Erfahrungsbericht BU 26.03. Bundespolizei Hubschrauber

[Melaniedemair]

Hallöchen,
ich war die letzten Monate stille Mitleserin im Forum und möchte heute meine Erfahrungen zur BU mit euch teilen. Ich habe mich im Zuge des Pilotprojektes der Bundespolizei auf den Hubschrauberpiloten beworben. Nach zwei Eignungsauswahlverfahren und einer Arztuntersuchung habe ich dann meine Zusage für den gehobenen Dienst und die Einladung zur BU beim DLR erhalten. Die CBTS waren für mich zunächst ein Schock, ich konnte mir nicht vorstellen das jemals zu packen. Die CBTs für diese spezielle Verwendung waren: TVT, RAG, KRN, SKT, OWT, WFG, VFF, ENS, PPT, RMS und MIC (Infomaterial). Außerdem gehörte der PMA (von SWISS) Ordner dazu mit „information ordering“, „memorization“ und „selective attention“ und einer Beschreibung vom Tracking-Test.

ANREISE
Ich habe mich dazu entschieden am Vortag mit dem Flugzeug anzureisen und am Testtag noch zurück zu fliegen. Gebucht habe ich ein Zimmer im Leonardo Airport Hotel. Vom Flughafen wurde ich kostenlos vom shuttle abgeholt und am Testtag auch kostenlos direkt vor die Tür des DLR gesetzt. Das Frühstück war sehr gut und hat mich 15 Euro Aufpreis gekostet, aber das war es mir Wert, vor allem wenn ein so langer Tag ansteht.

VORBEREITUNG
Meine letzten Werte vor dem Test waren:
TVT (5x gemacht): 94%
ENS (4x gemacht): 90%
RAG (5x gemacht): 97%
KRN LV 2 (11x): 88 % (habe mit Mathemakustik weiter gemacht und das CBT ignoriert)
SKT LV 3 (16x): 96 %
OWT LV 3 (25x): 93%
WFG LV 2 (23x): 97%
VFF LV 3 (18x): 93 % (auf dem Kopf 73%) habe es 7 Tage vor dem Test nicht mehr gemacht um die Figuren zu vergessen.
PPT LV 1 auf Zeit (22x): 95 % -> 19/20 in 7:38
RMS LV 2 (19x): 29 % im Schnitt 5-6 Zahlen selten mal 7,8 selten mal ein Einbruch (2-3 Zahlen)

TEST

Die Nacht war furchtbar, geschlafen hab ich kaum. Hatte das Gefühl die ganze Nacht bei Bewusstsein gewesen zu sein. Super, dachte ich, jetzt kann es ja nur noch schief gehen. Naja, nach dem Frühstück und einer ordentlichen Portion Koffein ging es halbwegs mit der Müdigkeit.
Die Tests fanden in Blöcken, von ca. 3 Tests bzw. 1,5h, statt. Dazwischen gab es dann jeweils 10 Minuten Pause und halt eine Mittagspause von 1h.
Die Reihenfolge der Module ist mir nicht vollständig in Erinnerung geblieben, aber wie die einzelnen Tests gelaufen sind weiß ich noch ganz genau.
VFF
Los ging es mit VFF. Da ich wusste, dass andere Figuren rankommen werden als im CBT, war ich etwas nervös. Die Zeit zum einprägen der Figuren sollte auf jeden Fall genutzt werden. Der Test lief für mich besser als gedacht. Bestimmt konnte ich die Figur 4-5 Mal nicht finden, aber nachdem was ich über diesen Test im Forum gelesen habe, war ich doch ganz zufrieden mit meiner Leistung. Geschätzt habe ich 70 % sicher im besten Fall 80 %. Wenn dieser Test, wie im Forum beschrieben, mehr der Demotivation dienen soll, so denke ich ist es doch ganz gut gelaufen. Demotiviert war ich danach nicht. (+)

TVT
Weiter ging es mit TVT. Es ging sehr viel um Proportionalitäten und Gesetzmäßigkeiten, es waren auch einige Knobelaufgaben dabei. Das Gefühl danach war nicht sonderlich gut, ich musste leider oft raten. Nach dem Austausch mit den zukünftigen Kollegen stellte sich heraus, dass der Aufgabenpool sich vom Schwierigkeitsgrad schon ordentlich unterscheidet. Ich schätze dort leider nicht mehr als 60% korrekt beantwortet zu haben. (-)

SKT
Es ging weiter mit meinem Hass-Test. Ich hatte zwar in der Vorbereitung immer gute bis sehr gute Werte in diesem CBT, aber ich mochte diesen Test einfach nicht. Ich bin nicht ganz fertig geworden, der Kollege neben mir war deutlich schneller als ich, aber ich denke auch dass bei mir nicht so viel mehr weitere Dreiecke gekommen wären. Dafür war ich mir sicher, mich nur ein Mal vertippt zu haben. Wir wurden auch darauf hingewiesen, dass darauf zu achten ist keine Fehler zu machen. Inwiefern Geschwindigkeit über Korrektheit gewertet wird oder eben nicht, sei mal dahingestellt. Mein Gefühl nach CBT Bewertung: 95 % (++)

PAUSE VON 10 MINUTEN

RMS
Auch diesen Test mochte ich in der Vorbereitung nicht. Aber erstaunlicher Weise ist mein Gefühl für das Ergebnis in diesem Test ganz gut. Ich habe fast immer 6 Zahlen notieren können, manchmal nur 5 und die 6. Nach Gefühl gewählt. Einmal 4 und einmal leider auch ein Totalausfall (1 Zahl der Rest geraten). Ich wollte mir einmal zu viele Zahlen merken, hab dann gemerkt dass mir die zuletzt gesagten fehlen, habe mich versucht an diese zu erinnern und die davor gemerkten vergessen. Dennoch denke ich dass es insgesamt ganz gut gelaufen ist, vorausgesetzt der „Totalausfall“ wird mir nicht allzu stark negativ gewertet. Nach CBT: 27% (+)

KRN
Hier hatte ich dann leider meine Probleme. Ich habe sicherlich 4 komplett verhauen (1x auf OK statt DEL) 3 mal zu langsam gewesen und dann waren ca. 2 noch falsch weil mich der Zeitdruck aus dem Konzept gebracht hat. Ich weiß leider nicht mehr wie viele Aufgaben es waren, aber bei 20, wäre ich hier dann bei 70% ☹. (-)

MIC
Für mich war MIC der Test, vor dem ich am meisten Angst hatte. Berechtigt. Die Vorbereitungszeit ist meiner Meinung nach echt knapp bemessen. Meine Zeiger wichen ziemlich oft ein Achtel der Uhr ca. vom Sollwert ab und die Geschwindigkeit sowie die Akustikaufgabe habe ich nur zu 50/50 bearbeiten können. Dementsprechend hier auch ein schlechtes Gefühl. (--)

MITTAGSPAUSE 1h

RAG
Hier hatte ich die Hoffnung meine Matheleistung aus dem Kopfrechenteil ausgleichen zu können (uns wurde vor dem Test gesagt, dass dies möglich sei) und tatsächlich kam ich gut vorran. Ich habe 90% der Aufgaben lösen können und war mir bei nur 3 unsicher. Wenn diese falsch wären, wäre ich bei ca. 80% und damit trotzdem noch zufrieden. Wie schon erwähnt sollte man sich auch Trigonometrie in der Vorbereitung ansehen und einige Sinus/Cosinus-Werte von Winkeln lernen. (+)

OWT
Dieser Test lief wieder nicht so gut. Gleich bei der ersten Aufgabe habe ich zwei Uhren nicht mehr ablesen können. Danach lief es besser, trotzdem insgesamt 5 Mal „nicht gesehen“. Dennoch sollte ich hier anhand der Anzahl der Uhren bei ca. 90-93 % liegen, wenn ich keinen Fehler bei den anderen gemacht habe. Hier habe ich eher noch ein (+) im Gefühl.

PPT
Dieser Test lief gut. Ich habe alle 40 Würfel in den 20 Minuten geschafft, allerdings befürchte ich zwei davon falsch getippt zu haben. Trotzdem hier (++)

ENS
Ja was soll man dazu sagen. Einige Aufgaben waren so leicht, dass ich mich gefragt habe wo der Haken ist. Andere konnte ich fast nicht beantworten, öfter musste ich nach Gefühl gehen bzw. raten. Ich schätze mich auf 70 % ein und weil es Englisch ist, worin ich eigentlich sehr gut bin eher (-).

WFG
Das Kurvenzählen war in der BU etwas komplexer als im CBT. Die Kurven überschnitten sich, aber damit kommt man schnell zurecht. Ich habe nicht alle Aufgaben geschafft, dafür hoffe ich die meisten korrekt zu haben. Mein Nachbar war allerdings mal wieder viel schneller als ich unterwegs. Gefühl zu diesem Test trotzdem positiv 90% (+)

TVT 2 „Überraschung“
Ja… „ und jetzt kommt ein Test, der ihr technisches Verständnis prüft“ ein aufgeregtes Murmeln ging durch die Reihen. TVT hatten wir doch schon? ÜBERRASCHUNG, Yippieh! Schönes Ding, dachte ich, doch als ich die Aufgaben sah war ich eher dankbar für diesen Test. Denn vielleicht ließe sich TVT 1 dadurch noch ausgleichen. Hier bestimmt: 80 % (+)

PMA
Zu guter Letzt der PMA, zu dem der Ordner von Swiss gehört. 1,5 h geballte Multitasking und Hand-Fuß-Koordination warteten auf uns. Klar, ein Helikopterpilot sollte Hand-Fuß-Koordination beherrschen. Der Tracking-Test bestand aus einem Schubhebel, einer Konsole mit Joystick und Fußpedalen (2 nicht nur eine). Die ersten Minuten bekamen wir eine Menge Instruktion. Zuerst nur eine Aufgabe, dann eine zweite, dazu und dann alle drei Steuerelemente gleichzeitig. Nach dem ersten Versuch mit allen drei gleichzeitig hörte man nur „WAAS?“ „WIE ZUR HÖLLE?“ „OH GOTT“ durch den Raum rufen. Es war…. kaum machbar. Der Lerneffekt war jedoch sehr hoch und man wurde immer besser darin (was nicht gut bedeutet in meinem Fall). Zuhause dachte man noch, die Aufgaben der SWISS seien ja ziemlich einfach und gar kein Problem, da man überall schnell 100% bekam. Aber da wussten wir noch nicht, dass diese Aufgaben nur neben der Multitaskingaufgabe bearbeitet werden sollten – SCHOCK. Es gab also zusätzlich zum Stick und zu den Pedalen, über einen geteilten Bildschirm die Aufgaben der SWISS, selective Attention, Memorization und information ordering“. Ich habe mich oft vertippt, der grüne Ball war zwei Mal außerhalb des Kreises (soll nicht passieren) und beim Akustikteil habe ich auch öfter das Klicken vergessen. Insgesamt (--) ABER, es hat großen Spaß gemacht.

FAZIT:
Ich persönlich bezweifle stark, dass es gereicht hat. Ich hoffe zwar immernoch auf ein Wunder, aber mein Bauch sagt mir, dass es nicht gereicht hat. Selbst wenn meine Testwerte in den Aufgaben gut waren, so habe ich dennoch meine Zweifel was den Persönlichkeitstest angeht. Den gab es nämlich auch. Ich habe ehrlich geantwortet, doch im Nachhinein stehe ich jetzt wohl als herrschsüchtige, dominante, überordentliche und zu gefühlvolle Frau da. Dennoch bin ich unglaublich glücklich diese Erfahrung gemacht zu haben und werde diese immer in Erinnerung behalten. Ich werde berichten und wünsche allen Anderen ganz viel Glück und Erfolg bei der BU.

Edit: heute kam der erlösende Anruf von der Fliegergruppe. „Ich rufe Sie an da sie die Berufsgrunduntersuchung bestanden haben“ ich kann es nicht glauben und freue mich einfach so sehr.

[flying_luk]

Hallo Melanie,

ich hoffe und drücke dir die Daumen, dass du erfolgreich warst. Erfahrungsberichte "Pilot - Hubschrauber - Polizei" sind ja dann doch eher die Ausnahme hier im Board.

Ich wollte dich gerne fragen, ob du mir eine "kleine" Zusammenfassung schreiben könntest, welche Bereiche zum Thema RAG abgefragt wurden. Leider habe ich noch keinen Zugang zu den CBT's und lernen zzT irgendwie alles und nichts. würde mich freuen, wenn ich mich zumindest bei RAG etwas zielgerichteter vorbereiten kann.

Beste Grüße aus Berlin