andere Gruppe im Gruppenspiel ist. Da in dieser Gruppe gerade zwei aus dem DCT kamen als wir fertig waren, wollten sie noch Pause. Aus meiner Gruppe waren jedoch alle schon im DCT, so dass ich allein auf dem BU-Gang stand. Und es leif noch nicht einmal eine BU. Mist. Bestimmt 20 Minuten - dann durfte ich allein im Warteraum auf meinen DCT-Partner aus der 2. Gruppenspielrunde warten. Also noch einmal über 45 Minuten. Es waren also 5 Mann (4 Mann + 1 Frau) im Gruppenspiel und 4 im DCT. Ich ganz allein. Aber das hält man aus. Wink

Irgendwann war es soweit, und das Gruppenspiel war vorbei, der DCT konnte starten. Ich war sehr aufgeregt, weil ich mich darauf null vorbereitet hatte. Ich hatte nur vorher Erfahrungsberichte gelesen, um das Prinzip zu verstehen. Die ersten Schritte sind unter Anleitung, der folgende Übungsdurchgang für die Gruppenübungen ging bei uns drunter und drüber. Wir durften uns aber noch nicht absprechen. Erst zwischen Solo- und Teamdurchgängen war dies gestattet.
Solodurchgänge: Die Belastungsgrenzen sind sehr gut zu merken (10er oder auch mal eine Straße mit 4). Die Gewichte sind ausreichend, und wenn man Ruhe bewahrt, dann kann man in den Solodurchgängen gut alles durchrechnen, Punkte maximieren und ich habe glaube ich sogar 2 oder 3 Durchgänge selbstständig beendet – quasi vor Zeit.
Dann Teamdurchgänge: vergesst nicht, den Funk wieder frei zu geben. Das ist meinem Partner ein- zweimal passiert. Ist aber halb so wild, man darf ihn dann antippen, und ihm das mitteilen. Die Durchgänge sind so angelegt, dass man häufig gerade mit melden fertig ist, und ein paar Gewichte geladen hat, dann ist es auch schon vorbei. Ruhe bewahren! Macht die Anfangsmeldungen ordentlich, achtet auf die Zeit, die (häufig übersehen) in einem türkisen Feld angezeigt wird. Bei erscheinen melden! Wenn ihr die Belastungsgrenzen vergesst, dann trotzdem beladen. Wir hatten sie in einem Durchgang vergessen. Trotzdem beluden wir optimal, da genug Zeit war, um einfach zu beladen und sich an die 10er Schritte heran zu tasten. Und bei Einsturz kannte man dann die Grenze der jeweiligen Straße. Besser Minuspunkte für einen Einsturz (so es die gibt, das weiß ich nicht) als keine oder unzureichende Beladung. Achtet auf knappe und prägnante Informationsübermittlung per Funk. Ich war sehr ruhig, und hatte ein gutes Gefühl. Mein Partner war relativ gestresst und war hier und da nicht ganz bei der Sache. Trotzdem bestanden wir beide den ersten Tag.

Als wir aus dem DCT kamen, ging es sehr zügig zum argumentativen Gruppenspiel. Ich empfand meine Ausgangslage als sehr positiv. Dachte ich würde schnell auf einem vorderen Platz landen, und könnte mich dann für Fremdinteressen einsetzen. Aber einer – den ich auf meiner Seite vermutete – hatte in seinen Anweisungen stehen, dass er auf dem ersten Platz landen müsste, um in der gedachten Situation weiterhin zu bestehen. Dieses in meinen Augen hoffnungslose Ziel gab er (im Nachhinein verständlicher Weise) bis 3-4 Minuten vor Schluss auch nicht auf. So dass aus meinem Plan, mich für andere einzusetzen, weil ich schnell vorne landen würde nichts wurde. Ich hoffte darauf, mich aufgrund meiner vermeintlich guten Ausgangsposition etwas „raushalten“ zu können, da ich im ersten Gruppenspiel schon viel zu viel redete. Ich rede sowieso gern. Smile
Aber redet nicht wegen dieser Aussage noch weniger, wenn ihr sowieso schon der stille Typ sein solltet. Dann wird man euch sagen, man hat euch nicht einschätzen können.
Aber daraus wurde wie gesagt nichts – dem wenig reden – nein ich redete wieder viel zu viel. Wie schon gesagt, konnte ich das so nicht direkt auf dem Fragebogen angeben. Schade. Aber aus meinen Antworten haben dass die Psychologen wohl heraus gelesen.

Somit war der erste Tag um. Ich hatte ein relativ gutes Gefühl. Das Einzige was mich störte war, dass ich vermutete in den Gruppenspielen viel zu dominant gewirkt zu haben – evtl. auch arrogant und überheblich.
Die Anderen darauf angesprochen, wurde ich beruhigt, dass mein Redeanteil schon sehr, sehr groß war (was mir bewusst war) aber dass ich nicht dominant wirkte. Ich hätte ja gute Argumente vorgelegt, und mich auch hier und da für andere stark gemacht.
Dann ging es irgendwann nach einer Stunde Warten los mit der Urteilsverkündung. Nach und nach wurden wir in den Interviewraum geholt. Wer lange weg war, war raus. Das wussten alle. „Herr L. setzen sie sich – aber nur kurz. Sie müssen früh ins Bett, Sie haben um 7 SIM. Versuchen sie morgen früh etwas zu essen – ich weiß, das wird schwer fallen.“ Mir? Nein, ich kann immer essen. Smile

Puh. 5 in den zweiten Tag. Davon zwei bei TP (Sie waren nicht sonderlich angetan von dem Anbieter glaube ich. „Gut um es mal durchlebt zu haben, aber man muss aufpassen, was man sich annimmt und was nicht!“). Unsere einzige Frau (S&P) ist ausgeschieden. Konnte ich nicht so ganz nachvollziehen. Aber die Einschätzung liegt auch nicht in meiner Kompetenz! Dazu sind andere zum Beurteilen dort.

Also zurück ins Hotel. Umziehen, duschen – halt, anders herum – und ab in die Rotbuche (nähe meinhotel - mit dem ich wieder zufrieden war). Lecker essen und noch ein bisschen die hinter uns sitzenden BUler beruhigen. Dann zurück ins Hotel, und mit meinem Zimmernachbarn noch ein bisschen über den SIM und das Interview ‚schwätze’ Wink
Dann ab ins Bett und keinen einzigen Gedanken mehr an meine zuerst vermutete Dominanz „verschwendet“. Eher über Motivationsfragen, Fragen zur Flotte und zu (anderen Fragen zu) meiner Persönlichkeit nachgedacht.

4 Uhr aufgewacht. 5 Uhr musste ich aufstehen. Mist. Frühstück und so interessiert an dieser Stelle keinen. Taxi bestellt und ab zum DLR (vom meinhotel 9,60 EUR).

Nun in den SIM. Dazu gibt es genügend Berichte. Er ist schaffbar. Auch ohne Vorbereitung! Lest das Skript gründlichst und hört auf den/die Testleiter/in. Wenn ihr euch Tipps annehmt macht es nichts, wenn ihr null fliegerische Vorerfahrung habt – ist evtl. sogar besser als Skytest oder Ähliches. Der Test startet mit Fragen des Testleiters/der Testleiterin zu euch, zur Vorerfahrung etc. Alles über das „Headset“, weil man schon eingesperrt ist. Unter anderm „Wo kommen Sie her?“ „Dresden.“ „Das hört man gar nicht.“ Ich (lauter): „Dresden!“ „Nein, vom Dialekt her“ „Achso, danke.“ Das Gelächter war groß. Very Happy
Schätzt euch nach dem SIM realistisch ein und bleibt ruhig. Meldet Fehler. Und wenn es kleine sind. Ich war nicht zufrieden, aber relativ sicher, dass ich es nicht verissen hatte. Gebt euer Gefühl dazu offen und ehrlich an. Wie immer. Smile

Mein SIM-„Partner“ (nicht das einer denkt man fliegt zusammen. Jeder für sich Wink) ging danach als erster mit der Psychologin in den INterviewraum. Er blieb lange weg. Hieß: er schwitzt im Interview, und ich wurde nicht vorgezogen, damit man mir ein negatives SIM-Ergebnis mitteilen konnte. Hieß weiterhin: mehr oder weniger aufgeregt durch den Warteraum laufen (weil allein) und auf das Ergebnis des anderen warten, sowie auf mein eigenes Interview.
Er kam raus, und meinte, für ihn ist es aus. Sie haben ewig auf einer Schwäche „rumgeritten“. Er glaubte, er hätte es nicht richtig vermitteln können, dass dem nicht so ist. Als er von der Ergebnisverkündung wieder kam, hatte er den begehrten Brief in der Hand. Schön. Man freut sich trotz Anspannung mit.
Nach mindestens einer halben Stunde weiterer, aber jetzt wenigstens gemeinamer, Wartezeit (viel schlimmer als ein oder zwei Stunden am Vortag) ging es für mich los. Ich kann bestätigen, dass das Interview eher ein ernsthaftes Gespräch ist, als ein „Auseinandernehmen“ oder auf dich „einhacken“. Keines der Gleichen habe ich erlebt, und die Beschreibungen der Anderen waren nicht anders... Der Kapitän startet mit netten Fragen. Guckt hier und da kritisch, als würde man etwas Falsches erzählen (Welches Einstiegsmuster? A320? Und welche Base? München? „Und den A320 soll’s in München geben, sind Sie sicher ja???) Die ausfragende Psychologin sitzt zwar auch sehr lässig auf ihrem Stuhl, fährt sich häufig mit einem „Seufzer“ durch die Haare und guckt einen kritisch an (so wie: „Bist du dir sicher, was du da gerade erzählst?“) aber das gehört dazu. Sie sagen Einem auch zu Beginn, dass sie einen hier und da energischer ausfragen werden, aber sie einem nichts Böses wollen. Natürlich nicht in diesem Wortlaut. Irgendwann schoss man sich auch auf meine Dominanz am Vortag ein. Also doch...
Ich hatte es auch gesagt, aber man bohrte und bohrte. Verständlicher Weise. Ich wusste zu keinem Zeitpunkt so recht, worauf sie hinaus wollten. Im Endeffekt sehr logisch: sie wollten glaubhaft vermittelt bekommen, dass ich die Cockpitarbeit als Teamarbeit sehe und mir Kritik fremder (darüber von der schriftführenden Psychologin ausgefragt in Bezug aufs private Umfeld) annehmen kann. Man bekommt im Interview – falsch: ICH bekam im Interview – nicht die richtigen Worte heraus, um passend zu antworten. Obwohl ich mich nicht krass unwohl fühlte. Ich meinte schlussendlich, dass ich das im Cockpit natürlich als absolut wichtig betrachte, und dass diese Professionalität dazu gehört und in der Ausbildung vermittelt wird – ich aber privates Verhalten von dem auf Arbeit bezogenen Verhalten trennen würde. Ich hatte ein neutrales Gefühl. Wusste nicht so recht was ich denken sollte. Ich rechnete weder mit einer Zu- noch mit einer Absage.
Dann wurde ich wieder herein gerufen, und nein, der Gang kam mir nicht länger vor, als am Rest der zwei Tage sonst. Wink Ich setzte mich, und der Auswahlkapitän sagte mit Blick auf sein Blatt gerichtet, dass es ihm leid tue, aber man mich nicht nach Bremen empfehlen werde. Dann schaute er mich erst an. Der SIM war für null Vorbereitung „solide“, aber es blieben ein paar wenige Fragezeichen. Die berühmten Fragezeichen. Er fragte mich, ob ich mich in der Lage fühlte, die Begründung von der Psychologin zu hören. Ich meinte ja, und dem war auch so. Mit der dann folgenden Begründung war ich mehr als zufrieden. Wirklich. Man sagte mir, dass ich ins Profil gepasst hätte („Wir wollten Sie, sonst säßen sie jetzt nicht hier, dass wissen Sie!“) und meine BU Ergebnisse alle weit über Durchschnitt lagen, außer VMC – da lag ich „nur“ leicht über Durchschnitt. Im Endeffekt war die Aussage „Sie passten durch die Lufthansabrille betrachtet (diesen Ausdruck hörte jeder in seiner Begründung.) ins Profil, aber sie bringen zu viele Führungsqualitäten mit.“ Man konnte schlussendlich nicht klären, ob ich irgendwann zu dominant im Cockpit werden würde – ob ich mein Leben lang meinen Cockpitkollegen auf „Augenhöhe“ begegnen könnte. Ich denke nicht, dass es heißt, dass ich ein dominanter Typ bin, weil das bin ich wirklich nicht. Es heißt für mich nur, dass man nicht klären konnte, ob ich zu dominant fürs Cockpit werden könnte. Und beim geringsten Zweifel ist man nun einmal draußen. Ich kann die Kommission ehrlich gesagt verstehen. Ich hätte genauso entschieden. Und im Endeffekt bin ich glücklich, dass die Kommission für mich entschieden hat, dass es nicht sicher ist, dass ich mit diesem Beruf ein Leben lang glücklich werden würde. Ich war mir wirklich unsicher, ob mir der Pilotenberuf auf Dauer ausreicht, was Herausforderungen betrifft. Ich habe mich da immer mit Aufgaben, die man außerhalb des Cockpits übernehmen kann rausgeredet. Aber der Großteil der Arbeit findet nunmal im Cockpit statt.
Zusammengefasst ist das Interview vollkommen individuell – logischer Weise. Es ist anstrengend, und eure Belastbarkeit wird ein letztes mal auf die Probe gestellt. Auch bei mir, und ich wurde (bestätigter Weise) am ersten Tag als sehr belastbar eingeschätzt. Der Cpt. sagte mehrfach, dass es auch noch andere Airlines gäbe, die ausbilden. Die Entscheidung bedeutete auf keinen Fall, dass ich nicht ein fähiger Pilot sein könnte. Es kam mir vor, als wollte er mich „überreden“ mich doch noch wo anders zu bewerben, und er meinte mehrfach, dass sie durch die Lufthansavorgaben gezwungen seien, mich nicht zu empfehlen. Die Entscheidung, und vor allem die Begründung der Jury bekräftigt aber meine Vermutung, dass ich in einem anderen Bereich glücklicher werden könnte. Ich nutze meine „Führungsqualitäten“. Evtl. werde ich Purser. Wink Nein scherz beiseite, ich studiere Wirtschaftsingenieurwesen (hier viele Fragen zu Vor- und Nachteilen der Berufe gegeneinander im Interview) und werde mir dann ein großes Unternehmen „vorknüpfen“. Very Happy Und wieder „Scherz beiseite“ Wink

Ein wichtiger Punkt: Habt einen Alternativplan, der euch auch (und mindestens genauso) Freude bereitet!!! Seid nicht versteift auf die Lufthansa! Oder gar auf den Pilotenberuf. Dadurch, dass ich einen Alternativplan habe, mit dem ich weit zu kommen vermute, fiel es mir nicht schwer, die Absage (ja, Absagen sind immer „doof“) sportlich zu nehmen, meine Schlüsse aus dem Feedback zu ziehen, und mich auf kommende Herausforderungen zu freuen. Wirklich.

Bleibt immer ihr selbst! Immer! Dadurch hat es in unserer FQ ein Bewerber geschafft, dem es niemand zugetraut hat, nicht mal er selbst! „Pilot ist nicht mein Traum. Es ist ein Beruf für mich, nichts weiter“ Das hat er so im Interview gesagt. Hat sich gezeigt, wie er ist, und es höchstwahrscheinlich deswegen geschafft. Wie gesagt, keiner hat das vermutet. Aber es ist möglich, auch wenn ihr oder andere nicht den „Pilotentyp“ in euch vermutet/vermuten!

Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle an die zwei Besteher! Habt viel Spaß in der Ausbildung und seht zu, dass ihr das anstrengende Pilotenleben gut meistert! Ich weiß nicht, ob ich das geschafft hätte – die sozialen Kontakte betreffend. In diesem Sinne, die Kommission hat richtig entschieden!

Fazit kurz und knapp: keine Vorbereitung!! Wirklich. Alternativplan. Ganz wichtig! Redet mit Freunden und Bekannten, was eure Schwächen sind. Scheißt auf eure Stärken, geht ganz offen mit euren Schwächen um. Seit euch derer bewusst.

Und: denkt vor der FQ nach, ob der Pilotenberuf wirklich eurer ist! Kommt ihr WIRKLICH damit klar, auch mal zwei Wochenenden hintereinander keine Familie „bei der Hand“ zu haben. Kommt ihr WIRKLICH damit klar, auch mal Dienstag, Mittwoch und Donnerstag komplett frei zu haben, aber erst Abends eine, vom Alltag geschaffte und gestresste, Familie zu sehen? Reicht euch wirklich ein Sonnenuntergang im Cockpit und eine schöne Stadt für ein oder zwei Tage als Entschädigung? Wenn ja, dann nichts wie ran! Ich will es keinem ausreden, denkt nur ehrlich darüber nach!

Wenn ihr Fragen habt, euch irgendwo die Objektivität fehlt, ihr Kritik zu meiner Einstellung loswerden oder Dinge korrigiert sehen oder ihr aber mehr Details haben wollt (im zulässigen Sinne der unterschriebenen Datenschutzrichtlinie) schreibt mir das hier drunter, ich tue was ich kann!

Mit besten Grüßen an ein hoffentlich nachdenkendes Publikum!
Max

Zitat:
Der Himmel ist blau und der Rest deines Lebens liegt vor dir. Vielleicht wär' es schlau, dich ein letztes mal umzusehen.
Du weißt nicht genau warum aber irgendwie packt dich die Neugier. Der Himmel ist blau.
Und der Rest deines Lebens wird schön!

Du hast ein gutes Gefühl, du denkst an all die schönen Zeiten. Es ist fast zuviel, jetzt im Moment neben dir zu stehen.
Du hast kein klares Ziel (doch!), aber (und!) millionen Möglichkeiten. Ein gutes Gefühl. Und du weisst es wird gut für dich ausgehen!

Für die bekennenden Freunde des Kommerz'punks' - ich fand es hier ganz passend. Wink
_________________
Gruß! Max
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Domte
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Anmeldungsdatum: 07.08.2007
Beiträge: 2394

BeitragVerfasst am: Sa Apr 25, 2009 8:18 am    Titel: Antworten mit Zitat

Ein sehr schöner Bericht, mit vielen wichtigen Aspekten, welche von vielen Bewerbern vergessen werden.

Wie du schon befürchtet hast, kann ich dir in Bezug auf die kommerzielle Vorbereitung nicht zustimmen.

Freut mich für dich, dass du mit dem Ergebnis so gut umgehen kannst und jetzt das Studieren anfängst.


Gruß
Dom
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Maeff
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Anmeldungsdatum: 26.07.2008
Beiträge: 237

BeitragVerfasst am: Sa Apr 25, 2009 8:31 am    Titel: Antworten mit Zitat

Ein guter sehr ausführlicher Bericht. Der wird den zukünftigen FQlern bestimmt was bringen.

Viel Erfolg dir bei deinem Studium und bei der Suche der geeigneten Firma, wo du dann Manager wirst Wink
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Captain Falcon
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Anmeldungsdatum: 20.10.2008
Beiträge: 123
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BeitragVerfasst am: Sa Apr 25, 2009 10:02 am    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für deinen Bericht. Er rückt neue Aspekte ins Licht! Respekt auch für deine Selbsteinschätzung!

Grüße, CF
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Anmeldungsdatum: 21.02.2009
Beiträge: 39
Wohnort: Frankfurt

BeitragVerfasst am: Sa Apr 25, 2009 10:08 am    Titel: Antworten mit Zitat

Wenns hier ein FQ-EB -Oscar gäb würde ich dich gnadenlos vorschlagen max!

Top Bericht und super sympathisch kommst du auch rüber!
ich sag mal so "du hast ein Plan von der Materie"

wünsch dir viel Glück für dein weiteres Leben

peace
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DaMo
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Anmeldungsdatum: 11.03.2009
Beiträge: 44
Wohnort: Köln

BeitragVerfasst am: Sa Apr 25, 2009 10:19 am    Titel: Antworten mit Zitat

Auf jeden Fall ein sehr ausführlicher Bericht, der für eine subjektive Darstellung doch recht objektiv (ja die Seminargeschichte lassen wir mal aussen vor) ist. Das Einzige was mir aufgefallen ist... du sagtest dein Sim-Partner war als Erster lange drin und deshalb hattest du den Sim bestanden? Ich glaub wörtlich "sie haben mich nicht vorgezogen um mir ein negatives Sim-Ergebnis zu verkünden". Bei mir war die Reihenfolge einfach umgekehrt alphabetisch. Ich denke nicht, dass man daraus schon Ergebnisse ablesen kann.

Greetz
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Max L.
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Anmeldungsdatum: 03.09.2007
Beiträge: 737
Wohnort: Dresden

BeitragVerfasst am: Sa Apr 25, 2009 10:32 am    Titel: Antworten mit Zitat

Hi!

Erstmal danke für das anklingende Lob von euch!
Zu der SIM-Geschichte: Ich hatte mehrfach gelesen, dass Leute vorgezogen werden würden wenn sie schon bereit stehen, und einen negativen SIM haben. Als wir unseren ersten Tag hatten, wurde diese Praxis in der Vortages-FQ auch einmal angewandt. Jemand wurde vorgezogen. Zu dem anderen Herren der gerade noch wartete wurde gesagt, er solle sich noch einen Moment gedulden. Der Herr, der dann mit musste tat mir Leid - er musste wissen, was auf ihn zukommt.

Mir fällt gerade noch etwas ein: Wenn ihr es einmal so weit schafft - bis zum Interview - dann nutzt unabhängig vom Ergebnis die Chance der Auswertung! Also hört euch das Ergebnis und die Begründung gut an. Daraus könnt ihr viel für's Leben lernen. Schließlich ist das eine sehr tiefgehende psychologische Untersuchung. Echt eine tolle Möglichkeit evtl. mehr über sich und seine Wirkung zu erfahren.
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Gruß! Max


Zuletzt bearbeitet von Max L. am Sa Apr 25, 2009 2:31 pm, insgesamt 2-mal bearbeitet
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DaMo
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Anmeldungsdatum: 11.03.2009
Beiträge: 44
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BeitragVerfasst am: Sa Apr 25, 2009 10:44 am    Titel: Antworten mit Zitat

hm bei uns war es wie gesagt rein umgekehrt alphabetisch und ich finde es auch sehr unprofessionell und "gemein" Leute mit negativen Ergebnissen vorzuziehen um Zeit zu sparen oder was auch immer Rolling Eyes
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Scoop
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Anmeldungsdatum: 26.07.2006
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BeitragVerfasst am: Sa Apr 25, 2009 10:48 am    Titel: Antworten mit Zitat

DaMo hat folgendes geschrieben:
hm bei uns war es wie gesagt rein umgekehrt alphabetisch und ich finde es auch sehr unprofessionell und "gemein" Leute mit negativen Ergebnissen vorzuziehen um Zeit zu sparen oder was auch immer Rolling Eyes


Ich glaube, das wird eher für den Bewerber gemacht, der nicht bestanden hat, um ihm die Warterei zum Interview zu ersparen.
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DaMo
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Anmeldungsdatum: 11.03.2009
Beiträge: 44
Wohnort: Köln

BeitragVerfasst am: Sa Apr 25, 2009 10:51 am    Titel: Antworten mit Zitat

das ist allerdings durchaus möglich Wink
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Maeff
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Anmeldungsdatum: 26.07.2008
Beiträge: 237

BeitragVerfasst am: Sa Apr 25, 2009 10:56 am    Titel: Antworten mit Zitat

ja so hab ich das auch empfunden...

Ich denke nämlich auch, dass es ziemlich unfair wäre von der LH, jemanden fast 2 Stunden nach seinem SIM, rein zu holen, um ihm zu sagen:
"Danke, dass sie solange und geduldig gewartet haben, Sie sind raus"
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Anmeldungsdatum: 21.02.2009
Beiträge: 39
Wohnort: Frankfurt

BeitragVerfasst am: Sa Apr 25, 2009 11:40 am    Titel: Antworten mit Zitat

nicht wenn er Honecker heisst =)
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