WEITSICHTIGKEIT

[der.pianist]

Hallo! Ich habe eine dringende Frage und hoffe, mir kann jemand eine genaue Auskunft erteilen:

Ich habe die BU bestanden, bin aber von Kindesjahren an weitsichtig mit ca. 4 bis 5 dpt.
Dennoch habe ich nie eine Brille getragen.
Die Formulierung auf der LH-Homepage zu diesem Thema ist sehr zwiespältig, denn es heisst: "Zulässig ist eine Korrektur der Sehschärfe bis +/- 3 dpt".

Zur Erklärung: Weitsichtige haben gegenüber Kurzsichtigen den immensen Vorteil, dass sie ihren Refraktionsfehler, d.h. das Missverhältnis zw. Brechkraft und Augenachsenlänge AUSGLEICHEN können. Da das Auge die Fähigkeit besitzt, die Brechkraft zu steigern, z.B. zum Fokussieren eines Textes in 30 cm Abstand, können Weitsichtige ihre Dioptrienzahl durch Fokussieren ausgleichen. Weitsichtige strengen also den Augenmuskel bereits beim Blick in die Ferne an, als würden sie lesen. Die Fokussierfähigkeit des Auges (Akkomodation) beträgt bei 30jährigen ca. 10dpt. In meinem Fall gehen schon beim Fernblick 5 dpt verloren, es bleiben also nur noch 5 dpt zum lesen übrig. Im Alter nimmt die Akkomodationsleistung ab, sobald sie unter 5 dpt rutscht kann ich nichts mehr scharf sehen.

Jetzt meine Frage (v.a. an Medical-Erfahrene):

Wird bei der Untersuchung lediglich die SEHSCHÄRFE getestet, d.h. man muss Zahlen in 5m Abstand ohne Brille lesen können?
Da würde ich locker durchkommen (denn ich gleiche ja die +5dpt durch Akkomodation aus und kann alles scharf sehen...)
Oder muss man durch ein REFRAKTOMETER gucken, d.h. durch ein Gerät, in dem man ein Kreuz anvisieren muss? Dieses würde +5dpt ausgeben.

Die LH spricht wie gesagt nur von der KORREKTUR der Sehschärfe.
Die ist in meinem Fall nicht vorhanden, denn ich trage keine Brille.
Andererseits wird hier im Forum oft von Refraktionswerten gesprochen. Werden die beim Medical in Köln genau gemessen (eben mit einem Refraktometer)???

Ich hoffe mir kann das jemand genau beantworten. Ich studiere Medizin, ironischerweise mit dem Ziel, Augenarzt zu werden (Ironie des Schicksals, nicht wahr?) und würde 3 Jahre Studium für die Pilotenkarriere aufgeben. Die BU habe ich wie gesagt bestanden, zur FQ würde ich natürlich nur gehen, wenn ich mit einem Bestehen des Medicals rechnen kann. Es ist für mich quasi ein Scheideweg im Leben, ich hoffe daher auf helfende Antworten.

VIELEN DANK IM VORAUS!!!

[Romeo.Mike]

Moin,

bevor ich dir hier jegliche Hoffnung nehme, ruf am besten mal beim med. Dienst der LH an und frag dort nach, deren Antwort ist auch 100%ig eine, auf die du dich verlassen kannst.


Gruß

Romeo Mike

[DaKäptn]

Hi,

erstmal vorweg. Um wirklich ganz sicher zu gehen, rufst du - wie bereits geschrieben wurde - am besten beim medizinischen Dienst an. Nicht, dass ich noch an was schuld bin, wenn ich jetzt von meinen Erfahrungen berichte. Wenn du die BU bereits hast, dann würde ich - egal, was ich jetzt dann schreibe, oder was der medizinische Dienst sagt, zur FQ gehen! Du kannst ja nix verlieren. Entweder "fliegst" du sowieso raus, so wie die meisten (was somit auch wahrscheinlicher ist), oder falls du es schaffst, dann kannste immer noch sehen, was die beim Medical sagen.

Aber ich berichte jetzt einfach mal von meinen Erfahrungen - ohne dich jetzt enttäuschen zu wollen, aber ich berichte einfach mal.

Das Problem mit der Weitsichtigkeit kenne ich. War bei mir genau so. Hatte keine Brille. Wobei ich noch erwähnen sollte, dass ich das Medical NICHT bei LH gemacht habe - aber das tut in dem Fall nichts zur Sache. Nach den JAR-Richtlinien wird (leider) zur Beurteilung der Flugtauglichkeit die objektive Refraktion herangezogen. Wenn du Augenarzt werden willst, dann weißt du ja, was das heißt. Du musst nicht nur in dieses Gerät reingucken, sondern die Augen werden sogar getropft. Und dieser Wert ist dummerweise ausschlaggebend. Egal, ob du eine Brille mit +0,5 oder +2,9 Diopt. trägst. Bei mir war es so, dass ich mit den getropften Augen in diesem Gerät einen Wert auf beiden Augen von +3,5 hatte. Daraufhin wurde ich "untauglich" geschrieben, obwohl der Arzt damals meinte, dass er mich ansich fliegen lassen würde - er hätte keine Bedenken. Nur wegen der Gesetzeslage konnte er nicht anders. Ich lag halt leider um 0,5 Diopt. über der Grenze. Also musste ich eine Sondergenehmigung beantragen und habe diese nach einem Augengutachten, längerer Wartezeit und viel Geld bekommen. Falls du den genauen Erfahrungsbericht lesen willst, dann kannst du hier nachlesen: http://www.pilotenboard.de/viewtopic.php?t=2408&highlight=sondergenehmigung

Wobei es sein kann, dass sich bezüglich der erlaubten Sehschwäche was ändert, oder bereits geändert hat (nicht LH-spezifisch). Bisher war es so, dass +/- 3,0 Diopt. allgemein die Grenze war und somit auch bei LH. Allerdings habe ich neulich mal gelesen, dass das angehoben werden soll, oder vielleicht ist es schon passiert. Bei LH gelten die 3,0 aber anscheinend noch. Da musste dich unbedingt erkundigen!!

Jedenfalls musst du (leider) damit rechnen, dass die objektive Refraktion herangezogen wird und dann kommen deine 4 oder 5 Dioptrien auf jeden Fall raus. Bei mir ist es so, dass ich seit dem auch eine Brille trage. Mir hat man damals ins Gewissen geredet und ich muss sagen, dass es schon besser ist. Man ist nicht mehr so schnell müde und anscheinend besteht auch die Gefahr (so hat man es mir erklärt - weiß nicht, ob das stimmt), dass man das räumliche Sehen verlieren kann, wenn z.B. ein Auge etwas schlechter sieht. Dann übernimmt das bessere die Führung und langfristig gesehen kann einem das 3D sehen fehlen. Seit dem man mir das gesagt hat trage ich eine Brille . Käme zwar ohne zurecht, ist aber mittlerweile unangenehm.

Also wie gesagt, ich will niemals schuld sein, wenn du irgendeine Entscheidung triffst. Ich rate dir deshalb dringenst, dass du das sicherheitshalber selbst nochmal abklärst! Bei mir sind inzwischen seit der Geschichte 2 bis 3 Jahre vergangen. Vielleicht hat sich ja was geändert.
Die FQ würde ich aber an deiner Stelle auf jeden Fall machen! Wer weiß, vielleicht boxt die LH mit dir eine Sondergenehmigung durch. Die Wahrscheinlichkeit ist zwar gering, aber möglich wäre es ja. Verlieren kannst du absolut nix!!!

Jedenfalls kannst du dich seelisch darauf vorbereiten. Bei mir war es damals so, dass ich wirklich keine Ahnung hatte, dass deswegen was schief gehen kann. Konnte es einfach nicht fassen, dass ich eine so starke Sehschwäche habe, obwohl ich keine Brille benötigte. Um mal endlich zu erfahren, wie das ganze überhaupt zusammenhängt, musste ich selbst erst zum Optiker gehen, der mir das genau erklärt hat und dann bin ich nochmal zum Augenarzt. Dann wusste ich einigermaßen bescheid und konnte das alles erst mal nachvollziehen. Bei der Flugtauglichkeitsuntersuchung hat mir das niemand erklärt, obwohl ich ein paar mal nachgefragt habe. War damals echt verzweifelt.

Aber ruf mal beim med. Dienst der LH an und frage nach und erkundige dich auch, wie nun die Regelungen diesbezüglich allgemein (auch außerhalb der LH) sind.

Wünsche dir viel Erfolg und hoffe, dass ich dich jetzt nicht zu sehr enttäuscht habe!

Viele Grüße
Käptn