FQ am 3./4.06. - so wars bei mir

[Starcaptain]

Hallo zusammen!
Ich bin wohlbehalten von der FQ zurück und habe sie mit noch zwei weiteren Mitstreitern bestanden! Zunächst mal danke an alle Aktiven hier, es ist gut wenn man weiß was auf einen zukommt, und die Erfahrungsberichte haben geholfen, Unsicherheiten ein bisschen kleiner zu halten.
Nach dem ersten Tag waren wir von ehemals 10 Leuten immer noch zu sechst, am zweiten Tag hat unsere einzige teilnehmende Dame eine Absage wegen des Sims bekommen, die anderen beiden haben das Interview nicht gut genug bestritten. Bei ihnen hieß es, dass sich die Auswahlkommission kein Bild von ihrer Persönlichkeit machen konnte und wegen der Zweifel eine Absage erteilt haben.
Übrigens haben wir am ersten Tag morgens die einzigen beiden, die von der vorigen FQ den Sim noch fliegen durften, kennen gelernt. Ein schweizer Ready-Entry und ein AbInitio Bewerber. Sie haben es beide nicht geschafft am zweiten Tag, also ein Totalausfall! So kann es auch gehen...
Soweit also das Endergebnis, hier die etwas längere Version:

Also erstmal zum ersten Tag. Es ging los mit der Begrüßung und der kleinen Vorführung zum DCT Straßenbelastungstest, dann gabs ein Video zum Simulator.
Dieses Video ist lang und steckt voller Infos und Tipps zum Sim, aber wenn man nicht weiß was auf einen zukommt oder nicht selbst fliegt ist es meiner Meinung nach viel zuviel Info auf einmal, ich denke das ist Absicht. Habe mich dabei ertappt, wie ich auf die Uhr schaute…
Man bekommt am Ende des ersten Tages diesen gesamten Text, den der Sprecher aufsagt, noch mal in Schriftform zu lesen, also keine Angst wenn hier Fragen offen bleiben oder man sich etwas nicht merken konnte. Die Fragen kann man außerdem auch aufschreiben und dann am nächsten Tag direkt mit den Sim-Leuten besprechen.

Es ging weiter mit dem Einzelstreitgespräch, [hide:4f345c32b4]ich musste als angenommener NFF-Kurssprecher Frau Schwarz klarmachen, dass sie mit Herrn Weiß, unserem ungeliebten schwarzen Schaf im Kurs, die Ausbildung in Phoenix absolvieren muss. Mein Glück, denn wenn Frau Schwarz nicht mit Weiß fliegt, dann wäre ich der nächste Kandidat für Weiß.[/hide:4f345c32b4](überarbeitet - Anm. d. Admins)
Das war nicht leicht, so ein Gespräch zu führen bei dem man selbst so befangen ist, [hide:4f345c32b4]man will ja unter keinen Umständen selbst mit Weiß nach Phoenix und schiebt lieber Schwarz vor, die zudem an dieser Entscheidung überhaupt nicht beteiligt war.[/hide:4f345c32b4](überarbeitet - Anm. d. Admins)
Das Gespräch war ok, sie machte später den Vorschlag, man könne sich noch mal mit allen Beteiligten treffen und noch mal über alles reden…es hatte nicht viel Sinn zu beteuern, dass sie die einzige ist, [hide:4f345c32b4]die Weiß noch mal in den Kurs integrieren könne wenn sie nur mit ihm nach Phoenix geht, da ihre sozialen Fähigkeiten super sind bla bla.[/hide:4f345c32b4](überarbeitet - Anm. d. Admins) Honig um den Mund schmieren hat also nicht richtig geklappt
Ist aber immerhin ein Ansatz!
Ich glaube vormittags kam noch DTC dran, aber dazu gibts ja nicht so viel zu sagen. Die richtige Ansprache nicht vergessen, wir hatten zwei Totalausfälle weil die Zeit zu kurz war, na da hätte man vielleicht besser auf die richtige Ansprache verzichtet und wäre zur Sache gekommen...es hat uns nicht das Genick gebrochen, mein Partner (der selbst zweimal den Starttext ganz vergessen hat) hat die FQ insgesamt auch geschafft, also scheinen wir nicht so schlimme Fehler gemacht zu haben.

Nachmittags gings zum Gruppentest, wir mussten [hide:4f345c32b4]als Piloten einen Notflugplan aufstellen, weil eine andere Airline in Konkurs gegangen ist. Jeder einzelne hat einen Terminkalender, und zudem muss jeder auch den Terminkalender eines nicht anwesenden Kollegen mit betreuen. Da sind wir eigentlich prima hingekommen, auch die regelmäßig unerwartet hereinkommenden Sondermeldungen, die die Lage ändern, haben uns nicht aus dem Konzept gebracht. Der Terminkalender des Kollegen, den man mit betreut, ist übrigens übervoll, und wenn sie mal fliegen könnten haben auch gleich alle anderen Zeit…ich hoffe, dass dieser Test in dem Ausmaß nicht die Realität wieder spiegelt
Es gibt Minuspunkte wenn man sich selbst oder den Kollegen trotz Terminen zum Fliegen aufstellt, das lässt sich aber nicht vermeiden. Schätze, dass es hier darauf ankommt, die Minuspunkte gleichmäßig zu verteilen und dazu konstruktive Vorschläge zu machen, aber auch die anderen zu Wort kommen zu lassen.[/hide:4f345c32b4](überarbeitet - Anm. d. Admins)

Der zweite Gruppenteil war meiner Meinung nach der härteste Teil der ganzen Tests. [hide:4f345c32b4]Es war die berühmte Flugschulenaufgabe, bei der eine Rangfolge für 5 Flugschüler festgelegt werden muss. Niemand darf dabei seinen Schüler auf dem letzten Platz wieder finden, aber einer muss halt der letzte sein.
Dazu gibt’s eine Mappe mit Infos über alle Flugschüler, die jedem vorliegt. Man kann also sehen, wo andere Piloten Schwächen haben und was sie so alles angestellt haben.
Ich denke man darf es dabei nicht zur Schlammschlacht gegeneinander hinauslaufen lassen, obwohl die Verlockung groß ist wenn sachliche Argumente nicht mehr ziehen.
Zum Glück ist auch das Wohl der den einzelnen Flugschulen übergeordneten Organisation im Auge zu behalten, sodass auch der letzte mit einer vernünftigen Argumentation mit seinem Platz leben kann. Es sollen schon Leute die FQ geschafft haben, die hier auf Platz 5 standen.
In unserem Fall war das aber nicht so.[/hide:4f345c32b4](überarbeitet - Anm. d. Admins)
Beteiligt euch, hört den anderen zu, auch wenn ihr deren Argumente selbst in euren Unterlagen ablesen könnt. Es ist auch möglich, eine Allianz mit anderen einzugehen und deren Leute hochzuloben, ich weiß aber nicht in wie weit das so gewünscht ist, ich will es hier als theoretische Möglichkeit mal mit anführen. [hide:4f345c32b4]Wenn dein rechter Nachbar unvermittelt meint, dass dein Flugschüler eigentlich die beste Wahl sei, dann wirst du ihn dafür nicht auf den letzten Platz setzen wollen und hast schon mal 2/5 der Stimmen auf deiner Seite….[/hide:4f345c32b4](überarbeitet - Anm. d. Admins)
Wie gesagt, wurde bei uns so nicht gesehen, hier sind eher die Fetzen geflogen. [hide:4f345c32b4]Denkt aber daran, dass alle Piloten sehr gut sind, selbst wenn sie z.B. in Notfallverhalten nur „gut“ sind, also nur ein Sternchen von drei möglichen haben! Das bedeutet nicht gleich, dass diesem Flieger jeder Jet sofort vom Himmel fällt.[/hide:4f345c32b4](überarbeitet - Anm. d. Admins)

Abends gabs dann die Entscheidungen über die zweite Runde, wobei die Leute, die nur ganz kurz ins Zimmer gerufen wurden, eine Runde weiter waren. Den anderen sind noch ihre BU-Ergebnisse erklärt worden und wieso es am ersten Tag nicht hatte sein sollen.
Dabei sind die berühmten Stichworte „nicht einfühlsam genug“ oder „zu ruhig, zu passiv“ gefallen.

Es ging am nächsten Tag mit dem Sim weiter, man konnte etwas länger schlafen (die ersten waren schon um 7 Uhr dran, dafür aber auch um 11:00 Uhr schon vor Freude weinend mit ihrem Zettel in der Hand wieder im Warteraum). Man sagt ja immer „Ich freue mich für dich etc. und so weiter“, aber weil man ja selbst so gespannt wartet freut man sich nicht wirklich mit wie man es sonst tun würde. In diesem Fall aber kann ich nur sagen: Das war echt bewegend und es hat mich _sehr sehr_ gefreut, dass er´s geschafft hat…also keine Hemmungen

Zum Sim kann ich gar nicht viel sagen, habe kaum Erfahrung damit gehabt (von den eingangs erwähnten brennenden Ölfeldern mal abgesehen, aber es ist ja ein Instrumentenflugsimulator).
Ich habe eine Kurve zu weit gezogen, 180 Grad anstatt 90 (zum Glück im Übungsteil). Im Testteil habe ich versehentlich einmal die Nase nach unten gedrückt um zu steigen, den Schubhebel nach einem Sinkflug nicht wieder auf 2000 rpm zurückgestellt und ich musste einmal, weil ich die Stoppuhr nicht ans Laufen bekommen habe, 30 sek. Geradeausflug abschätzen. Das sind die Fehler, die ich selbst erkannt habe während dem Fliegen. Meistens habe ich sie kurz darauf selbst bemerkt und über das Mikro meinem Testleiter auch gesagt.
Eine „solide Leistung“ wurde später bescheinigt.

Ich musste dann warten, und zwar von 10:00 – 13:00 Uhr. Meine „Copilotin“ wurde schon etwa 15 min. nach dem Sim zum Gespräch gebeten. Man hat ihr gesagt, dass sie den Sim nicht bestanden hat. Sie ist trotzdem da geblieben, weil sie wissen wollte was aus uns anderen wird (und weil wir den Wasserbehälter unbedingt leer trinken wollten – wir haben erst spät gemerkt, dass er inzwischen mit einem Schlauch ans Fließwasser angeschlossen war).
Einige Liter Wasser und geschätzt alle 2 Becher einen Toilettenbesuch später war es dann soweit, mein Interviewtermin.

Den Anfang hat unser freundlicher Kapitän gemacht, er wollte erstmal wissen ob ich mich auf den Sim vorbereitet habe. Ich sagte ihm, dass ich mich nicht vorbereitet habe (so ist es), sondern nur früher mal am PC „so eine Art Sim ausprobiert habe“ (ehrlich, wer gesteht in der Situation dass er mal gern das ein oder andere Ölfeld mit einer F 16 bombardiert hat??) .
Darauf kam dann die Frage, ob die Instrumente in meiner Vorbereitung denn mit dem LH-Sim vergleichbar waren und ob mir das geholfen hat – das war wirklich die einzige kritische Stelle im Interview, denn ich hatte mich ja nicht vorbereitet, der Kapitän glaubte mir aber nicht…
Es gab ein paar Fragen, warum ich Pilot werden möchte und wieso erst jetzt, ob ich mich vorab informiert habe (immer an der Wahrheit bleiben, man wird nervös wenn man Antworten such muss), ich kenne keine Piloten, habe aber ein Buch darüber gelesen und kenne Fluglotsen. So.
Also bei mir keine großen Vorkenntnisse, privat fliege ich (noch) nicht, dazu hatte ich zwar immer Interesse, aber nie das nötige Kleingeld.
Übrigens, wenn ihr sagt ihr kennt dieses oder jenes Buch, stellt vorher sicher dass ihr es tatsächlich gelesen habt. Vielleicht werdet ihr aufgefordert, eine kurze Kritik zum Besten zu geben

Dann kam die Psychologin an die Reihe.
Ich hatte beim ihr schon den Eindruck, dass sie mich einige kritische Sachen gefragt hat, denn ich habe einen festen Job und ein abgeschlossenes Studium, bei dem ich die Abschlussprüfung beim ersten mal versiebt habe...sie wollte natürlich wissen, ob das bei der LH nicht genauso laufen könnte wenn ich diese Arbeitseinstellung habe.
Andererseits gebe ich für meinen "Lufttraum" ja einiges auf, und ich muss sagen dass das Gespräch, nachdem dieser Punkt geklärt war, sehr entspannt verlaufen ist. Sie hat mich sogar gefragt was man mich auf keinen Fall fragen sollte, und meine ehrliche Antwort "Unterschiede der Flugzeugmuster" war scheinbar belustigend, aber es war dann auch tatsächlich keine einzige Technikfrage dabei. Wenn man eine Schwäche offen zugibt, wird sie wohl nicht ausgenutzt, die Kommission war da sehr fair.
Man wollte aber schon wissen, ob ich bis jetzt Probleme mit meinen Kollegen hatte und wie ich mit Ärger auf der Arbeit umgehe, ob mich das dann ablenkt oder ob ich das hinten anstellen kann. Das Thema Alkohol am Arbeitsplatz fiel, ich sagte es sei schon ein Thema, auch in meinem Beruf, und dass ich das nicht dulden könne, wenn man sich auf den anderen verlassen muss. Sollte eigentlich jedem klar sein.

Es gab außerdem Fragen zu sonstigen Schwäche und wie man damit umgeht. Das sollte man sich nicht extra für das Interview vorher überlegen, denn wenn man an sich sonst keine Schwächen findet, sollte man mal seine Freunde oder Verwandten fragen. Ich kenne niemanden, der nicht irgendwo einen wunden Punkt hätte…
Insgesamt konnte ich das Interview entspannt angehen, man braucht nicht nervös zu sein wenn man auf die Fragen einfach nur das sagt, was man wirklich denkt oder fühlt. Worauf die Kommission aus ist weiß man eh nicht genau, viel wichtiger ist in dem Moment, dass sie einen einschätzen können und sehen, dass man sich selbst kennt und auch souverän auftreten kann, selbst wenn die Fragen ans Eingemachte gehen, also wenn z.B. in der Vergangenheit mal was nicht so geklappt hat wie ihr euch das so vorgestellt habt. Das kann man ruhig zugeben, es zeugt wohl eher von Größe als davon, dass die Leute einen als Niete ansehen.
Ich kann mich also nur den anderen anschließen: Sei ganz du selbst, versuch nicht zu überlegen worauf diese oder jene Frage wohl abzielt, sondern beantworte sie einfach und möglichst vollständig.
Ich habe absichtlich nicht viele „Lösungen“ für die gestellten Aufgaben aufgeschrieben, denn jeder ist unterschiedlich, und bei einem ruhigen Charakter kommt es unglaubwürdig rüber, wenn der plötzlich mit Feuereifer Diskussionen an sich reißt weil er denkt, dass mit der Methode schon mal eine FQ bestanden wurde. Es gibt nicht „die Lösung“, vielmehr will man euch kennen lernen und Charakterzüge aus eurem Verhalten herauslesen. Das Ergebnis einer Diskussion ist also nicht so entscheidend wie die Art, wie ihr sie führt.

[Bruin]

Hey Starcaptain!

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!!! Schön zu hören, dass es mal wieder welche geschafft haben... dein Bericht ist extraklasse, vielen Dank!!!
Ich drück dir die Daumen fürs Medical!

Gruß
Bruin

[Hopee]

hey starcaptain...

kann mich nur anschließen! congratulations. heb deinen bericht mit großem interesse gelesen. er ist echt top.
jetzt nur noch das medical und du bist dabei *neidischwerd*. lass dann noch mal was von dir hören, ja!?

***HOPEE***
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