Erfahrungsbericht Medical Klasse 1

[Pacifica-744]

Hallo zusammen,

das ist wahrscheinlich der x-tausendste Erfahrungsbericht über das Medical, aber ich weiß selber wie sehr ich im Vorfeld nach Informationen gesucht habe, um mir selber ein bisschen die Aufregung zu nehmen - was wie ihr gleich lesen werdet nur bedingt geklappt hat
Ich hoffe, dass zukünftige Anwärter hierdurch ein bisschen erfahren, was auf sie zukommt und das alles im Grunde gar nicht sooo schlimm ist wie oftmals gemutmaßt wird.
Angefangen hat alles mit einem Telefonart zur Terminvereinbarung. Dieser war dann knapp 4 Wochen später – übrigens im AMC Köln. Anreise aus Wuppertal via Bus und Bahn, Termin um 8 Uhr. Da kann sich jetzt jeder selber ausrechnen, wann mein Wecker geklingelt hat… Kein Frühstück, man hat bitte nüchtern zu erscheinen. Anreise mit dem Auto ist nicht möglich, da Augentropfen verabreicht werden. Vor Ort angekommen heißt noch nicht am Ziel: Das DLR Gelände ist groß, plant hier noch ein paar Minuten Fußweg ein.
Doch nun zum Ernst des Tages: An Ort und Stelle angekommen wird zunächst ein Fragebogen über den bisherigen medizinischen Lebenslauf ausgefüllt. Krankheiten, Allergien, Verletzungen – das volle Programm. Zusätzlich zu diesem Bogen bekommt ihr noch einen Laufzettel mit allen Stationen, die an diesem Tag abgeklappert werden müssen. Die Reihenfolge ist für alle unterschiedlich, wie es eben grade passt. Es kann also auch durchaus sein, dass die Augenuntersuchung zu Anfang stattfindet und ihr so am Ende des Tages wieder selber nach Hause fahren dürft. Aber darauf würde ich in der Reiseplanung nicht zwangsläufig zählen. Für mich begann der Tag mit einer Blutabnahme und einer ersten Ohrenuntersuchung: Nur kurz „reingeguckt“ frei nach dem Motto, ob alles an Ort und Stelle ist. 2 Spritzen Blut ärmer ging es dann mit einem Becher auf die Toilette zur Urinprobe. Hier wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Urin aus dem „Mittelstrahl“ zu sein hat. Da ich noch nichts getrunken hatte und zuvor noch zu Hause auf Toilette war gab es in Bezug auf den „Mittelstrahl“ keine Auswahl – musste das genommen werden, was kommt
Danach ging es sofort einen Raum weiter: Hier stand EKG und Blutdruck auf dem Programm. Bisher übrigens alles ohne Wartezeiten (zumindest bei mir).
EKG im (mehr oder weniger) liegen. Diese Apparatur auf der ich da lag/saß kann ich schlecht beschreiben, auf jeden Fall höllisch unbequem. Blutdruck war bei 156 zu irgendwas, aber das sollte an diesem Tag noch nicht der Rekord gewesen sein Dazu später mehr. Aber die Mitarbeiterin staunte schon nicht schlecht… Weiter ging es – wieder ohne Wartezeiten – zum Hörtest. Hierzu kommt ihr in eine abgedichtete Kammer, dort findet ihr einen Kopfhörer und einen Schalter [ Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich mein Herz in dieser mehr oder weniger schalldichten Kammer habe schlagen hören, nachdem ich vom Blutdruckmessen noch extrem aufgeregt war ]. Jedenfalls werden jetzt verschiedene Frequenzen über die Kopfhörer getestet – Immer wenn man was hört: Knopf solange drücken, bis der Ton weg ist. Diese Töne sind am Anfang immer extrem leise, drückt trotzdem den Knopf. Ich war mir nie sicher, ob das wirklich schon der Ton ist oder nur irgendein Nebengeräusch. Dadurch habe ich viele Töne erst viel zu spät gedrückt (Der Arzt hat nichts gesagt, muss also alles noch im grünen Bereich gelegen haben, aber wäre definitiv besser gegangen). Jetzt folgte für mich zunächst eine kleine Auszeit. Plätzchen, Tee und Kaffee stehen kostenlos zur Verfügung (Kaffeekasse sollte aber fairerweise mit bisschen Kleingeld gefüttert werden). Vom Kaffee hat mir die Mitarbeiterinn aufgrund des Blutdrucks aber dringend abgeratenJ.
Nach der Wartezeit ging es dann zur augenärztlichen Untersuchung. Was genau da jetzt in jedem einzelnen Schritt getestet wurde bin ich schließlich auch nicht mehr durchgestiegen, ich kann also nur sagen, was gemacht wurde bzw. was ich machen musste. Das erste kann ich allerdings noch mit großer Wahrscheinlichkeit betiteln: Hierbei handelte es sich um die Vermessung des Sehfeldes. Dazu wird jeweils ein Auge abgedeckt und man guckt durch eine Öffnung in eine Kugel rein, wobei diese Öffnung so eingestellt wird, dass das zu testende Auge genau auf eine kleine Lampe hinten an der Kugel fokussiert ist. Diesen Lämpchen muss während des Tests immer angeguckt werden. Jetzt erscheinen auf der Innenseite der Kugel an verschiedenen Stellen für einen Bruchteil einer Sekunde „Blitze“. Diese sollen aus dem Augenwinkel wahrgenommen werden. Immer wenn man was sieht Knopf drücken. Ich kann echt nicht schätzen wie lange ein Durchlauf dauert, gefüllt war es jedenfalls eine halbe Stunde. In echt würde ich sagen knapp über 5 Minuten pro Auge, vielleicht auch ein bisschen mehr. Das andere Auge wird durch eine Augenklappe verdeckt, ich kann nur empfehlen dieses Auge zu schließen. Ich hatte das Gefühl mich so mehr auf die Blitze konzentrieren zu können.
zu aller Freude hatte ich auch noch das Vergnügen das rechte Auge gleich 2x vermessen zu lassen, warum weiß ich auch nicht. Wieder kurze Wartezeit, dann weitere Augentests: Zunächst nur mit weit geöffneten Augen in ein spezielles Gerät gucken, wo sich dann eine Spirale im Wechsel scharf und unscharf stellte. Man sollte einfach nur „in die Ferne“ gucken, nichts fokussieren. Was hier genau getestet wurde kann ich nicht sagen. Danach bekommt ihr eine spezielle Brille auf und guckt auf eine Skala, die knapp einen halben Meter von euch weggehalten wird. „Auf“ dem Brillenglas wandert ein „Lichtstrahl“, der sich irgendwann einpendelt. Diesen Wert sollt ihr dann auf der Skala ablesen. Das ganze 1x horizontal, 1x vertikal und für jedes Auge. Schließlich das Selbe in grün (apropos grün, da komm ich auch noch zu) nochmal mit einer anderen Brille und Skala, diesmal ca. 5-7 Meter von einem entfernt. Ich könnte mir vorstellen, dass hier getestet wurde, ob jemand schielt – nur eine Vermutung. Kommen wir nun zu den berühmt-berüchtigten rot-grün Tests, die sofort im Anschluss folgten. Getestet wird mit diesen Farbtafeln (mir fällt grade der Name nicht ein Iry..schi.. irgendwas). Darauf sind Zahlen auf unterschiedlich-farbigen Hintergrund zu erkennen (oder eben nicht). Jedes Bild wird euch 3 Sekunden gezeigt, dann muss eine Antwort da sein. Auch hier wird jedes Auge einzeln getestet. Ich konnte 2 Zahlen mit keinem Auge erkennen. Ob das wirklich Zahlen waren oder nur ein „Fake“ wollte man mir nicht sagen. Jedenfalls hatte ich schon Angst urplötzlich eine Rot-Grün Schwäche zu haben. Diese Befürchtung wurde mit dem nächsten Test nochmal bekräftigt: Ich kann nicht sagen, ob nur ich diesen Test aufgrund meiner eventuell falschen Antworten machen musste oder ob der zum normalen Procedere gehört: Das Gerät ähnelt von außen einem Mikroskop, wenn man rein guckt sieht man einen Kreis. Linke Hälfte grün, Rechte rot (oder umgekehrt?!). Den linken Knopf drücken, wenn die Farben ungleich erscheinen, den Rechten, wenn sie gleich sind. Wieder jedes Auge mehrere Durchgänge, wobei die Farben mit jedem Mal ein bisschen verblassen. Danach ging es in den Nachbarraum zur Augenärztin: Hier folgte ein normaler Sehtest wie man ihn schon vom Führerschein kennt: Wo sind die Kreise geöffnet? Links? Rechts? Oben? Unten? Schräg unten links? Schräg oben rechts? usw… Dann wurden die Augen bzw. die Pupillen weit getropft => 25 Minuten warten. Dann noch ein Sehtest mit verschiedenen Linsen und ein „Blick hinter die Kulissen“ des Auges von der Augenärztin. Ergebnis bei mir am Ende: Augen vollkommen in Ordnung, in ein paar Jahren vielleicht zum Fliegen eine Brille. Läuft! J
Danach hieß es wieder ein bisschen warten, die Ersten waren inzwischen fertig und durften gehen, für mich stand noch das abschließende Gespräch mit dem Fliegerarzt auf dem Programm. Auch hier musste die ganze Krankheitsgeschichte nochmal runter gebetet werden. Bei mir in jungen Jahren Heuschnupfen und ein Ohnmachtsanfall in der Schule mit anschließendem 3-tägigem Krankenhausaufenthalt. Alles kein Problem, nur den Entlassungsbericht vom Krankenhaus wollte der Arzt noch zugeschickt bekommen - ob nicht irgendwas festgestellt wurde, was mich in meiner Lizenz später beeinträchtigen könnte. Dann die obligatorischen Fragen zum Thema Drogenkonsum, Alkohol, Rauchen, Sport usw. Dann noch kurz in den Nachbarraum: Größe messen, Gewicht und danach zu einem weiteren Anlauf Blutdruck messen: Neuer persönlicher Rekord: 186 zu xy mit einem Puls von über 100! Wow… Schock! Der Arzt hat mir dann 10 Minuten zum beruhigen gegeben, ist raus gegangen und ich hab mich hingelegt. Danach: 150 zu xy. Immer noch viel zu hoch, dafür, dass ich gelegen habe
Da mir dieses Problem aber von Arztbesuchen durchaus bekannt ist habe ich in weiser Voraussicht zuvor eine 24 Stunden Langzeitmessung durchführen lassen. Ergebnisse mitgebracht: 1a Blutdruck – Sache erledigt. Ich muss wirklich an dieser Stelle sagen, dass alle Mitarbeiter sehr nett waren und auch der Arzt sich sehr viel Mühe gegeben hat und wirklich vieles versucht hat meinen Blutdruck „runter zu drücken“ J Jetzt folgten noch ein paar Übungen wie auf einem Bein stehen, dabei mit geschlossenen Augen den Finger an die Nase führen usw. Koordination eben. Danach wurden ein paar Reflexe getestet (hier gibt es übrigens mehr Stellen als nur die Kniescheibe). Zum Schluss noch eine Lungenfunktion. Hier folgte gleich der nächste Aufreger (obwenn mein Blutdruck nicht ohnehin schon hoch genug war): 70% Lungenvolumen! Ich konnte das kaum glauben, weil ich pro Woche seit über einem Jahr an die 100km jogge gehe und vorher ein Leben lang Fußball gespielt habe. Aber das Gerät zeigte es nun mal an… Zur Abklärung folgte eine weitere Lungenfunktion mit einem anderen Gerät im Keller und anderem Mundstück (nicht nur so eine Röhre zum reinpusten, sondern sowas wie ein Schnorchel-Mundstück). Ergebnis hier 98%. Auch alles in Butter. Warum ich bei der anderen Messung so schlecht war, weiß ich bis heute nicht, vielleicht das Röhrchen nicht richtig im Mund gehabt. So sind inzwischen 6 Stunden vergangen und ich konnte endlich mit einem guten Gewissen nach Hause fahren bzw. abgeholt werden. Gefüllt sind jetzt während ich den Bericht schreibe auch 6 Stunden vergangen, also möchte ich euch erlösen und nicht noch weiter schreiben
Ich kann die das AMC in Köln wirklich mit allem drum und dran empfehlen. Kostenpunkt lag übrigens bei 540€
An alle, die das Medical noch vor sich haben, macht euch nicht verrückt, man steckt da eh nicht drin. Entweder man bringt die Gesundheit mit oder eben nicht. Wenn ihr euch mal ab und zu verklickt bei irgendwelchen Tests geht die Welt auch nicht unter. Insgesamt glaube ich, dass sofern mit den Augen alles in Ordnung ist und man nicht grade mit dem Kopf unterm Arm da ankommt, das Medical so gut wie in der Tasche ist.
Also macht locker [ lockerer als ich – kann sich nur positiv auf den Blutdruck auswirken J ] und vermeidet wenn ihr mit dem Blutdruck zu kämpfen habt am besten eine Woche vorher Cola, Kaffee, schwarzen Tee usw.

In diesem Sinne einen schönen Abend bzw. inzwischen schon eine gute Nacht!

Gruß Daniel

P.S. Ich habe mir den Text nicht nochmal durchgelesen und auf R-Fehler usw. überprüft, also ignoriert diese einfach

[2Be]

[Lockheed F-16]

Absätze sind nicht nur bei High Heels schön
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BU 09/2012: Bestanden!
FQ ? :

[JuliA320]

@2be:
Glaub ich eher nicht. Hat nur 1x das AMC erwähnt. Seine eigenen Erfahrungen und Bedenken geäußert. Außerdem war er noch anderweitig im Forum aktiv. Wenn er ein Arbeitgeber wäre, dann müsste er verdammt link und schlau sein.

[2Be]

[Flugleiter]

[löhdy]

doch tun sie

[Schwakinszky]