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Erfahrungsbericht Phase 2 Fürstenfeldbruck 2017

 
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kaemmon
Bruchpilot
Bruchpilot


Anmeldungsdatum: 12.06.2017
Beiträge: 5

BeitragVerfasst am: Mo Jun 12, 2017 12:46 pm    Titel: Erfahrungsbericht Phase 2 Fürstenfeldbruck 2017 Antworten mit Zitat

Vorweg:
Uns wurde nicht gesagt, was wir veröffentlichen dürfen und was nicht, daher habe ich diesen Erfahrungsbericht sehr detailliert geschrieben und bin auf jeden Test einzeln eingegangen. Sollte dies nicht zulässig sein, biete ich darum, mir dies mitzuteilen.
Da mir Erfahrungsberichte ein bisschen die Nervosität genommen haben und man durch diese einen guten Überblick über das bevorstehende kriegt, möchte ich meine Erfahrungen mit euch teilen und zukünftigen Bewerbern helfen.
Wir waren 7 Bewerber, von denen 6 bestanden haben. Es ist recht ungewöhnlich, dass 6 von 7 bestehen, denn Normaleiweiße bestehen von 7 Leuten 3-4 die Phase II nicht. Wie ich später erfahren habe sind in einer Gruppe von 12 Leuten nur 4 weiter gekommen, also alles ist möglich.

Anreise:

Am Anreisetag soll man sich bis 19Uhr in der Kaserne beim UvB (Unteroffizier vom Bereitschaftsdienst) eingefunden haben, um seinen Stubenschlüssel, Kasernenkarte etc. zu empfangen. Danach bezieht man noch seine Stube und füllt einen biographischen Fragebogen aus. Dieser umfasst ca. 5 Seite und beinhaltet Fragen wie: Beruf der Eltern, die verschiedene Schulzeiten (Grundschule usw.) und auch Fragen zum Thema fliegerischer Motivation und wie man auf den Beruf des Piloten gekommen ist. Ihr habt für den Zettel bis zum nächsten morgen Zeit also ganz entspannt daran gehen.
Am Abend bin ich dann noch mit den Mitbewerben in der Oa`se essen gegangen. Ein typisches Restaurant mit Pizza, Burger oder Currywurst. Vor der Oa`se gibt es noch ein Tischkicker, Billardtisch und Dartscheiben zum Spielen, welche wir abends immer gerne genutzt haben.

1. Prüfungstag:

Aufstehen war um 5:30Uhr und um 6:55Uhr sollte man sich dann im Prüfungsgebäude einfinden. Die 1,5Stunden braucht man auch dringend, da allein der Weg von der Stube zur Kantine 15Minuten gedauert hat. Dann der Weg von der Kantine zum Prüfungsgebäude dauert nochmals 20-25Minuten. Geht rechtzeitig los, ansonsten müsst ihr wie wir den Weg Joggen bzw. Sprinten und dann sitzt man schon vor den ersten Tests voll geschwitzt da.
Am Gebäude angekommen warteten wir, bis ein junger Soldat hereinkam und mit uns die Formalitäten geklärt hat: Fühlen wir uns Fit? Haben wir noch Fragen? Anschließend haben wir unsere Passbilder und den biographischen Fragebogen abgegeben. Dann kam auch schon eine Psychologin rein, begrüßte uns kurz und verschwand wieder.
Um 8:00Uhr ging es dann los mit den „Simulatoren-Test“ (es wird immer wieder betont das es keine Simulatoren sind, allerdings findet man auch kein anderes passendes Wort dafür).
Die Test sind genau so, wie sie in der PowerPoint Mappe (die ihr schon in Köln mitgekriegt oder später per Post erhalten habt) geschildert.

Allgemeines zu den Test:
Vor jedem Test kriegt man genau erklärt was gefordert wird und wie man den Test zu bearbeiten hat. Sollte man während des Test fragen o.ä. haben kann man die „Ruftaste“ drücken und man redet dann über das Headset mit einem Prüfungsleiter. Sollte man in den ersten Versuchen eines Tests wiederholte Fehler machen, meldet sich der Prüfungsleiter und erklärt nochmal den Test und gibt ein Hinweis. Danach sollte man es allein hinkriegen.
Die „Simulatoren“ befinden sich in einem abgesonderten Raum. Man sitzt neben einander, hat allerdings eine Trennwand zwischen sich, sodass man nicht abgelenkt wird.


Test 1:

Der erste Test besteht aus einem Flugzeug, welches vor euch her fliegt. Mit dem Steuerknüppel und den Pedalen steuert ihr ein Fadenkreuz. Dieses Fadenkreuz müsst ihr auf das Flugzeug vor euch bringen und 1 Sekunde drauf halten, um ein Treffer zu erzielen. Das Fadenkreuz ändert die Farbe von Grün zu Rot, wenn ihr euch auf dem Flugzeug befindet. Schafft ihr dies, wird das Fadenkreuz vom Flugzeug weggestoßen und ihr müsst es erneut Deckungsgleich kriegen. Deckungsgleich heißt in diesem Falle, dass ihr die horizontalen Striche im Fadenkreuz mit den Tragflächen des Flugzeugs gleich bringt. Ihr dürft das Fadenkreuz also nicht „auf den Kopf drehen“.
ACHTUNG! Die Steuerung ist SEHR sensibel und schon die kleinste Handbewegung verursacht eine große Bewegung auf dem Monitor. Man muss hier nicht wie in diversen Actionfilmen den Steuerknüppel umreißen und hektische Bewegungen machen, sondern ruhig und besonnen den Steuerknüppel bewegen. Ich habe beide Hände benutzt, um mehr Präzision und kleinere Bewegung machen zu können. Einige meiner Mitbewerber haben es geschafft in den ersten 10 Sekunden sich zu „überschlagen“ oder sie sind in den Erdboden geflogen. Also, ruhe bewahren und nur kleine Bewegungen machen.
Diesen Test macht man 4x 4 Minuten (wenn ich mich recht erinnere. Ein Zeitgefühl hat man nicht wirklich) Das Flugzeug entfernt sich beim zweiten Durchgang von euch, sodass es ein bisschen kleiner und dadurch schwerer zu treffen ist.
Ab dem dritten Durchgang müsst ihr nun auch eure Ohren und den „Feuerknopf“ benutzten. Über das Headset hört ihr eine Buchstaben Reihenfolge.
Zum Beispiel: A C D T F S D K F...
Eure Aufgabe ist es, immer den Feuerknopf zu drücken, wenn sich ein Buchstabe mit einer Lücke wiederholt.
Beispiel:
Ihr hört folgende Reihenfolge: a f c f g d h e h j h k s c v
Während dieser Buchstabenfolge müsst ihr den Feuerknopf drei mal drücken.
Auflösung: a f c F g d h e H j H k s c v (jeweils bei den Großbuchstaben müsst ihr den Feuerknopf drücken, da sich dieser Buchstabe nach einer Pause wiederholt)
Diese Buchstabenfolgen hört ihr die ganzen 4 Minuten lang.
Ich habe mich bei der groben Ausrichtung des Fadenkreuzes auf die Buchstaben konzentriert, da man in dieser Zeit sich wenig auf das Steuern des Fadenkreuzes konzentrieren muss. Sobald ich mit dem Fadenkreuz am Flugzeug war und mich auf den „Abschuss“ konzentriert habe, habe ich den Buchstaben kaum Beachtung geschenkt. Mit dieser Taktik bin ich ganz gut geflogen, was aber nicht heißt, das dies das non plus ultra ist!

Nach ca. 1 Stunde in den „Simulatoren“ waren wir wieder im Wartezimmer und hatten eine Pause von etwa 10-20 Minuten. In der Zeit kann man was essen,trinken oder schnell aufs Klo gehen bevor es dann direkt weiter geht.

Test 2:
Der zweite Test wird im Gegensatz zum ersten Test nun auch mit Schubhebel gesteuert. Bei diesem Test habt ihr, wie in der PowerPoint gezeigt, einen schwarzen Bildschirm mit einer horizontalen und einer vertikalen Linie. In der Mitte, wo sich diese Linien kreuzen, habt ihr ein Fadenkreuz. Am unteren linken Bildschirm habt ihr eine Geschwindigkeitsanzeige. Diese geht von 0 bis 160 Knoten.
Ihr steuert bei diesem Test drei Parameter:
1. Ihr müsst einen vertikalen Strich mit Hilfe der Pedalen deckungsgleich mit der vorgezeichneten Linie auf dem Monitor bringen.
2. Ihr müsst ein Fadenkreuz mit Hilfe des Steuerknüppels deckungsgleich mit dem vorgezeichneten Fadenkreuz auf dem Monitor bringen.
3. Ihr müsst die Geschwindigkeit mit Hilfe des Schubhebels auf 95 Knoten bringen.
Diese drei Aufgaben müssen Zeitgleich bearbeitet werden. Sobald ihr einen Parameter deckungsgleich gebracht habt wird dieser wieder wie bei Test 1 von magischen Kräften weggedrückt und ihr müsst erneut Versuchen, eine Treffer zu erzielen.
Auch bei diesem Test gibt es wieder 4 Durchläufe á 4 Minuten (wenn ich mich recht erinnere).
Es ist nicht Sinn der Sache, sich nur auf z.B. das Fadenkreuz zu konzentrieren und damit 50 Treffer zu erzielen, wenn man mit Schub und Pedalen dann nur 4-5 Treffer hat. Ziel ist es alle drei Parameter in die richtige Richtung zu bewegen, um dann jedes einzelne konzentriert ins Ziel zu bringen.
Beispiel:
Der vertikale Strich ist links vom Ziel, das Fadenkreuz unten rechts im Bild und der Schub steht auf 30 Knoten.
Meine Herangehensweise:
Ich habe mich hauptsächlich mit den Augen auf das Fadenkreuz konzentriert, da dieses in der Mitte des Bildschirms sein soll und somit kann man mit dem peripheren Sehen die anderen beiden Parameter ganz gut beobachten.
Ich habe also das Fadenkreuz versucht mittig zu bringen. Während das Fadenkreuz zur Mitte gewandert ist, habe ich den vertikalen Strich Richtung Mitte gebracht und den Schub ganz grob in Richtung 95 Knoten verstellt. Während die zwei Parameter wanderten konnte ich wieder dem Fadenkreuz widmen und einen Treffer erzielen. Man erkennt dann in welche Richtung es ausschlägt und kann schon mal gegen halten. Während dessen habe ich mich auf den vertikalen Strich konzentriert und mit diesen einen Treffer erzielt. Auch dieser Parameter ist dann wieder ausgeschlagen und in der Zeit konnte man dann den Schub ins Ziel bringen. So hangelte ich mich durch den Test und habe versucht alle Parameter gleich oft ins Ziel zu bringen.
Es wird oft passieren, dass man 1-2 cm mit dem Fadenkreuz neben dem Ziel ist und man wird dann einige male ins Pedal treten, um das Fadenkreuz zu bewegen. Macht euch deswegen keine Kopf, mir und den anderen Bewerbern ist das nicht nur einmal passiert.
Während diesem Test muss man keine weiteren Aufgaben im Kopf lösen, wie in Test 1.
Die Psychologen achten hier nicht nur drauf, wie oft man einen „Abschuss“ erzielt, sondern auch, wie weit man zu jeder Zeit vom vorgegebenen Ziel entfernt ist. Heißt, wenn man das Fadenkreuz nach links lenkt und dann unterbewusst auch das Pedal nach links drückt (was sehr oft vorkommt) passiert es, dass der vertikale Strich links am Bildschirmrand „klebt“. Dadurch hat man zu dieser Zeit eine sehr große Abweichung vom Soll-Wert und das gibt Minuspunkte.
Ein Mitbewerber hatte schon mehr als 300 Stunden Segelflugerfahrung und da ist es so, dass wenn man den Steuerknüppel nach links bewegt, muss man auch die Pedale nach links drücken. So hatte er mit dem vertikalen Strich immer eine sehr große Abweichung vom Soll-Wert, was dann natürlich auffiel.
Auch nach diesem Test gingen wir wieder alle durchgeschwitzt von dem Stress und der Konzentration in den Warteraum und nahmen wieder eine kurze Pause.


Test 3: (Die Hölle auf Erden)
Ich möchte euch keine Angst machen, aber Test Nummer 3 hat es wirklich in sich, aber wenn ihr den geschafft habt, könnt ihr euch echt Multitaskingfähig nennen! Smile
Dieser Test wird am Anfang nur mit Steuerknüppel und Schubhebel bewältigt. Ihr habt auf dem Bildschirm 4 Kästen mit Werten. Uhr, Kompass, Höhe und Geschwindigkeit
Die Aufgabe ist es in 60 Sekunden einen Gewissen Kurs mit Höhe, Richtung und Geschwindigkeit zu erreichen.
Die Uhr ist nicht wie in der PowerPoint zu sehen Digital, sondern Analog, was die Sache deutlich einfacher macht. Über jedem Parameter (Kompass, Geschwindigkeit, Höhe) steht eine Angabe wie zum Beispiel über dem Kompass +360. Über der Höhenanzeige steht z.B. +1000ft und über der Geschwindigkeitsanzeige steht z.B. 40kn – 60kn. Ziel ist es dann eine 360° rechts Kurve zu fliegen, während dessen 1000ft zu steigen und gleichzeitig noch von 40kn auf 60kn zu beschleunigen.
Ihr sollt nicht direkt das Steuer umreißen, eine 360° Drehung machen um dann zu Steigen und am Ende nochmal zu beschleunigen. All diese Werte sollen gleichmäßig und gleichzeitig erreicht werden. Nicht vor und nicht nach 60 Sekunden! Denn nach genau 60 Sekunden hört die Aufgabe auf, ihr müsst euch wieder ausrichten und kriegt neue Werte.
Beispiel:
Ihr fliegt Richtung 360° (Norden) auf einer Höhe von 1000ft mit 100 Knoten.
Nun sollt ihr in 60 Sekunden eine 360° Drehung nach rechts machen, 1000ft steigen und auf 160kn beschleunigen.
Da 360° und 1000ft eine ganze Umdrehung auf dem Armaturenbrett sind ist dies relativ einfach zu bewältigen. Ihr müsst versuchen die Kompassnadel und die Höhenanzeige gleichmäßig mit dem Sekundenzeiger zu drehen. Heißt, wenn der Sekundenzeiger bei 15 Sekunden, also ¼ der Zeit ist, müsst ihr schon um 90° gedreht sein, um 250ft gestiegen sein und die Geschwindigkeit auf 115kn beschleunigt haben.
Solltet ihr merken, dass ihr zum Beispiel zu schnell gedreht habt, wartet nicht mit der Drehung, bis ihr mit der Zeit wieder im Einklang seid, sondern lenkt aktiv zurück und korrigiert den Wert wieder. Es wird alle 3 Sekunden überprüft, wie weit ihr mit euren Werten von den Zielwerten entfernt seid und je nachdem wie groß die Abweichung ist gibt es mehr oder weniger Punkte.
Beachtet hier unbedingt die Richtung in die ihr euch Drehen bzw. ob ihr steigen oder sinken sollt.
+360° = Rechts drehen ; -360 Links drehen ; +1000ft Steigen ; -1000ft Sinken
Außerdem habt ihr hier nicht immer „runde“ Werte, sodass ihr auch mal halb so schnell wie der Sekundenzeiger drehen müsst, aber doppelt so schnell steigen sollt.

Nach zwei Durchgängen folgen noch zwei weitere, noch anspruchsvollere Durchgänge.
Die Hauptaufgabe bleibt die Gleiche, allerdings müsst ihr nun noch Matheaufgaben lösen.
Die Aufgaben sind in Multiple-Choice gestellt, heißt ihr habt pro Aufgabe 5 verschiedene Antwortmöglichkeiten. Die Aufgaben sind ganz banal und einfach, jedoch in Kombination mit der Hauptaufgabe wird es echt eine Herausforderung die Übersicht zu behalten.
Die Antwortmöglichkeiten werden unten im Bildschirm angezeigt und die Aufgaben werden übers Headset gestellt. Die Eingabe der Lösung erfolgt über die Pedale und mit dem „Feuerknopf“.
Beispiel:
36-6
Antwortmöglichkeiten: 25 30 36 -30 -35
Ausgewählt ist immer der Wert in der Mitte und mit den Pedalen müsst ihr dann nach links oder rechts zum richtigen Wert steuern und diesen dann mit dem „Feuerknopf“ bestätigen.
Die Steuerung mit den Pedalen ist hier sehr empfindlich und ich bin einige male auf dem Richtigen Wert gewesen, wollte gerade bestätigen und dann hat eine Mikrobewegung einen falschen Wert ausgewählt und diesen habe ich dann leider bestätigt. Seid also mit euren Beinen ruhig und versucht vor dem Bestätigen sicher zu gehen, dass ihr es nicht doch noch verreißt.

Diese Aufgabe ist von all den Test mit Abstand die schwierigste. Die ersten beiden Durchgänge liefen noch ganz gut, doch als die Matheaufgaben dazu kamen habe ich es nicht mehr geschafft alle Werte gleich zu halten. Vor allem die Geschwindigkeit war nie Richtig, wie mir der Psychologe im Abschluss Gespräch wissen lies. Lasst euch trotzdem nicht aus der Ruhe bringen und gebt euer bestes. Auch wenn ihr die Matheaufgabe mal nicht mitkriegt und keine Ahnung von dem Ergebnis habt, einfach versuchen den Kurs richtig zu halten und wählt irgendeine Lösung aus. Danach kriegt ihr direkt eine neue und könnt weiter machen.
Nach diesem Test waren meine Klamotten dann endgültig durchgeschwitzt, aber wir waren sehr erleichtert diese Aufgabe hinter uns zu haben und wir konnten dann endlich unsere Pause genießen.


Test 4:
In dem vierten Test geht es um die Merkfähigkeit. Ihr habt 5 Instrumente gegeben (Kompassrichtung, Geschwindigkeit, Luftlage, Höhe und Steigrate) und müsst euch in 7 Sekunden alle Werte merken. Von all den Werten wird nach den 7 Sekunden EINER abgefragt.
Beispiel:
360°, 100kn, 30° Linkskurve, 2000ft, 0,5 Steigrate
Nach 7 Sekunden wird dann zum Beispiel gefragt: In welcher Höhe befinden Sie sich?
1000ft 1500ft 2000ft 2500ft 3000ft
Über den Touchscreen klickt ihr dann das richtige Ergebnis an und kommt direkt zur nächsten Aufgabe.
Hier kann man die Werte die ganze Zeit vor sich hin reden und die Luftlage kann man sich ganz einfach mit dem Finger merken. Es gibt 4 verschiedene Luftlagen: 60° Links, 30° Links, 0°, 30° Rechts und 60° Rechts. Ich hab mein Finger in die entsprechende Richtung gehalten und musste mir dann nur noch die anderen 4 Werte merken.
Keine Kopfrechenaufgaben, keine Buchstaben; nur merken. Dieser Test war von allen der Einfachste, was nicht heißt, dass ihr euch zurücklehnen könnt. Wink

Kurze Pause im Warteraum und schon gehts zum letzten „Simulator“-Test.


Test 5:
Der Test ist nur indirekt auf der PowerPoint. Ich die leider verlegt, aber auf der PowerPoint heißt es bei Test 4 „Zielwertberechnung“. Diese Zielwertberechnung müsst ihr nicht anhand der Werte aus Test 4 durchführen, sondern ihr kriegt erneut eine Einweisung am Bildschirm und noch einen sehr sehr guten Tipp, also lest alles sorgfältig durch!
In diesem Test sind dann typische Textaufgaben dran, wie man sie aus jedem Matheunterricht kennt. Man kriegt zum Beispiel eine Geschwindigkeit und eine Entfernung gegeben und soll dann berechnen, in welcher Zeit man die Strecke bewältigt hat.
Beispiel:
Sie fliegen um 13:00Uhr mit einer Geschwindigkeit von 120kn. Wann erreichen Sie ihr Ziel in 60NM (Nautischen Meilen) Entfernung.
Ich glaube richtig ist 13:30Uhr, allerdings kriegt ihr am Anfang einen sehr guten Tipp der euch sagt, dass wenn man 60kn schnell fliegt man in einer Stunde 60NM schafft (oder so ähnlich). Mit diesem Tipp ist der Test dann gut machbar.
Die Lösung müsst ihr dann auf dem Touchscreen selber eingeben. Kein Multiple-Choice !!!
Achtet hier auf die Fragestellung! Manchmal wird gefragt, um welche Uhrzeit man an dem Zielort sein wird oder es wird gefragt wie lange es dauert, um den Zielort zu erreichen.
Es kann auch vorkommen, dass Ergebnisse, wie 533,33 rauskommen. Lasst euch davon nicht irritieren.

Nach diesem Test sind dann auch alle „Simulatoren“-Test abgeschlossen und man findet sich erneut im Wartezimmer ein um nach einer weiteren kleinen Pause den letzten Test zu bewältigen.


Test 6: Chinesische Zeichen
Der Chinesische Zeichentest ist ein reiner Konzentrationstest. Am besten erklärt man die Aufgabe anhand von einem Beispiel.
Beispiel:
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S
1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0
B … 2
G … 9
R … 16
K … 10
L … 3
M [M+L = 3+2] 5
E [E+M = 5+3] 8
D [D+E = 4+5] 9
A [A+D = 1+4] 5
C [C+A = 3+1] 4
Die Buchstaben werden dann beim Test Chinesische Zeichen sein! Nun müsst ihr den unteren Buchstaben mit dem darüber addieren, also C + A. Da das C einer 3 und das A einer 1 zugeordnet wurde ergibt sich aus C + A = 4. Dann wird das A mit dem D addiert und immer so weiter. Ihr habt für so einen Block nur eine gewisse Zeit (ca. 15 Sekunden) und danach geht es weiter zum nächsten Block. Die Chinesischen Zeichen bleiben die gleichen nur die Aufgaben werden gemischt. Das ganze macht man 16 mal. Nach 10-11 Durchgängen hat man sich schon einige der Zeichen gemerkt und dann schneller addieren, wodurch man dann schneller vorankommt.

Nach gefühlt 5 Minuten ist man auch mit diesem Test durch und findet sich für diesen Tag zum letzten mal im Wartezimmer ein.

Im Wartezimmer wird einem dann noch mitgeteilt, wer für das Psychologengespräch dableiben muss und wer erst am nächsten Tag das Gespräch hat. Da wir 7 Leute waren und es schon 15 Uhr war, kamen nur noch 4 Leute zum Gespräch und die restlichen 3, mich eingeschlossen, mussten bis zum nächsten Tag warten.
Von uns 7 haben 6 bestanden und der einzige der es leider nicht geschafft hat war der erste der beim Psychologen dran war. Auch ein Bewerber den ich in Köln kennen gelernt habe und der eine Woche vor mir da war hat mir erzählt, dass alle die nicht bestanden haben am gleichen Tag das Psychologengespräch haben.
Als Faustregel kann man also sagen, dass die, die bis zum nächsten Tag warten müssen weiter sind. Allerdings gilt auch hier: Ausnahmen bestätigen die Regel. Und selbst wenn ihr erst am nächsten Tag dran seid, auch beim Psychologengespräch kann man raus fliegen, also nehmt die Sache ernst.

Den restlichen Tag haben wir dann Billard gespielt und uns auf das Psychologengespräch vorbereitet. Abends kommen dann auch die Bewerber der Phase III zurück auf ihre Stuben. Hier kann man sich auch immer ein paar Tipps abholen oder schon mal ein Blick auf die Phase III werfen. Stellt also ruhig Fragen und schnackt mit den anderen. Ihr sitzt schließlich alle im selben Boot Wink


2.Prüfungstag:
Nach einer besseren, aber trotzdem miserablen Nacht ging es morgens wieder zum Frühstück. Da ich mein Gespräch erst um 10Uhr hatte konnte ich ganz Entspannt Frühstücken und mich nochmals auf das Psychologengespräch vorbereiten.
Bereitet euch gut auf das Gespräch vor, denn auch hier kann man raus fliegen!
Um 9:20Uhr bin ich dann los gestelzt in Richtung Prüfungsgebäude. Auf dem Weg habe ich die anderen beiden Bewerber getroffen, welche mir dann noch 1-2 Erfahrungen mitgegeben haben.
Im Wartezimmer angekommen hat es eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis der Psychologe mich abgeholt hat. Wir gingen in sein Büro und man konnte unschwer erkennen, dass er Pilot war; genauer gesagt WSO auf dem Tornado.
Er begrüßte mich auch freundlich, hatte sich kurz vorgestellt und dann ging auch schon die Fragerei los. Da ich Hubschrauberpilot werden will hatte er mich auch gleich gefragt, welche Hubschrauber es in der Bundeswehr gibt.
Ich glaub er hatte nicht mit einer solchen Antwort gerechnet, denn er war ein bisschen erstaunt, dass ich ihm direkt alle Hubschrauber inklusive dem zukünftigen Sea Lion aufzählen konnte. Vorbereitung ist alles! Wink
Weiter ging es mit den Fragen, wie Funktioniert Auftrieb, wie fliegt ein Hubschrauber in die jeweiligen Richtungen und wofür ist der Heckrotor. Nachdem ich alle technischen Fragen überstanden habe musste ich noch auf Englisch erklären, warum ich ein guter Pilot bin. Hier reichen 3-4 Sätze. Weiter auf Deutsch ging er dann noch auf meine Schulnoten ein und hat gefragt, wie ich zur Fliegerei gekommen bin.
Nachdem die Fragen alle beantwortet waren, hat er mir meine Testergebnisse mitgeteilt.
Fazit: Test 1: Überdurchschnittlich, Test 2: Normal, Test 3: Ok, bis die Matheaufgaben kamen, ab da war es nur noch Kraut und Rüben und Test 4: auch normal.
Zum Chinesischen Zeichentest hatte er gesagt (und ich zitiere) „Da hätte ich einen Schimpansen vor setzten können, der hätte mehr geschafft wie Sie.“
Man schafft wohl bei diesem Test ca. 150-160 Zeichen richtig zu addieren und ich habe ganze 8 geschafft... ja 8. Er stempelte das dann mit einem Systemfehler ab und ist nicht weiter darauf eingegangen (mein Glück, da es kein Systemfehler war. Ich habe nicht wie oben im Beispiel das C mit dem A und dann das A mit dem D addiert, sondern das C nur hingeschrieben und dann das A mit dem C addiert. Fragt mich nicht wieso, aber nach 6 Stunden „Simulatoren“-Test ist das Gehirn einfach komplett hinüber Very Happy )
Nachdem er mir die Ergebnisse mitgeteilt hat, überreichte er mir den Zettel, der bestätigt, dass ich bestanden hatte und schickte mich los zur Medizin.
Er sagte mir noch, dass man merkt, dass ich mich vorbereitet habe, was selbstverständlich ist, aber nicht jeder mache. Also bereitet euch unbedingt auf das Psychologengespräch vor, denn die merken schnell, wer sich vorbereitet hat und wer nicht!

Am Nachmittag um 16:00Uhr wurden wir dann noch von einem jungen Jetpiloten zu den Prüfungsräumen der Phase III gebracht, wo er uns eine kurze Mission zeigte und 1-2 Worte dazu sagte. Danach kann man noch beim gemeinsamen Essen in der Kantine viele Fragen stellen und sich ein Bild vom Beruf des Piloten machen. Die Aufgabe dieses Jetpiloten ist es nicht sich aufzuschreiben, wer welche Fragen stellt o.ä. Er ist nicht an der Prüfung beteiligt und nur für die Bewerber da, um Fragen zu beantworten oder Erfahrungen zu teilen. Also ihn kann man echt alles Fragen.

Die Medizin:
Zur Medizin kann man nicht viel sagen, da man sich nicht darauf vorbereiten kann. Man ist hier eh nur der passive Teil und lässt mit sich machen. Man füllt einige Fragebögen aus und willigt in diverse Test ein, wie MRT oder Belastungs-EKG.
Die Wartezeiten kann man gut nutzen, um mit den aktiven Soldaten und Piloten zu schnacken und fragen zu stellen. Die sind alle sehr freundlich und auch genervt von den Ärzten und Wartezeiten, also freut sich jeder darüber ein bisschen zu plaudern, um so die Zeit schneller um zu kriegen.
Ich hatte die Ehre übers Wochenende dazubleiben, da der Neurologe wohl nicht so Lust hatte Erstbewerber zu untersuchen. Also Mittwoch, Donnerstag und Freitag mit Untersuchungen und Warterei verbracht. Samstag und Sonntag habe ich mir dann Fürstenfeldbruck angeguckt und mir bei McDonalds das W-LAN geschnorrt. Very Happy
Montag dann nochmal ca. 5-6 Stunden gewartet, bis der Neurologe Zeit für mich gefunden hatte. 10 Minuten beim Neurologen gewesen und dann durfte ich auch endlich nach Hause.
Das Highlight der Medizin war der Orthopäde. Man sitzt da und er ließt vor, was bei der Körpervermessung und dem MRT rauskam. Dann kam der Satz:“ Sie passen wegen ihren Oberschenkeln nicht in den Tiger rein.“ Ich wunderte mich und hatte gefragt, ob er nochmal nachmessen kann. Er guckte mich an, musterte meine Oberschenkel, kreuzte was auf seinem Zettel durch und mit den Worten „Ich habe gerade nachgemessen, jetzt passen Sie wieder rein“ fügte er eine andere Zahl ein.
Mein absoluter Held, da ich den Tiger unbedingt Fliegen will und er echt entspannt war. Very Happy

Das Ergebnis der Medizin bei mir war: uneingeschränkt Wehrfliegerverwendungsfähig
Ich war echt erleichtert, nicht nur weil das heißt, dass ich alles Fliegen darf, was die Bundeswehr zu bieten hat, sondern auch weil ich jetzt weiß, dass ich körperlich in bester Verfassung bin.
Ich zähle euch mal einige Befunde der Mitbewerber und deren Einschränkung dadurch auf.
1. Schlechte Augen → kein Jet
2. 2 Bandscheiben die hinüber waren → gar kein Luftfahrzeug (bei einer Bandscheibe hätte der Orthopäde ein Auge zugedrückt, allerdings nicht bei 2)
3. ein anderer hatte aufgrund einer früheren Operation eine Metallplatte im Kopf, diese würde beim MRT das Bild verfälschen, wodurch er nicht für das MRT zugelassen wurde → entweder Zivil ein MRT machen lassen oder keine Verwendungsfähigkeit
4. zu leicht → kein Hubschrauber (ist aber kein richtiges Ausschlusskriterium, da man bis zum Ausbildungsbeginn Zeit hat, die paar Kilo mehr drauf zu futtern)
Die Liste könnte man endlos fortsetzten und man kann wenig davon beeinflussen, also seid nicht all zu niedergeschlagen, wenn es an der Medizin scheitert.


Wie es weiter geht:
Es wird einem gesagt, dass man nach 2 Woche bei der Frau V. anrufen soll, um einen Termin für die Phase III zu machen. Macht euch allerdings keine all zu großen Hoffnungen, es kann gerne 3-4 Wochen dauern. Auch ich warte nach nun 3 Wochen immer noch auf einen Termin für Phase III.

Abschließend:
Ich hoffe mein Erfahrungsbericht kann/konnte euch helfen, sich auf die bevorstehenden Test vorzubereiten. Geht an jede Aufgabe gelassen und konzentriert ran!
Solltet ihr noch weiter Fragen zu Phase II oder ähnliches haben, kontaktiert mich. Ich bin gerne bereit euch zu helfen!
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Dennis101
NFFler
NFFler


Anmeldungsdatum: 17.05.2014
Beiträge: 25
Wohnort: Stuggi

BeitragVerfasst am: Fr Sep 01, 2017 12:01 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Hi,
Danke fuer deinen Erfahrungsbericht!
Ich machs zurzeit nach meinem Abitur eine Lehre zum Industriemechaniker und da muss man schon das ein oder andere Teil heben bzw. den Ruecken allgemein belasten. Ich fuehle mich gut jedoch habe ich keine Ahnung ob eine Bannscheibe davon betroffen sein koennte. Meine Bewerbung fuer die Bundeswehr liegt ausgefuellt fuer naechstes jahr auf meinem Schreibtisch. Sollte ich davor mal zu einem Rueckenarzt gehen damit er das alles mal untersuchen kann? Und was ist wenn der Ruecken eine leichte Skoliose hat?

Deno
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Alt&Neu
Captain
Captain


Anmeldungsdatum: 01.05.2009
Beiträge: 602

BeitragVerfasst am: Fr Sep 01, 2017 2:10 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn Du keine Beschwerden hast und Dich gut fühlst wäre es eine Möglichkeit zu warten, was die Mediziner in FFB sagen
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Alt&Neu
Captain
Captain


Anmeldungsdatum: 01.05.2009
Beiträge: 602

BeitragVerfasst am: Fr Sep 01, 2017 2:12 pm    Titel: Antworten mit Zitat

... und bis dahin rückengerecht heben ;-)
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kaemmon
Bruchpilot
Bruchpilot


Anmeldungsdatum: 12.06.2017
Beiträge: 5

BeitragVerfasst am: Fr Sep 01, 2017 7:33 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Hier der Link zu meinem Erfahrungsbericht über die Phase III Smile

http://www.pilotenboard.de/viewtopic.php?p=418336#418336
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