Beurfswunsch Pilot - Ein Traum(a) in der Wirklichkeit

[daimler124]

Hi liebe Community,

nachdem ich schon seit einigen Jahren eher ein passives Mitglied bei pilotenboard bin, möchte ich heute mal meine realistische Sicht auf die Dinge abliefern in der Hoffnung, dem ein oder anderen vllt. die Angst aber auch die rosaroteh Brille zu nehmen.

Wie nahezu alle hier eint uns der Wunsch, beruflich im Cockpit eines Airliners zu sitzen. Die Motivationen hierbei sind unterschiedlich: Prestige, gutes Einkommen,der Flugvirus......

Bei mir begann alles mit 8 Jahren, nach meinem ersten Flug. Von da an wusste ich, dass ich Pilot werden will. Es ist seitdem untrennbar mit mir verbunden.

Mit 16 hatte ich meine ersten Flugstunden und auch nach der Realschule war Gymnasium angesagt, mit dem Ziel Abitur weil Pilot

Einen PPL konnte ich mir nie leisten und auch mein Elternhaus ist nicht mit Reichtum gesegnet gewesen und so konnte ich mir mit Ferienjobs etc. vllt 2mal im Jahr eine Flugstunde leisten, aber das war es mir Wert.

Nachdem mir mein Fluglehrer auch durchaus fliegerisches Talent attestierte, gab er mir folgenden Rat: "Mein Junge, bevor du dich bei irgendeiner Flugschule bewirbst, mach eine vernünftige Ausbildung. Das ist die beste Loss of License und du lernst was fürs Leben".

Nachdem ich lange hin und her überlgt habe, habe ich mich dazu entschlossen, den Worten meines Lehrers zu folgen und so habe ich nach dem Abitur 2006 4 Semester Jura studiert. Nachdem ich gemerkt habe, dass das doch nicht das Richtige ist, mal abgesehen von dem Kostenfaktor (ein Studium kostet nicht weniger als eine ATPL-Ausbildung), habe ich eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann begonnen und nach 3 Jahren abgeschlossen.

Den Beruf übe ich nun seit 3 Jahren aus. Erst jetzt fühle ich mich reif und bereit dazu, den Weg über ein Auswahlverfahren zu beschreiten und meinen Traum zu verwirklichen.

Ich bin jetzt fast 29. Viele werden jetzt sagen, dass man sowas entweder will oder nicht und das ist sicherlich nicht falsch, aber ich habe in der Zwischenzeit einiges an Lebenserfahrung sammeln können und sehe heute einiges anders als direkt nach meinem Abi.

Ich selbst hätte einen Test á la LH direkt nach demAbi vergeigt, soviel weiß ich heute. Ob ich es nun schaffe, weiß ich nicht, aber ich lerne immerhin regelmäßig für den Test, wozu ich noch vor 5 Jahren viel zu faul gewesen wäre.

Es stellt sich auch die Frage, ob hier vllt besser davon geredet werden kann, dass eine Ausbildung die beste "never-get-a-license" ist.

Für mich kommt nur Vorfinanzierte Ausbildung Swiss oder LH in Frage. Sollte das nicht funktionieren, ist das Thema Pilot für mich gestorben. Ich persönlich finde es nämlich kriminell, dass Junge Menschen, die einen Traum haben, z.T.über 100k Euro an Darlehen aufnehmen, um von privaten Flugschulen ausgebildet zu werden, um dann auf einem momentan nicht existierenden Arbeitsmarkt zu verrotten.

Was man hier oft liest ist der Umstand des üppigen Pilotengehaltes. Auf pilotjobsnetwork.com sieht man dann ganz schnell die Einkommensrealität. Über 100k Euro in 15 Jahren (Albatros-Modell) ist kein Pappenstil. Das ist ein kleines Reihenhaus, für das Otto-Normal-Bürger 25 Jahre abzahlt. Und das bei noch ungewissem Einkommen....

Eine abgeschlossene Ausbildung und etwas Berufserfahrung ist dann plötzlich Gold wert. Eine Lizenz will am Leben gehalten werdn, das kostet Geld. Die Ausbildung will zurückgezahlt werden, das kostet Geld. Und eine abgeschlossene Pilotenausbildung ist am Arbeitsmarkt schlicht nichts wert. Ohne angeben zu wollen, in der Versicherungsbranche liegt mein Gehalt im Moment über jedem Piloteneinsteiger, trotzdem will ich es versuchen meinen Traum zu verwirklichen, aber nicht um jeden Preis!!

Ich selbst habe mich dieser Frage auch oft gewidmet und wenn man alle Fakten und Daten miteinander vergleicht, dann sollte jedem klar werden, dass ein Scheitern bei Swiss oder LH besser gleichbedeutend sein sollte mit: den Traum vom Fliegen gänzlich begraben".

Für den Moment ist das dann sicherlich ein Weltuntergang, aber die Kugel dreht sich weiter. Der Pilotenmarkt inEuropa erholt sich nur sehr langsam. Um wirklich außerhalb von LH oder Swiss Fuß zu fassen bleibt nur eines: ins Ausland gehen.

Die meisten wollen oder können dies jedoch nicht.

Und die Tatsache, dass die (privaten) Flugschulen mehr Nachwuchs auf den Markt pumpen als Plätze da sind, macht es nicht gerade einfacher. Zudem haben LH, AB, Condor etc. dank Flugverkehrssteuer und immer weiter steigenen Kerosinkosten (auch wenns im Moment human ist) immer mehr Probleme, über haupt in der Gewinnzone zu bleiben. Eine AB zeigt ja schon seit Jahren, dass vor dem Gewinn auch ein millionenschweres MINUS stehen kann.

Eine Quatar oder Emirates werden von ihrenLändern sogar noch subventioniert, sodass der Arbeitsmarkt mittelfristig eher noch mehr als weniger belastet wird (persönliche Ansicht).

Man könnte bei dem ganzen Thema immer noch weiter ausholen, aber die Frage, die sich jeder stellen muss ist:gehe ich ein Risiko ein, wenn ja unter welchen Bedingungen und wie weit?

Ich habe den Virus nun über 20 Jahre in mir, erst mit Ende 20 habe ich den Mut und ein Stück Lebenserfahrung, dass ich mir diesen Weg zutraue. Dass soll kein Indikator sein und jeder soll diese Entscheidung für sich fällen, aber im Nachhinein bin ich froh, diesen Weg über die Rationalität und nicht über die Emotion gegangen zu sein.

So wird ein evtl. bevor stehendes Scheitern eine weiche Landung nach sich ziehen.

Macht euch klar was ihr wollt. Wollt ihr mit aller Gewalt ins Cockpit? Dann macht eine Ausbildung, die euch auch so das Überleben sichert. Außerdem überbrückt ihr so die Zeit, in der es schlecht ausschaut auf dem Jobmarkt.

Oder überschuldet euch bis über beide Ohren, denn egal ob Swiss oder LH oder private Schule: Eine Überahmegarantie nach der Ausbildung wird es nie geben!!

Ich hoffe, dass meine Worte dem ein oder anderen etwas in der Entscheidungsfindung helfen konnte. Gerne kann hierber diskutiert werden, meine Ansicht ist schließlich nicht die einzig wahre Ansicht, aber eine doch sehr objektive

PS: Sobald ich meinen Test hinter mir habe, werde ich natürlich darüber berichten!!

Vielen Dank an alle Leser
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warum ein leben lang träumen, wenn man träume leben kann?

[flapfail]

Hast Du schon einen BU/FQ Termin?
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**Happy landings**

[daimler124]

[Foel1988]

hoffen wir mal, dass bis dahin das Bewerbungsfenster wieder offen ist

[daimler124]

immer positiv denken.....

und wie bereits gesagt, wenns nichts wird, dann dreht sich die kugel trotzdem weiter
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[Flugmensch]

Man kann es so oder so sehen.

Hättest du es direkt nach dem Abi geschafft, hättest du noch zu einigermaßen "guten Zeiten" angefangen, wärst jetzt im KTV, hättest deine Schulden schon abbezahlt und wärst viell. glücklich?

Viell. fändest du den Beruf auch scheiße und hättest längst was anderes?

Macht keinen Sinn irgendwelche elenden psychologischen Überlegungen zu machen, es kommt wie es kommt und man macht immer irgendwas auch mal falsch.
Wichtig ist, dass man zum aktuellen Zeitpunkt das macht, was man für richtig hält, auch mit ein bischen Blick für die Zukunft.

[Schienenschreck]

[daimler124]

Das ist der Plan. Wenn kein Airliner dann webigstens 3,5to
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[Flugmensch]

Das is doch dasselbe wie jmd., der sein Leben lang Ferrari fahren will.

Irgendwann hockt er drin und merkt, dass es früher mit nem leichten billigen Motorrad doch irgendwie mehr Laune gemacht hat.

Vieles will man nur aus Prestige und Ideale, die man in der Kindheit durch Medien/Umfeld eingetrichtert bekommt, merkt aber irgendwann, dass wahrer Spaß etwas viel besseres ist

[obstsalat]

Soetwas mag es geben. Und dann gibt es die Fälle, wo einem der Ferrari tatsächlich Spaß macht...

Wo man sich freut, etwas von der Welt zu sehen, auch im Winter ein paar Tage Layover am warmen Strand zu haben, mit einer netten Crew unterwegs zu sein, fliegerisch nicht immer nur irgendwo ein ILS runterzufahren oder durch europäischen Luftraum zu fliegen, mal Alaska, mal Kanada, mal Karibik,... Ja, das gibt es. Nein, das ist leider nicht mehr bei vielen Firmen so. Wie schon so oft gesagt: der Job kann wahnsinnig unterschiedlich sein, je nachdem, wo/bei wem man fliegt.

[daimler124]

natürlich ist es möglich, dass der ferrari doch weniger oder gar keinen spaß macht, wenn ich drin sitzen sollte, aber ich denke man soll es in jedem falle versuchen. nur so bekommt man die erkenntnis. zumindest find ich das so rum besser, als sich mit 70 im schaukelstuhl sitzend immer und immer wieder die frage zu stellen: "was wäre gewesen wenn"

aber darüber hinaus: ich fahre daimler
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