Intercockpit & Übernahmeerfahrungen

[B1900D]

So sehe ich es auch.

Zu dem Stichwort "Holländer" - auch wenn ich unsere Nachbarn in den meisten Fällen als super Kollegen ansehe, ist mir aufgefallen das sie in ihrem eigenen Land noch begrenztere Möglichkeiten haben, um an Jobs zu kommen - bei KLM ist seit Jahren was Neuzuwachs betrifft, so ziemlich tote Hose und Martin Air ist inzwischen pleite - deswegen drängen sie logischerweise so ziemlich auf den deutschen Arbeitsmarkt - also nicht nur bei TUI sondern auch bei LH etc und in der GA - eine Tatsache, die natürlich unserer Chancen schmälern. Beim DLR sind schätzungsweise bis ca. 40% der GU Kandidaten aus Holland.

Andersherum muß man natürlich auch argumentieren, daß uns so ausserhalb der Heimat auch evtl Türen offenstehen.

[Alice D.]

Ob die Leute bei McD arbeiten oder nicht, ist nur eine Seite der Medaille. Klar, Cockpit ist schöner. Mir geht es darum: Habe ich die nächsten 10-15 Jahre die 500 Euro übrig, um den Kredit zurück zu zahlen, oder bin ich auf externe Hilfe angewiesen? Klar würde ich die Ausbildung machen, um Pilot zu werden. Nur wenn es aus den verschiedensten Gründen nicht klappt, macht es immer noch einen Unterschied, ob ich Hartzer bin oder mich selbst&Familie prinzipiell tragen kann.

[B1900D]

Du kannst deine Chancen nicht realistisch abschätzen, weil diese Statistiken der Allgemeinheit für dich als Individuum gar nichts aussagen. Du wirst nur es nur wissen, wenn du es machst. Wenn die Statistik 50% aussagt, sagt das nichts über deinen Werdegang aus - da wird es nur 100% oder 0% geben. Die Situation ändert sich ständig und ich selber habe das Gefühl das es momentan nicht besser wird - eher schlechter.

[Alice D.]

Das ist schon klar. Ich kann aber eine Prognose erstellen, sie kann hinkommen oder eben nicht. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht, diese Entscheidung rational treffen zu können.
_________________

[B1900D]

Die Entscheidung ist nicht rational zu treffen.

[Thermikflieger]

Richtig! Und ob die Entscheidung gut oder schlecht war weist du eben erst hinterher. Versuch auf dein Bauchgefühl zu hören!

Aber ich glaub der Versuch sich Richtig zu entscheiden hat vielen von uns hier schon schlaflose Nächte gebracht...

[Alice D.]

Emotional ist viel Angst da. Angst vor dem Absteigen, Arbeitslosigkeit, Schulden, Freudin weg. Der Wille ist so oder so da. 50% Risiko auf den Willen gesetzt ist das höchste der Gefühle. Alles andere wäre Dummheit, Draufgänger sind als Piloten nicht gefragt.
Ich bin da ergebnisoffen. Nur soll das was ich mache Hand und Fuß haben.
_________________

[B1900D]

Alice - dann lass es ganz ehrlich gesagt bleiben. Finanziell abgestiegen, Arbeitslosikeit, Schulden, Freundin weg - ist bei mir alles vorgekommen - sogar auch nach den ersten 1000 Stunden als Pilot. Jetzt mit knapp 2000 Stunden geht es mir ok (auch weil ich mal wieder Schwein hatte, aber auch nur weil ich mir wieder den Arsch dafür aufgerissen habe) - und jetzt hoffe ich das alles fit bleibt und so weitergeht - aber die Angst das morgen alles vorbei sein könnte, die existiert irgendwie trotzdem irgendwo - motiviert einen aber auch, seinen Job auf dem höchsten Niveau und professionell auszuführen. Daran gewöhnt man sich - that's life. Wichtig ist halt das Wiederaufstehen, wenn das Schicksal zuschlägt. Davon wird man jedoch auch bei anderen Berufen durchaus nicht verschont.

[Eazy]

Alice, genau deshalb habe ich als "Alter" von der full-power-Version Abstand genommen und mache es nur noch nebenher...der eintrübende Markt hat mich dabei -leider- bestätigt.
Ich bin, wie gesagt, im LH-Konzern tätig und kann auch hinter viele Kulissen anderer Airlines schauen. Leider muss ich da auch mal unserem CEO C. Franz recht geben, dass die Branche ein strukturelles Problem hat. Folge: In unseren Breitengraden wirst Du auf absehbare Zeit nicht mehr großartig mit einem Arbeitsplatzwachstum rechnen können.

Wie die Vorredner sagten, für Dich selbst wird es nur 0 oder 100% zum Schluß geben. Hier ist nur die Frage, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für die 100% zum Schluß ist...die versuchten Rechnungen sollten in Dir jedoch arge Zweifel wecken, ob dies nicht deutlich unter 50% ist?

[Alice D.]

Ja, ich denke es ist unter 50%.

Das ist ein sehr, sehr schmerzlicher Entschluss die ganze Sache sein zu lassen. Gibt es wirkliche Alternativen? Ich kann es reißen, aber es wäre alles sehr marginal. Irgendwann ist der Zug nunmal abgefahren, ob ich das nun gut finde oder nicht. Ich denke mal eine Sache die noch mit rein spielt, ist das ich den Pilotenberuf immer als ein sehr hohes Gut betrachtet habe. Von daher muss ich lernen, dass ich auch noch was wert bin, wenn ich eben nicht Pilot bin. Ich habe halt einfach früher die falschen Entscheidungen getroffen oder einfach Pech gehabt, da macht sich schon Verbitterung breit. Nur hilfts ja alles nichts.

Insofern - Privatpilot mit IFR, Weltreisen, ein 737NG Homecockpit oder auch für die Frau und Kind da sein. Das Leben ist reich an Glück, ich muss nur mal aus meinem Tunnelblick raus.
_________________

[Eazy]

Kann ich ebenfalls für mich sagen. Leider.

[panic]

Hallo Alice,

ich stand selbst bis vor kurzem noch vor der Frage ob ich die Ausbildung bis zum ATPL privat finanzieren soll oder nicht. Habe dann aber für mich die Entscheidung getroffen es nicht zu tun. Der Markt für Piloten ist völlig am Ende und ich bin nicht bereit mich für eine Airline völlig zu versklaven (Stichwort Pay-to-fly oder SSTR), weltweit einem schlecht bezahltem Pilotenjob hinterherzureisen oder vom ständigem Jobverlust bedroht zu sein. Bin auch keine 21 mehr, habe ein Studium absoviert und jetzt einen relativ sicheren Job mit gutem Gehalt. Die Fliegerei werde ich weiter als Hobby betreiben, irgendwann noch ein IR und ME machen, aber nicht mit dem Ziel um in der Profiliga zu landen sondern weil es mir Spass macht!
_________________
FAA PPL