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Lufthansa droht Streik von allen Seiten

 
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BeitragVerfasst am: Mo Jun 16, 2008 12:27 pm    Titel: Lufthansa droht Streik von allen Seiten Antworten mit Zitat

Lufthansa droht Streik von allen Seiten

VON Leo Klimm, Hamburg

Kurz vor Beginn der Urlaubszeit droht der Lufthansa eine Streikwelle. Tritt das für die Fluggesellschaft ungünstigste Szenario ein, wird die Gewerkschaft Verdi noch in dieser Woche das Bodenpersonal und die Flugbegleiter zu Warnstreiks während der laufenden Tarifverhandlungen aufrufen. Zeitgleich läuft unter den Piloten mehrerer Lufthansa-Tochtergesellschaften eine Urabstimmung, um über unbefristete Streiks zu entscheiden.

Es geht ums Geld: Die Mitarbeiter verlangen jetzt ihren Anteil am jüngsten Gewinnsprung der Fluglinie, der immerhin mehr als 60 Prozent betrug. Zugleich jedoch ist das Unternehmen beim Einkauf von Kerosin mit explodierenden Kosten konfrontiert.

"Unser Spielraum in den Tarifverhandlungen ist angesichts der steigenden Treibstoffpreise sehr, sehr eng", sagte Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber. Dieses Argument lassen die Gewerkschaften nicht gelten. Sie verweisen darauf, dass der schon 2007 kräftig gestiegene Kraftstoffpreis ein Rekordergebnis nicht verhindert habe. "Die Risiken, die aus der Ölspekulation für das Unternehmen entstehen, sind sehr überschaubar", sagte Verdi-Verhandlungsführer Erhard Ott.

Zusätzlich erschwert werden die Gespräche dadurch, dass mehrere komplexe Tarifkonflikte zusammenfallen. Intern wird befürchtet, dass sich die teils miteinander konkurrierenden Gewerkschaften gegenseitig hochschaukeln. Lufthansa-Personalvorstand Stefan Lauer will ein Szenario wie bei der Bahn, bei der die Spezialgewerkschaft GDL monatelang eine Einigung blockierte, unbedingt verhindern. So soll eine weitere gewerkschaftliche Zersplitterung im Konzern möglichst vermieden werden. Die Konflikte im Einzelnen:

Der Streit mit Verdi: Nach einer ersten, ergebnislosen Verhandlungsrunde stehen Mitte dieser Woche neue Gespräche über die Löhne und Gehälter von rund 48 000 Mitarbeitern am Boden und in der Kabine an. Verdi hat für einen ab sofort und zwölf Monate gültigen Vertrag eine satte Anhebung um 9,8 Prozent gefordert. Lauer stellt aber nur eine Erhöhung um 3,4 Prozent in Aussicht. Der Konzern warnt, die hohe Forderung gefährde die Restrukturierungserfolge der letzten Jahre.

Da die Vorstellungen weit auseinanderliegen, erwartet keine der beiden Seiten eine schnelle Einigung. Bald nach den Gesprächen in dieser Woche könne es daher zu Warnstreiks in allen Konzernsparten kommen, so Verdi-Verhandler Ott. "Wir werden darauf achten, dass wir nicht nur ein paar hübsche Bilder mit Streikfähnchen produzieren, sondern auch das Unternehmen wirtschaftlich treffen", sagte er. Die Gewerkschaft, die beim Bodenpersonal viele Mitglieder hat, könnte zum Beispiel durch Ausstände bei Lufthansa Technik den Flugbetrieb erheblich beeinträchtigen. Die Lufthansa bereitet sich bereits auf die Streiks vor. Sie rechnet nach eigenen Angaben erst im Schlichtungsverfahren mit einer Lösung.

Noch komplizierter wird der Konflikt dadurch, dass der Konzern die angebotenen 3,4 Prozent nur dem Bodenpersonal sofort gewähren will - die Flugbegleiter sollen die Erhöhung erst ab Januar 2009 erhalten. Hintergrund ist, dass das Kabinenpersonal kaum bei Verdi organisiert ist, sondern bei der Gewerkschaft Unabhängige Flugbegleiter Organisation (Ufo), einer Abspaltung von Verdi. Der Ufo-Tarifvertrag läuft jedoch erst zum Jahresende aus. Da die Lufthansa die Tarifeinheit in der Kabine wahren will, strebt sie einen gemeinsamen Vertrag für beide Arbeitnehmervertretungen an. Die damit verbundene Entkoppelung der Verdi-Tarifverträge für Boden- und Flugpersonal lehnt die Großgewerkschaft jedoch strikt ab.

Für Verdi-Chef Frank Bsirske, zugleich stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Lufthansa, ist der Tarifstreit besonders brisant. Es geht für ihn darum, die Machterosion seiner Gewerkschaft im Konzern zu stoppen. Bei der letzten Aufsichtsratswahl im April war die Zahl der Verdi-Vertreter von fünf auf drei zusammengeschmolzen.

Der Streit mit Ufo: Ursprünglich wollte Lauer die Übereinstimmung der Abschlüsse für die Flugbegleiter durch eine Verkürzung des laufenden Ufo-Vertrags erreichen. Da Ufo während der Verhandlungen aber kein Streikrecht gehabt hätte, lehnte die Splittergewerkschaft die vorgezogene Tarifrunde ab. Stattdessen überbot sie Verdi noch und verlangt nun 15 Prozent mehr Geld.

Die verfahrene Lage könnte auch für Lauer gefährlich werden. "Er hat es fertiggebracht, sowohl uns als auch Verdi zu verärgern", sagte Ufo-Verhandler Joachim Müller. Die Tarifrunde gilt als Bewährungsprobe für den Personalchef, der zu den Kandidaten für die Nachfolge von Konzernchef Mayrhuber zählt.

Der Streit mit der Vereinigung Cockpit (VC): Nach Warnstreiks bei den Lufthansa-Töchtern Cityline, Germanwings und Eurowings hat die Pilotengewerkschaft VC die Gespräche für gescheitert erklärt. Da die Beteiligung an den Warnstreiks unter den 1500 betroffenen Piloten hoch war, ist ein unbefristeter Ausstand nach Ende der Urabstimmung am 1. Juli wahrscheinlich. VC will bei allen drei Airlines den Gehaltsunterschied zu den Piloten beim Mutterkonzern verringern. Er soll teils 25 Prozent betragen.

Knackpunkt der Verhandlungen bei Cityline ist der Plan, im Jahr 2009 alte Maschinen auszumustern und durch neue Flugzeuge mit rund 100 Sitzen zu ersetzen. Das lehnt VC unter Verweis auf eine 16 Jahre alte Regelung ab, wonach Maschinen mit mehr als 70 Sitzen nicht zu den Tarifbedingungen des Regionalcarriers eingesetzt werden dürfen.

Die Lufthansa argumentiert, Flugzeuge seien heute in der gesamten Flotte größer. Weil VC die Gespräche habe scheitern lassen, habe die Gewerkschaft den "Weg verbaut, die bestellten Flugzeuge unter der Dachmarke Lufthansa und in einer zum Konzern gehörenden Gesellschaft zu wettbewerbsfähigen Kosten zu fliegen", schreibt Lauer in einem Brief an die Piloten. Dahinter verbirgt sich eine Drohung: Die Lufthansa könnte die insgesamt 45 neuen Flugzeuge bei kleinen Partnern wie Augsburg Airways einsetzen und so die Cityline schrumpfen. Bei VC reagiert man gereizt: "Wir können gut mithalten, wenn es darum geht, sich mit Schreckensszenarien zu überziehen."

Zitat:

"Unser Spielraum ist sehr, sehr eng" - Lufthansa-ChefWolfgang Mayrhuber -
Quelle: FTD vom 16.6.2008
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